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Gewürze, die von innen wärmen
Text: Harald Wieser

So duftet der Winter

Gewürze, die von innen wärmen

Können Gewürze ernsthaft wärmen? Durchaus – schon in der traditionellen chinesischen Medizin oder dem Ayurveda wusste man, dass Nahrungsmittel, und auch Gewürze, thermisch auf unseren Körper wirken.

Die klassischen Wintergewürze wie Kardamom, Koriander, Chili, Ingwer, Zimt und Sternanis gehören dazu. In den Samen, Früchten, Rinden und Wurzeln der Wintergewürze versteckt sich ihre Superpower: hochkonzentrierte Wirkstoffe, die seit tausenden Jahren verzehrt und kultiviert werden. Die ätherischen Öle, die sie beinhalten, schützen uns auch heute bei nasskaltem Wetter nicht nur vor Erkältungskrankheiten, sondern sorgen auch für Genuss und Wärme.

6 Gewürze für den Winter

1. Kardamom

Zerstößt man die dunklen Samen im Inneren der grünen Kapseln, riecht es angenehm aromatisch nach Eukalyptus, Zitrone und exotischen Blüten. Der Gehalt an ätherischem Öl ist mit 4 bis 8% verhältnismäßig hoch, außerdem enthält er Antioxidantien und Eisen. Dem Kardamom wird eine verdauungsfördernde, kreislaufanregende und appetitfördernde Wirkung nachgesagt. Darüber hinaus soll er gegen Mundgeruch helfen und Magenschmerzen lindern.

2. Koriander

Koriandersamen ist ein wesentlicher Bestandteil verschiedenster Gewürz-Mischungen wie zum Beispiel Curry. Zum Würzen werden die kugelförmigen Samen und – vorwiegend in fernöstlichen Ländern – die frischen Blätter und Wurzeln verwendet. Früchte und Blätter besitzen dabei völlig verschiedene Aromen. Die Samen schmecken mild-würzig und leicht süßlich, ganz entfernt erinnern sie an Orangenschale.

Koriander passt gut zu Fleisch- und Fischgerichten, gehört ins Weihnachtsgebäck und ist ein beliebtes Brotgewürz. Spätestens seit die Bücher von Starkoch Yotam Ottolenghi in den Küchen stehen, findet man das Gewürz auch in vielen vegetarischen und veganen Rezepten. Koriandersamen sollte immer frisch im Mörser zerkleinert werden, sonst schmeckt er bitter. Er wirkt verdauungsfördernd und macht Speisen bekömmlicher.

3. Chili

Das Erfolgsrezept der kleinen Schoten ist ziemlich originell: Ihr Inhaltsstoff Capsaicin, verantwortlich für die Schärfe, gaukelt beim Verzehr dem Gehirn vor, dass eine Verbrennung im Körper vorliegt. Daraufhin setzt es Endorphine frei und die Kühlmechanismen in Gang. Es entsteht ein Gefühl von Hitze und man beginnt zu schwitzen.

Chilis stammen ursprünglich aus Südamerika. Dort wurden die scharfen Schoten von Ureinwohnern als Gewürz und Gemüse verwendet. In Peru wurden Chilis sogar als Währung akzeptiert. 1492 brachte Christoph Kolumbus die „temperamentvollen Schoten“ nach Europa.
Bei Chilis gibt es eine Faustregel: Je kleiner die Schote, umso exklusiver ist sie. Und je intensiver die Farbe, desto hochwertiger ist die Qualität.

In der traditionellen jamaikanischen Medizin werden Chilis zur Behandlung von Diabetes mellitus verwendet. Aber auch sonst schätzt man die Schoten als bewährtes Hausmittel. So kann Chili den Kreislauf ankurbeln, die Durchblutung fördern, Hitze erträglicher machen, aber eben auch wärmen und gegen Darminfektionen wirken. Außerdem hilft der Einsatz von Chili bei einer natriumreduzierten Ernährung, denn durch das scharfe Würzen kommt man mit erheblich weniger Salz aus.


4. Ingwer

Der Einsatzbereich der unscheinbaren Knolle in der Küche kennt kaum Grenzen: Die frische Säure des Ingwers passt ebenso gut zu Salzigem wie zu Süßem. Der Geschmack wird von einer anregenden Schärfe dominiert und von einer dezenten Süße abgerundet.

Ingwer ist in jeder Curry-Mischung enthalten. Bereits in der Antike brachten arabische Gewürzhändler die Knolle nach Rom. Dennoch dauerte es bis zum Mittelalter, ehe er überall in Europa gehandelt wurde. Was folgte war ein Triumphzug: Ingwer verdrängte den teureren Pfeffer und wurde zum meistverwendeten Küchengewürz.

Allerdings galt er neben seinem guten Geschmack auch als Heilmittel und Aphrodisiakum.
Profis schwören auf die würzige Knolle, denn er sorgt mit Frische und Schärfe geschmacklich oft für das gewisse Etwas.

Die enthaltenen Gingerole regen die Durchblutung an. Im Gegensatz zu anderen wärmenden Gewürzen lässt sich die frische Ingwer-Wurzel auch als Tee zubereiten. Dafür einfach zwei Tassen Wasser und fünf bis sieben Scheiben einer frischen Ingwer-Wurzel ca. 15 Minuten lang leicht köcheln lassen. Je nach Belieben mit Zitronensaft und Honig verfeinern.

5. Zimt

Für die Europäer war die Herkunft lange Zeit ein Geheimnis. Nur die Händler wussten, dass die süße Zimtrinde die Innenrinde eines asiatischen Baumes ist. Über die Gewürzstraße gelangte der Zimt 1.600 v. Chr. nach Europa. Das feine Aroma begeisterte die Küche des Mittelalters. In der französischen Küche wurde damals mehr als die Hälfte aller Gerichte und Saucen mit Zimt zubereitet.

Je dünner, feiner und heller die Zimtstangen sind, umso hochwertiger sind sie. In der Traditionellen Chinesischen Medizinwird das beliebte Gewürz gerne bei Kältegefühl verwendet, da es die „innere Kälte“, die wir im Winter oft spüren, vertreiben kann.


6. Sternanis

Gewürze sind Heilpflanzen für unser Leben, und Sternanis zählt definitiv dazu. Furore machte das hübsche Gewürz bereits am russischen Zarenhof im 17. Jahrhundert, wo die Herrschaft beliebte, ihren Tee damit zu würzen.

Bei Sternanis handelt es sich um die sternförmigen Früchte eines immergrünen Baumes, der bis zu acht Meter hoch wachsen kann und über 100 Jahre alt wird. Ein einziger Sternanisbaum liefert im Jahr bis zu 40 kg Früchte. Sternanis ist reich an ätherischen Ölen, insbesondere an Anethol. Sein Geschmack ähnelt Fenchel und Anis. Sternanis hat zudem eine Lakritznote und eine deutliche Schärfe; er schmeckt kräftig süßlich. Sein Nachgeschmack ist frisch und angenehm. Sternanis wird ganz, in Stücken oder gemahlen verwendet. Bei uns wird er vor allem beim Backen eingesetzt. Unentbehrlich ist Sternanis im Fünf-Gewürze-Pulver. Er würzt Fisch und Meeresfrüchte, intensiviert die Süße von Kürbis, Lauch und Wurzelgemüse.

Sternanis findet als Bestandteil einiger Grippemittel Verwendung und soll einen positiven Einfluss auf die Atemwege haben. Zudem wird ihm, analog zum Zimt, eine günstige Wirkung auf die Verdauung nachgesagt.

Winter-Rezept: Würzwein oder alkoholfreier Heidelbeer-Punsch

Zutaten

2 l Rotwein oder Heidelbeersaft
1 EL Zimtpulver
6 Stück Sternanis
3/4 EL Ingwerpulver
1 TL gemahlene Muskatnuss
1 TL Nelkenpulver
1 TL Majoran
1 TL Kardamom
1 TL schwarzer Pfeffer
175 g Honig
Zubereitung

Die Zutaten aufkochen, 15 Minuten ziehen lassen, vorsichtig abseihen und zum Schluss den Honig einrühren.