Ihr Kind beißt? Keine Sorge, das ist völlig normal!
Kinder verhalten sich manchmal aggressiv, laut – oder schlichtweg rätselhaft. Hier erklärt eine Psychologin, was dahintersteckt
Mag. Luise Koch ist Kinderpsychologin in Salzburg. In ihrer Praxis unterstützt sie Kinder und Eltern bei Themen wie Auffälligkeiten im Verhalten. Info: kinderpraxis-sonnenschein.at.
Mein Kind schreit scheinbar aus dem Nichts heraus
„In solchen Momenten lohnt es sich, genau hinzuschauen“, sagt Luise Koch, Kinderpsychologin aus Salzburg. „Hat das Kind vielleicht Hunger oder ist es müde? Oder fällt es ihm schwer, seine Gefühle auszudrücken?“ Viele Kinder im Vorschulalter haben noch Probleme damit, ihre Emotionen zu benennen und angemessen damit umzugehen. Wenn Strategien zur Gefühlsregulierung fehlen, kann sich das in lautem Schreien äußern. Was empfiehlt die Expertin dann? „Sagen Sie zum Beispiel: ‚Du bist gerade wütend, weil …‘ oder ‚Ich sehe, dass du traurig bist, weil …‘ Bieten Sie einfache Möglichkeiten zur Beruhigung an – ruhiges Atmen, eine Pause in der Kuschelecke oder ein gemeinsames Gespräch.“
Kinder selbstbewusst erziehen: So geht es laut Expertin.
Mein Kind spielt ständig an seinen Genitalien
Die sexuelle Entwicklung durchläuft mehrere altersgerechte Phasen, die geprägt sind von kindlicher Neugier und Exploration. Von null bis zwei Jahren nehmen Kinder häufig ihre Körperteile durch Berührung wahr. „Dies gilt rein der Erforschung und ist nicht zu vergleichen mit der Sexualität im erwachsenen Sinne“, erklärt die Kinderpsychologin. Ab ca. drei Jahren beginnen Kinder zu begreifen, dass sich der weibliche und der männliche Körper unterscheiden. Sie entdecken das andere Geschlecht. „Geben Sie dem Kind ruhig den Freiraum zum Erkunden. Verbote führen zu Scham und Schuldgefühlen. Wichtig ist, ihm zu vermitteln, die Grenzen des Gegenübers zu respektieren“ , so Koch.
Kinder aufklären: Wann und wie Sie mit Ihnen über Sexualität reden, erfahren Sie hier.
Mein Kind zieht sich ständig in der Öffentlichkeit aus
Dass sich Kinder spontan ausziehen, kann ganz unterschiedliche Gründe haben. Manche reagieren empfindlich auf bestimmte Kleidungsstücke – etwa, wenn diese zu eng sind oder auf der Haut kratzen. Häufig steckt jedoch ein wichtiger Entwicklungsschritt dahinter: die Autonomie- bzw. Trotzphase, die mit etwa eineinhalb Jahren beginnt und bis zum sechsten Lebensjahr anhalten kann. „Kinder testen ihre Entscheidungsfreiheit und loten dabei auch Grenzen aus. Bleiben Sie ruhig und verständnisvoll. Erklären Sie Ihrem Kind, in welchen Situationen es sich selbstständig umziehen oder Kleidung ablegen darf“, so die Expertin. Werden bestimmte Teile häufig abgelehnt, können bequemere Alternativen Abhilfe schaffen. Das Kind soll sich wohlfühlen.
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Mein Kind will nicht mit anderen Kindern spielen
Mit etwa drei Jahren beginnen sich Kinder zunehmend für soziale Interaktionen zu interessieren. Die Beziehung und der Austausch mit Gleichaltrigen wird immer bedeutsamer. Doch jedes Kind entwickelt sich in seinem eigenen Tempo: Manche spielen lieber für sich allein oder parallel zu anderen, ohne direkten Kontakt. Grundsätzlich tragen aber alle das Bedürfnis nach Zugehörigkeit, Nähe, Austausch und gemeinsamen Erlebnissen in sich. Um diese Bedürfnisse zu erfüllen, müssen sie jedoch erst bestimmte Fähigkeiten erlernen. Zum Beispiel, mit Konflikten umzugehen, Frustration auszuhalten oder sich in andere hineinzuversetzen. Dieser Entwicklungsschritt verläuft bei einigen Kindern langsamer. Die Expertin rät: „Sollte über längere Zeit kein Interesse an sozialer Interaktion und am Spiel mit anderen aufkommen, dann lassen Sie sich psychologisch beraten.“