Büro-Knigge: So klappt ein gutes Miteinander
Ob im Büro, im Einzelhandel oder auf der Baustelle: Ein wertschätzendes Arbeitsumfeld ist die Basis für Motivation, Teamgeist und gemeinsame Erfolge. Doch was braucht es dafür? Und welchen Beitrag kann jede(r) Einzelne leisten? Darüber sprechen wir mit Knigge-Queen Renate Sandler.
Inhaltsverzeichnis
- Frau Sandler, was macht ein gutes Miteinander am Arbeitsplatz aus – und wie können Mitarbeitende selbst dazu beitragen?
- Welcher Dresscode ist im modernen Büro bzw. im Einzelhandel angebracht? Und was sind absolute No-Gos?
- Worauf sollten Beschäftigte bei einem Geschäftsessen unbedingt achten?
- Wie geht man im Arbeitsalltag mit privaten Gesprächen um, ohne die Professionalität zu verlieren?
- Wann ist das „Sie“ angebracht – und wann darf man zum „Du“ wechseln?
- Welche Regeln gelten für die Nutzung des Handys während der Arbeitszeit?
- Was ist bei Kaffeepausen zu beachten?
- Wie geht man mit Kolleginnen und Kollegen um, die beispielsweise ihr Geschirr regelmäßig stehen lassen?
- Absolutes No-Go: Benutzte Kaffeebecher einfach in die Spüle stellen.
- Wie lässt sich ein respektvoller Umgang zwischen verschiedenen Berufsschichten sicherstellen?
- Wie sollten Raucherpausen im Sinne des Teams gehandhabt werden?
- Ist eine Jeans im Rahmen von Business Casual erlaubt?
- Ist ein Sakko im Business Casual zwingend erforderlich?
- Welche zehn Knigge-Regeln sind im Berufsalltag besonders wichtig?
- Was zeichnet ein starkes und harmonisches Team aus?
- Was tun, wenn man eine krankgeschriebene Kollegin oder einen krankgeschriebenen Kollegen „erwischt“?
- Wann ist es angebracht, sich bei der Führungskraft über Kolleginnen oder Kollegen zu beschweren – und wann nicht?
Renate Sandler ist unter anderem Diplom Knigge-Trainerin, Mitglied des Vorstands der Deutschen Knigge Gesellschaft e.V., Buchautorin und Content Creatorin. „Ich will die Welt ein kleines bisschen wertschätzender machen“, verrät die Knigge-Queen.
Frau Sandler, was macht ein gutes Miteinander am Arbeitsplatz aus – und wie können Mitarbeitende selbst dazu beitragen?
Ein gutes Miteinander an jedem Arbeitsplatz lebt von Wertschätzung, Toleranz sowie klarer Kommunikation und einer Prise Humor. Wer zuhört, respektvoll mit anderen spricht und nicht nur nimmt, sondern auch unterstützt, trägt automatisch dazu bei. Auch für Führungskräfte gilt: Ein freundliches „Guten Morgen“ kann oft mehr bewirken, als die teuerste Motivationsmaßnahme.Welcher Dresscode ist im modernen Büro bzw. im Einzelhandel angebracht? Und was sind absolute No-Gos?
Generell gilt: gepflegt, passend zur Branche und bitte so, dass Kunden sich gut aufgehoben und Mitarbeitende nicht irritiert fühlen. Absolutes No-Go sind Kleidungsstücke, die mehr über das letzte Wochenende erzählen, als über die Professionalität am Arbeitsplatz. Flipflops, bauchfreie Tops, kurze Hosen bei Herren bzw. sehr kurze Röcke bei Damen oder destroyed Jeans mögen auf Festivals ihren Platz haben, im Berufsalltag jedoch weniger. Viele Unternehmen geben den Dresscode vor bzw. stellen Arbeitskleidung zur Verfügung. Beides ist sinnvoll. Individualität JA – Provokation NEIN. Wir senden mit unserer Kleidung immer eine Botschaft aus. Welche das ist, dürfen wir selbst entscheiden. Mit Kleidung austoben darf man sich gerne im Privatleben.Worauf sollten Beschäftigte bei einem Geschäftsessen unbedingt achten?
Ein Geschäftsessen ist kein Wettessen. Für das Einhalten von Benimmregeln wie korrekte Besteckhaltung, das Glas am Stiel halten, nicht über den Tisch langen und das Handy in der Tasche lassen, sollte immer Zeit sein. Weiters ist es gut, nur Speisen zu wählen, die „unfallfrei“ gegessen werden können. Spargel oder Spaghetti bitte nur bestellen, wenn man mit diesen Lebensmitteln schon vor dem Spiegel geübt hat.
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Wie geht man im Arbeitsalltag mit privaten Gesprächen um, ohne die Professionalität zu verlieren?
Ein kurzer Plausch zwischendurch ist menschlich und verbindet. Wer aber seine Beziehungsprobleme in der Kaffeeküche diskutiert, riskiert, dass die eigene Professionalität am Arbeitsplatz leidet. Gerne über Hobby, Urlaub, Tiere sprechen. Das ist unverfänglich. Fazit: privat ja, aber dosiert und mit Augenmaß.Wann ist das „Sie“ angebracht – und wann darf man zum „Du“ wechseln?
Grundregel im Business: Die ranghöhere Person bietet das „Du“ an. Wer vorschnell duzt, wirkt schnell respektlos und muss womöglich lange auf ein „Du-Angebot“ warten. Kommt man neu in ein Team, in dem sich bereits alle duzen, wartet man ab und startet mit einem „Sie“. Ich persönlich halte nichts von einem globalen, verordneten „Du“. Das darf sich zwischen zwei Menschen ergeben und ist immer noch ein Vertrauensbeweis.Welche Regeln gelten für die Nutzung des Handys während der Arbeitszeit?
Das Handy darf kein ständiger Begleiter im Meeting oder bei Kundengesprächen sein. Kurze private Nachrichten in der Pause sind in Ordnung, doch WhatsApp-Dauerschreiben während der Arbeitszeit ist ein sicherer Weg zur Genervtheit von Kolleginnen und Kollegen. Das gilt auch für lautloses Dauergetippe. Grundsätzlich sollten wir uns immer fragen, ob der Blick auf das Display „jetzt wirklich wichtig ist.“Was ist bei Kaffeepausen zu beachten?
Die Kaffeepause ist die inoffizielle Teamkonferenz. Angenehm wird sie, wenn alle die Gelegenheit nutzen, um kurz aufzutanken und zu reden anstatt zu lästern bzw. am Handy zu kleben. Am besten nie an Lästereien über abwesende Dritte beteiligen. Sonst ist man irgendwann selbst ein „Opfer“. Ganz wichtig für eine gute Arbeitsatmosphäre: Wer den letzten Kaffee nimmt, sollte die leere Maschine wieder befüllen. Und wer das benützte Kaffeegeschirr auch noch in die Spülmaschine räumt, sichert sich zusätzlich einen Pluspunkt beim Reinigungspersonal. Sie sind ein Kaffeejunkie? Hier gibt’s sieben Tipps für den nachhaltigen Genuss.Wie geht man mit Kolleginnen und Kollegen um, die beispielsweise ihr Geschirr regelmäßig stehen lassen?
Ein immer wiederkehrendes Phänomen. Mein Tipp: Sanftes Ansprechen ist besser als stille Wut. Ein humorvoller Hinweis („Horch mal, dein Kaffeehäferl hat gerade nach dir gerufen – es fühlt sich so allein im Spülbecken!“) wirkt oft mehr als Vorwürfe. Und wenn gar nichts hilft: Klare Teamregeln für die Küche aufstellen, sonst wird’s schnell zum Dauerärgernis.Wie lässt sich ein respektvoller Umgang zwischen verschiedenen Berufsschichten sicherstellen?
Respekt beginnt damit, die Arbeit der anderen wertzuschätzen. Ganz gleich, ob Praktikant, Chefin oder Reinigungskraft, alle tragen dazu bei, dass der Laden läuft. Wer andere herablassend behandelt, entlarvt vor allem sich selbst und nicht die Hierarchie.Wie sollten Raucherpausen im Sinne des Teams gehandhabt werden?
Rauchen ist Privatsache, doch sollten Pausen klar geregelt sein. Wer fünfmal am Tag „nur kurz“ verschwindet, während andere durcharbeiten, riskiert Unmut. Am besten ist es, offen zu kommunizieren und Pausen so gestalten, dass niemand benachteiligt wird. In vielen Unternehmen wird die Rauchpause als „Freizeit“ verbucht, das ist eine faire Lösung.Ist eine Jeans im Rahmen von Business Casual erlaubt?
Ja, wenn sie gepflegt, dunkel (schwarz, grau, blau) und ohne Löcher und sauber ist. Eine gute Jeans kann durchaus professionell wirken. Auch hier gilt vor allem die Regel: Auf die Vorgaben des Unternehmens achten.
Das gehört in eine Capsule Wardrobe.
Ist ein Sakko im Business Casual zwingend erforderlich?
Nein, es ist nicht immer erforderlich, ein Sakko für einen Business-Casual-Look zu tragen. Für die obere Körperhälfte reicht ein Hemd oder ein feiner Strickpullover, solange die untere Körperhälfte elegant bleibt.Welche zehn Knigge-Regeln sind im Berufsalltag besonders wichtig?
- Pünktlichkeit.
- Ein freundlicher Gruß.
- Zuhören.
- Angemessene Kleidung.
- Respektvoller Umgangston.
- Handy zurückhaltend nutzen.
- Auch in der digitalen Welt klar und höflich formulieren.
- Konflikte direkt und sachlich ansprechen.
- Fairness im Team.
- Dankbarkeit zeigen, auch für die kleinen Dinge des Berufsalltags.