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Drei Wege, wie wir unser inneres Kind heilen
Text: Maria Kapeller Nina Horcher

Verbundenheit

Drei Wege, wie wir unser inneres Kind heilen

Jeder Erwachsene trägt seine Kindheit mit sich – und oft hindern uns psychische Verletzungen aus der Vergangenheit daran, mit uns selbst ins Reine zu kommen. Doch das lässt sich ändern: Sie können Ihr inneres Kind heilen und trösten.

Als das „innere Kind“ bezeichnet die Psychotherapeutin Stefanie Stahl die Summe all jener Kindheitsprägungen, die wir durch unsere Eltern und andere Bezugspersonen erfahren haben. „Insbesondere die Kränkungen und Verletzungen aus der Kindheit verankern sich tief im Unbewussten und hindern uns als Erwachsene daran, unser volles Potenzial zu leben“, schreibt Stahl in ihrem Buch „Das Kind in dir muss Heimat finden“ (Kailash). Doch es gibt Hoffnung: Unser inneres Kind lässt sich heilen.

Wenn wir uns der Vergangenheit stellen und uns von alten Glaubenssätzen verabschieden, können wir auch als Erwachsene diese alten Wunden aus der Kindheit noch heilen. So lösen wir alte Blockaden und können letztlich zu uns selbst finden.

Inneres Kind heilen: Schattenkind trösten, Sonnenkind stärken

Bei der therapeutischen Arbeit mit dem inneren Kind wird zwischen Sonnenkind und Schattenkind differenziert. Das Sonnenkind ist eine Metapher für den intakten Teil des Selbstwertgefühls einer Person. Es repräsentiert die positiven Prägungen und guten Gefühle, die insbesondere aus einer achtsamen Erziehung resultieren. Dazu gehören etwa Spontanität, Abenteuerlust, Neugierde, Selbstvergessenheit, Vitalität oder Lebensfreude.

Das Schattenkind steht für jenen Anteil des Selbstwertgefühls, den wir stärken müssen, weil er verletzt und labil ist. Das Schattenkind umfasst die unbewussten, negativen Glaubenssätze, die jemand aus seiner Kindheit ins Erwachsenenleben mitnimmt, etwa „Ich bin nicht gut genug“ oder „Ich bin nicht wichtig“. Daraus resultieren Gefühle wie Trauer, Angst, Hilflosigkeit oder Wut.

Mit diesen drei Schritten heilen Sie Ihr inneres Kind

1. Die eigenen Schutzstrategien erkennen

Um mit negativen Gefühlen aus der Kindheit klarzukommen oder sie gar nicht erst zu spüren, entwickelt jeder Mensch eigene Schutzstrategien. Das können laut Stahl etwa Rückzug, Harmoniestreben oder Kontrollstreben sein: Reaktionen, die in der Beziehung mit anderen Menschen oft Probleme bereiten. Diese Strategien zu erkennen ist der erste Schritt, um das Sonnenkind zu fördern und das Schattenkind zu trösten.

2. Sich negativen Erinnerungen stellen

„Genauso wichtig ist es, Belastendes, Trauriges oder Verletzendes aus unserer Kindheit anzunehmen“, sagt die Psychotherapeutin Sylvia Wintersperger. „Dazu müssen wir uns jenem Bereich der Persönlichkeit zuwenden, der das kindliche Erleben noch trägt.“ Diese negativen Kindheitserfahrungen können wir neutralisieren, indem wir uns selbst Verständnis, Mitgefühl und Wohlwollen entgegenbringen.

3. Mit dem inneren Kind in einen Dialog treten

Das gelingt laut Wintersperger, wenn wir einen inneren Dialog mit unserem inneren Kind führen. Stellen Sie sich dazu als Erwachsener vor, Ihr jüngeres Ich habe gerade etwas Unschönes, Verletzendes oder Kränkendes erlebt. Dann trösten Sie Ihr inneres Kind, reden ihm gut zu und sagen ihm, dass es nicht allein ist. Machen Sie ihm klar, dass Ihr erwachsenes Ich bei ihm ist und dass das Problem aus Erwachsenensicht betrachtet werden kann.

Buchcover: Das Kind in dir muss Heimat finden - Stefanie Stahl

Das Kind in dir muss Heimat finden
Stefanie Stahl
Verlag: Kailash