Warum sollten Kinder nicht zu viel Zucker essen?

„Evolutionsbedingt hat der Mensch grundsätzlich eine Vorliebe für Süßes. Unser Gehirn weiß noch aus der Steinzeit, dass Süßes nicht giftig ist“, erklärt die Diätologin. Das Problem dabei: Wenn Kinder schon von klein auf an zu viel Süßes gewöhnt werden, erfolgt eine Geschmacksprägung in diese Richtung und gesunde Lebensmittel wie Gemüse und bittere Salate werden verweigert. Außerdem kommt hinzu, dass industriell gefertigte, zuckerhaltige Lebensmittel zusätzlich auch viel Fett enthalten. Wenn diese gemeinsam mit gesüßten Getränken auf den Tisch kommen, sind Gewichtsprobleme quasi vorprogrammiert. Neben Übergewicht ist eine weitere negative Auswirkung von übermäßigem Zuckerkonsum Karies. Außerdem kann dadurch die Konzentration beeinträchtigt werden.

Wieviel Zucker am Tag für Kinder? Das empfiehlt die Expertin

Laut WHO sollten Kinder nur 5% des Tagesenergiebedarfs in Form von Zucker konsumieren. Die Diätologin Sandra Laimer plädiert dafür, die Süßigkeiten für Kinder zu rationieren. Im ersten Lebensjahr sollen Babys gar keinen Zucker zu sich nehmen, danach gilt die Faustregel: „5 Schokobonbons, 2 Butterkekse mit Schoko oder 150ml Limonade.“ Laimer empfiehlt den Eltern außerdem, „die Portionen nach dem Handmaß zu wählen.“ Das heißt, eine kleine Handvoll Süßigkeiten (zum Beispiel als Nachspeise nach dem Mittagessen) ist in Ordnung. „Da die Hand immer eine altersadäquate Größe darstellt, ist für die Kinder auch nachvollziehbar, dass Mama und Papa eine größere Menge Süßigkeiten erhalten, da ihre Hände größer sind.“ Auch nicht zu unterschätzen: die Vorbildwirkung. Wenn Erwachsene mit gutem Beispiel vorangehen, orientieren sich Kinder daran.

Versteckter Zucker: Ernährungsbewusstsein und Zuckeralternativen für Kinder

Weil in sehr vielen Lebensmitteln wie Müsliriegeln und Fruchtjoghurts „versteckter Zucker“ beziehungsweise mehr Zucker enthalten ist, sollten auch sie in den täglichen Zuckerkonsum eingerechnet werden. Bei Lebensmitteln für Kinder sollte man auf jeden Fall darauf achten, dass diese „möglichst wenig verarbeitet wurden und wenig künstliche Zusatz-, Konservierungs- und Aromastoffe enthalten“. Expertin Laimer hat hierzu noch einen Tipp: „Achten Sie bei Produkten auf Formulierungen wie ,kann die Aufmerksamkeit von Kindern beeinträchtigen‘ und wählen Sie in diesem Fall am besten eine Alternative.“ Ansonsten empfiehlt es sich, schon früh ein Ernährungsbewusstsein zu schaffen und den Kindern möglichst viel Wissen über Zuckeralternativen mitzugeben. So lernen sie, dass sich zum Naschen die natürliche Süße von Obst und Beeren sowie das Süßen mit Honig gut eignen: Statt einem Eis gib es dann Naturjoghurt mit frischen Früchten, statt den Frühstücks-Cerealien einen Porridge mit Beeren…

Wieviel Zucker am Tag? Das ist keine Verhandlungssache

Wer kennt es nicht? An der Supermarktkassa werden ganz viele Verlockungen präsentiert und das Kind brüllt, weil es noch einen Lolli möchte. Eltern brauchen dann eiserne Nerven und einen verständnisvollen Erziehungsstil, der sie aber nicht von ihren Prinzipien abrücken lässt. Auch wenn die Großeltern es wieder besonders gut mit Eis und Kuchen meinen, ist es gut, wenn Ihr Kind über die Regeln, wieviel Zucker am Tag erlaubt ist, selbst Bescheid weiß. Natürlich gibt es Ausnahmen zu speziellen Anlässen (Ostern, Weihnachten, Kindergeburtstag…), diese sollten aber klar als solche an die Kinder kommuniziert werden – sonst wird aus der Ausnahme schnell die Regel. Ein komplettes Süßigkeitenverbot ist hingegen kontraproduktiv – dadurch werden Schoki & Co. nur noch interessanter für die Kleinen. Und Süßigkeiten sollten nicht als Belohnung oder Bestrafung eingesetzt werden – das führt zu ungesunden Essgewohnheiten.