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Fünf Tipps für Minimalismus: Leben mit weniger Kram und mehr Klarheit
Text: , Eva Meschede
Lesedauer: min
Ordnung halten

Fünf Tipps für Minimalismus: Leben mit weniger Kram und mehr Klarheit

Gut 10.000 Dinge besitzt ein durchschnittlicher Haushalt in wohlhabenden westlichen Ländern. Viel zu viele eigentlich. Die Sehnsucht nach Minimalismus haben viele Menschen. Doch wie und wo anfangen? Es muss ja nicht gleich ein Großprojekt wie Keller ausmisten sein. Mit diesen Tipps gelingen die ersten Schritte hin zum Minimalismus – in der Wohnung und im Leben.

Evolutionsbiologisch gesehen sind wir Menschen auf „Mehr“ programmiert: Sich alles anzueignen und zu sammeln, was wir kriegen können, hat das Überleben unserer Vorfahren gesichert. Doch unser Steinzeitgehirn ist in der modernen Welt überfordert: Waren und Dienstleistungen sind jederzeit und in quasi unendlicher Vielfalt verfügbar. In der Psychologie spricht man von „Entscheidungsüberlastung“. Denn Konsum in diesem Ausmaß macht uns nicht glücklich – im Gegenteil. Wir fühlen uns diffus, unwohl und gestresst. (Was das mit uns macht, erfahren Sie im Beitrag „Cortisol: Das ist die Wirkung des Stresshormons auf unsere Psyche“.)

Minimalismus erhöht das Wohlbefinden

Eine im Fachmagazin Young Consumers veröffentlichte Studie zeigt, dass reduzierter Konsum das Wohlbefinden stärkt und psychische Belastungen mindert. Als Ursache nennen die Forscherinnen und Forscher, dass bei weniger Besitz auch ein geringerer Aufwand für dessen Erhalt, Organisation und Schutz anfällt. Zudem haben immer mehr Menschen ökologische Bedenken und wollen nachhaltiger leben. Wer weniger kauft und konsumiert, verbraucht auch weniger Ressourcen.

Eine Frage des Mindsets: Worum es bei Minimalismus wirklich geht

Woran denken die meisten beim Stichwort Minimalismus? Wohnung, Keller, Dachboden ausmisten. Doch ein minimalistischer Lebensstil bedeutet nicht automatisch, den Haushalt bis auf 100 Dinge zu reduzieren (wie es der Minimalismus-Blogger Dave Bruno in seiner „The 100 Things Challenge“ getan hat) und in ein Tiny House zu ziehen. Bereits kleine Veränderungen bringen mehr Einfachheit und Klarheit – und diese Veränderungen gehen über das rein Materielle hinaus. Denn wer sich mit Minimalismus befasst, stellt schnell fest: Es geht vor allem darum, seine Einstellung zu verändern.

Minimalismus heißt, sich auf das Wesentliche zu beschränken. Doch wir sollten das nicht als schmerzhaften Verzicht wahrnehmen. Im Gegenteil: Dadurch wird das Verbleibende aufgewertet. Man befreit sich von Ballast, um sich mehr dem widmen zu können, was einem Freude bereitet und wichtig ist. Diese Erkenntnis kann zum Loslassen motivieren. Denn keine Angst: Niemand muss sich von seiner heißgeliebten Zeitschriftensammlung trennen, wenn sie das eigene Leben bereichert (und nicht belastet).

5 erste Schritte hin zum Minimalismus

1. Weniger Neues anschaffen

Wenn man bereits viele Dinge hat, kann man sie durch diesen Tipp schleichend wie von selbst reduzieren. Einfach nur das nachkaufen, was unbedingt ersetzt werden muss. Was dabei helfen kann? Weniger online sein, keinen Influencern folgen, Kundenkarten und Werbemailings deaktivieren. Eine Einkaufsliste, an die man sich strikt hält, vermeidet Spontankäufe. Man kann sich selbst eine Konsumdiät für einen bestimmten Zeitraum verordnen und allen Freunden davon erzählen – oder, noch besser, alle Freunde zu einer 30-Tage-Minimalismus-Challenge einladen. Hin und wieder das Zuhause ohne Geldbeutel verlassen, ist nur einer von vielen wirksamen Tipps, um Geld zu sparen.

Wer sich daran hält, stellt bald fest: Minimalismus macht kreativ. Einen neuen Bilderrahmen kann man kaufen – oder selber basteln. Neue Socken werden per Klick direkt zur Haustür geliefert – oder liegen zu Weihnachten selbst gestrickt von Oma unterm Christbaum. Für einen durchtrainierten Körper sorgt das Abo im Fitnessstudio – oder ein strammer Spaziergang mit Übungen, die das eigene Körpergewicht nutzen. (Noch mehr Inspiration finden Sie im Beitrag „Natur statt Fitnessstudio: 5 Ideen für Outdoor Sport“.)

Loslassen und ausmisten: Tipps für Minimalismus

2. Nachhaltig ausmisten

Meint man es ernst mit dem Minimalismus, kommt man ums Entrümpeln nicht herum. Wer langsam anfangen will, trennt sich ein Jahr lang jeden Tag von einem Gegenstand. Wer ein schnelles Erfolgserlebnis braucht, nimmt sich kleine, übersichtliche Projekte vor: das Gewürzregal, die Stiftschublade oder alle in der Wohnung verteilten Einkaufssackerl. Dann wird radikal aussortiert: Alle kaputten Kugelschreiber kommen weg, stumpfe Bleistifte werden gespitzt. Alle verklumpten, schon uralten Gewürzschachteln wandern in den Müll, die verbleibenden werden in schöne Glasbehälter mit Haltbarkeitsdatum gefüllt. Bei den Sackerln darf nur eine überschaubare Anzahl in verschiedenen Größen bleiben – und diese werden am besten an strategischen Orten (Garderobe, Handtasche, Auto) platziert, damit man sie bei Bedarf gleich zur Hand hat.

Tipp der Redaktion: Hier gibt’s Tipps zum Kleiderschrank-Aufräumen und zum Ausmisten im Bad.

Oftmals fällt das Ausmisten selbst nicht so schwer. Viel schwieriger ist es, nicht in alte Muster zu verfallen und wieder mit dem Horten anzufangen. Daher sollte man für sich selbst Regeln aufstellen: Für jeden neuen Gegenstand verlässt ein anderer die Wohnung. Geburtstagsgäste bringen ab sofort keine Geschenke mehr mit, sondern das Dessert – oder spenden an eine Wohltätigkeitsorganisation. Ebenfalls hilfreich: sich von überflüssigem Stauraum trennen. Ist das freigeräumte Regal nicht mehr da, kann es nicht wieder neu befüllt werden.

3. Qualität statt Quantität beim Essen

Weniger ist mehr. Diese Binsenweisheit gilt auch für unsere Ernährung. Wir essen zu große Portionen, zu fettig, zu süß und zu salzig, zu viele tierische Erzeugnisse und zu viele industriell hochverarbeitete Produkte. Mehr Einfachheit in der Küche tut unserer Gesundheit und dem Planeten gut. Man muss nicht gleich auf eine vegetarische oder vegane Ernährung umsteigen. Es gibt so viele schnelle Gerichte mit nur wenigen Zutaten. Um unser Essen wieder bewusst wahrzunehmen und zu genießen, kann eine Fastenkur helfen.

Tipp der Redaktion: Hier gibt’s Tipps für eine zuckerfreie Ernährung und wie Scheinfasten alltagstauglich und ohne Hungern klappt.

4. Den Terminkalender entrümpeln

Unser Leben ist sehr hektisch und schnell geworden, wir alle haben einen gefühlten Zeitmangel im Alltag. Wie kann Minimalismus hier gelingen? Sich auf nur eine Sache zu konzentrieren, verhilft zu mehr Achtsamkeit und Langsamkeit. Tipps für das Digital Detox sind ein guter Anfang: Smartphone weglegen, Internet aus, Kopfhörer absetzen.

Tipp der Redaktion: Viele Anregungen gibt’s im Beitrag „Mehr Achtsamkeit, Energie und Motivation im Alltag!“.

Mit unserer endlichen Lebenszeit sollten wir gut haushalten. Berufliche oder private Termine, die man nicht zwingend wahrnehmen muss und auf die man sich nicht freut, kann man auch absagen. Nichts zu planen und für Spontaneität offen zu sein, ist sehr befreiend. Am besten mit einem Nachmittag oder einem Wochenende ohne Verpflichtungen starten – und einfach mal sehen, was passiert. Wer es sich finanziell leisten kann, nimmt statt der Gehaltserhöhung lieber mehr bezahlte Urlaubstage, reduziert seine Arbeitszeit und vermeidet Überstunden.

5. Sich von psychischem Ballast befreien

Minimalistisch zu leben bedeutet auch, hemmende, negative Gedanken loszulassen (Wie das klappt, lesen Sie im Beitrag „Overthinking: Stopp das Gedankenkarussel!“). Zu oft stehen wir uns selbst im Weg. Mit Schuldgefühlen, die wir jahrelang mit uns selbst herumtragen. Mit Ängsten und Sorgen, die uns nachts mit Schlafstörungen wachliegen lassen, aber in den meisten Fällen nie eintreffen werden. Sich diesem seelischen Ballast zu stellen und ihn abzustreifen, ist keine leichte Übung. Sie kann aber gelingen, wenn man ehrlich und großzügig mit sich selbst ist – notfalls auch mit professioneller therapeutischer Unterstützung.

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