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Schwanger mit 40: Das erwartet Sie beim späten Kinderwunsch laut Gynäkologin

Späte Schwangerschaft

Schwanger mit 40: Das erwartet Sie beim späten Kinderwunsch laut Gynäkologin

Während sich junge Mütter weniger Gedanken machen müssen, wird eine späte Schwangerschaft oft von vielen Fragen begleitet, weil sich nicht jeder der Risiken und Chancen bewusst ist. Unsere Gynäkologin weiß Rat.

Eine längere und bessere Ausbildung, der Wunsch vorher noch etwas zu erleben, finanziell auf sicheren Beinen zu stehen, sich eine Karriere aufzubauen, die Suche nach einem passenden Partner… so einige Faktoren sind daran beteiligt, dass Frauen immer später Mama werden und eine Schwangerschaft mit 40 keine Ausnahme mehr darstellt. Im Jahr 2022 war laut Statistik Austria bei der Geburt jedes 20. lebendig geborenen Kindes die Mutter bereist 40 oder älter. Die Gynäkologin Dr. Eva Lunzer-Mühl hat uns im Interview alle Fragen zum Thema späte Schwangerschaft beantwortet.

1. Frau Dr. Lunzer-Mühl, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit mit 40 schwanger zu werden?

Die Fruchtbarkeit nimmt mit zunehmendem Alter kontinuierlich ab. Ab 40 liegt die Wahrscheinlichkeit schwanger zu werden bei ca. 5-10% pro Zyklus. Ursache hierfür ist die Abnahme der ovariellen Reserve, also des Eizellpools. Die Anzahl der Eizellen ist bei der eigenen Geburt schon festgelegt und kann nachträglich nicht mehr zunehmen. Wie schnell sich die Eizellreserve erschöpft, ist von Frau zu Frau unterschiedlich. Auch die Qualität der Eizellen nimmt mit zunehmendem Alter ab, sodass das Risiko einer Fehlgeburt oder einer genetischen Veränderung zunimmt.

2. Dauert es länger, mit 40 schwanger zu werden?

Bereits ab einem Alter von 35 Jahren nimmt die Fruchtbarkeit kontinuierlich ab, zuletzt zeigt die Kurve steil nach unten. Durch die Abnahme der Eizellreserve und durch beginnende hormonelle Veränderungen bleiben ovulatorische Zyklen, also Zyklen mit einem Eisprung, öfter aus. Auch die Eizellqualität ist entscheidend, ob es überhaupt zur Befruchtung einer Eizelle kommt. Ein weiterer Faktor ist, dass im Alter genetische Veränderungen der einzelnen Eizelle zunehmen, sich eine befruchtete Eizelle in diesem Fall häufig gar nicht weiterentwickelt und es bereits im Anfangsstadium zu einem Abgang der Schwangerschaft kommt.

3. Welche Gesundheitsrisiken kommen bei einer späten Schwangerschaft hinzu?

Eine Schwangerschaft gilt in Österreich bereits ab dem 35. Lebensjahr als Risikoschwangerschaft – sofern es sich um eine Erst- und nicht um eine Folgeschwangerschaft handelt. Auch der Gesundheitszustand der Frau ist ausschlaggebend, ob ein erhöhtes Risiko besteht oder nicht. Je älter die Frau, umso öfter kommt es zu Komplikationen, wie Gestose, Präeklampsie (Schwangerschaftsvergiftung), Herz-Kreislauferkrankungen, Schwangerschaftsdiabetes, genetische Erkrankungen des Babys (wie z.B. Trisomie 21) beziehungsweise auch Fehl- oder Totgeburten. Engmaschige Untersuchungen und intensivere Betreuung sind hier auf jeden Fall notwendig. Ein höheres Risiko tragen auch Frauen, die durch künstliche Befruchtung schwanger werden möchten. Durch die hormonelle Vorbehandlung kann es zu Komplikationen wie ovarieller Überstimulationen oder Bildung von Blutgerinnseln mit Thrombose als Folge kommen. Bei gutem Gesundheits- und Ernährungszustand und guter Fitness stellt aber eine Schwangerschaft auch mit 40 generell kein erhöhtes Risiko für die Frau dar.

4. Was kann unterstützend wirken, wenn man mit 40 schwanger werden möchte?

Ein gesunder Lebensstil mit ausreichend Bewegung und ausgewogener Ernährung ist die beste Grundvoraussetzung. Stressvermeidung, ausreichend Schlaf sowie Alkohol- und Nikotinverzicht wirken sich günstig auf die Gesundheit aus. Die zusätzliche Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln wie Omega-3-Fettsäure können die Eizellqualität verbessern.
Kommt es trotz regelmäßigem Sex innerhalb von 6 Monaten nicht zu einer spontanen Schwangerschaft, sollte ein Gespräch mit der betreuenden Gynäkologin gesucht werden. Eine Hormonanalyse kann rasch die hormonelle Situation abklären. Gegebenenfalls kann hier auch unterstützend eingegriffen werden. Eine Beratung in einer Kinderwunschklinik kann hilfreich sein, um alle Optionen auszuschöpfen.

Zusätzlicher Lesetipp: Erfahren Sie hier, was es mit einem falsch negativen Schwangerschaftstest auf sich haben kann.

5. Werden statistisch gesehen viele Frauen mit 40 schwanger?

Bei einem jungen gesunden Paar unter 35, das regelmäßig ungeschützten Sex hat, beträgt die Wahrscheinlichkeit schwanger zu werden pro Zyklus ca. 20%. Innerhalb eines Jahres tritt so in den meisten Fällen eine Schwangerschaft ein. Die Wahrscheinlichkeit schwanger zu werden nimmt aber mit zunehmendem Alter ab und beträgt bei einer 40-jährigen Frau in der Regel nur mehr 5-10% pro Zyklus. Immer mehr Frauen verschieben ihren Kinderwunsch aber berufs- und karrierebedingt weiter nach hinten, sodass in den letzten Jahren das Alter der Mutter bei ihrer ersten Schwangerschaft kontinuierlich angestiegen ist. War Mitte der 80er Jahre das durchschnittliche Alter der Frau bei ihrer ersten Schwangerschaft noch ca. 26 Jahre, lag das Durchschnittsalter 2022 in Österreich bereits bei 31,8 Jahren.