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Was Eltern tun können, damit Kinder im Haushalt helfen

Erziehung

Was Eltern tun können, damit Kinder im Haushalt helfen

Eltern wollen ihre Kinder so erziehen, dass diese später als Erwachsene ein selbständiges Leben führen und Verantwortung übernehmen. Dafür ist es auch wichtig, dass Kinder im Haushalt helfen. Doch Mamas und Papas kennen die Diskussionen, die beim Zimmer-Aufräumen anfangen und beim Abwaschen enden. Lesen Sie, was Eltern tun können, damit ihre Sprösslinge sich von klein auf im Haushalt beteiligen, und wie Sie ältere Kinder zum Helfen motivieren.

Warum helfen viele Kinder ungern im Haushalt?

Dass Kinder im Haushalt helfen, ja helfen mussten – sei es, indem sie beim bäuerlichen Betrieb mitarbeiteten oder auf jüngere Geschwister aufpassten – war früher ganz normal. Doch heutzutage ist in vielen Familien die Beteiligung der Sprösslinge keine Selbstverständlichkeit mehr. Und das ist ein Problem, wie die kanadische Autorin Michaeleen Doucleff in ihrem Buch „Kindern mehr zutrauen. Erziehungsgeheimnisse indigener Kulturen“ (Kösel-Verlag) beschreibt.

Sie bemängelt, dass in der westlichen Kultur in den vergangenen Jahrzehnten zwei Welten erschaffen wurden: die Welt der Erwachsenen, zu der eben auch Haushaltspflichten gehören, und die Welt der Kinder, in der es eigenes Spielzeug, extra Essen sowie ständige Bespaßung und Unterhaltung durch die Eltern gibt. Das hat allerdings Folgen: Macht man Kinder nicht mit der Erwachsenenwelt vertraut, sind sie beim Auszug aus dem Elternhaus völlig unselbständig. Statt zu lernen, wie man einen Haushalt und ein erwachsenes Leben mit Pflichten führt, lernen diese Kinder und Jugendlichen, dass sie kleine VIPs sind, die keinen Beitrag zum Familienleben leisten müssen. Auf die Frage „Sollen Kinder im Haushalt helfen?“, lautet Michaeleen Doucleffs Antwort also: Ja, unbedingt.

Wie kann man motivieren, dass Kinder im Haushalt helfen?

Die gute Nachricht ist: Kleine Kinder müssen nicht dazu animiert werden, zu helfen, denn sie tun das bereitwillig von sich aus. (Das kooperative Verhalten von Kleinkindern haben übrigens auch Studien gezeigt.) Eltern von Kleinkindern kennen das – ihr Sprössling ist ganz erpicht darauf, Mama und Papa alles nachzumachen. Denn Kinder haben einen angeborenen Drang, sich zugehörig zu fühlen. Indem sie sich im Haushalt einbringen dürfen, stärken sie ihre Verbundenheit mit der Familie – und darüber hinaus ihr Selbstbewusstsein.

Und was ist mit Kindern, die schon etwas älter sind? Laut Michaeleen Doucleff braucht es vor allem drei „Zutaten“, damit Kinder im Haushalt helfen: erstens das Gefühl der Verbundenheit zwischen dem Kind und den Eltern. Zweitens ein Gefühl der Autonomie: Kinder entscheiden gerne von sich aus, ob sie helfen. Und drittens ein Gefühl von Kompetenz: Das Kind möchte, dass sein Beitrag zur Familiengemeinschaft anerkannt wird.

Das sollten Eltern lieber vermeiden

Das alles klingt einfach, doch hier lauern Fehler auf die Eltern: So trägt beispielsweise Loben nicht dazu bei, dass sich das Kind wertgeschätzt fühlt, erklärt Doucleff. Es reicht in den meisten Fällen, dem Kind aufmerksam und dankend zuzunicken. Wer unbedingt verbal loben möchte, kann dies sparsam tun und in einer Form, die einen allgemeinen Wert hervorhebt („Du fängst an zu lernen, hilfsbereit zu sein.“) oder betont, wie reif das Kind ist („Du wirst langsam wirklich ein großer Junge.“).

Belohnungen bzw. Bestrafungen sind ebenfalls kontraproduktiv. Sie schwächen vielmehr den inneren Drang eines Kindes, sich durch seine Hilfe als wertvolles Mitglied der Familie zu erweisen. Besser ist es, gegenüber dem Kind zu betonen, wie bedeutsam die Mithilfe für die Familie ist. Dadurch vermitteln die Eltern: „Alle helfen zusammen und strengen sich an, damit unser Zuhause ein schöner Ort ist, an dem wir uns gerne aufhalten.“

Eine weitere Falle, in die Eltern gerne tappen und die verhindert, dass Kinder im Haushalt helfen: das Kind bei seiner Tätigkeit zu korrigieren. Stattdessen sollten sich Mama und Papa zurückhalten, wenn das Ergebnis nicht so wird wie gewünscht oder wenn der Sprössling einen anderen Lösungsweg für ein Problem findet als man selbst. Denn auch Erwachsene können von Kindern lernen!

Was ebenfalls nicht zielführend ist, um Kinder zur Mithilfe im Haushalt zu motivieren: sie zum Helfen zu drängen. Doucleffs Tipp in diesem Fall: Einfach selbst mit der Tätigkeit beginnen und abwarten, ob das Kind mitmachen wird.

Ist ein Haushaltsplan hilfreich, damit Kinder sich im Haushalt beteiligen?

Damit Kinder im Haushalt helfen, ist übrigens auch ein Haushaltsplan nicht zielführend. In ihrem Buch erklärt Michaeleen Doucleff das so: Ein Haushaltsplan weist die zu erledigenden Tätigkeiten einer bestimmten Person zu. Jedoch ist es das Ziel (wenn auch in weiter Ferne), dass ein Teenager sich nicht nur für die ihm zugeteilten Aufgaben zuständig fühlt. Vielmehr soll er von sich aus wahrnehmen, welche Aufgaben im Haushalt gerade erledigt werden müssen – und diese dann tun, ohne extra dazu aufgefordert zu werden. Zugegeben, das ist dann schon die Königsklasse. Aber früh übt sich schließlich …

Welche Aufgaben im Haushalt sind altersgerecht?

Wie Kinder im Haushalt helfen, lernen sie am besten durchs Selbermachen, nicht durch langatmige Erklärungen. Anfangs wird es noch oft zu Missgeschicken kommen, aber mit der Zeit werden die Kinder zur echten Unterstützung für ihre Eltern. Anstatt sich also darüber zu ärgern, dass die Zweijährige jedes einzelne Teil aus dem vollen Wäschekorb auf dem Boden ausbreitet, einfach mal anerkennen und sich darüber freuen, dass die Kleine Interesse an der Tätigkeit zeigt.

Egal um welche Hausarbeit es sich handelt – ein Kind sollte nie davon abgehalten werden, mitzuhelfen. Ist die Aufgabe noch zu schwierig, können Eltern zwei Dinge tun: entweder die Aufgabe in lauter kleine, schaffbare Aufgaben aufteilen oder das Kind auffordern, zuzusehen und dadurch zu lernen.

Tipps für altersgerechtes Helfen für Kinder bis sechs Jahre

  • Das Kind immer wieder mal fragen, ob es helfen möchte, aber nicht übertreiben. Einmal pro Stunde ist eine gute Faustregel.
  • Das können auch schon kleine Kinder tun: etwas holen, etwas Leichtes beim Einkaufen tragen, im Kochtopf umrühren, Gemüse schneiden, Türen aufhalten oder schließen, das Licht ein- oder ausschalten.
  • Die Tätigkeiten sollten für das Kind machbar sein und nicht „erfunden“ sein, sondern wirklich zum Haushalt beitragen. Im Idealfall geht es bei den Tätigkeiten darum, diese gemeinsam auszuführen.
  • Zudem sollten die Anweisungen an das Kind sehr konkret sein. Anstatt zu sagen: „Räum bitte dein Kinderzimmer auf!“, lieber das Kind auffordern: „Bitte hebe die Bücher vom Boden auf und stelle sie ins Regal zurück!“

Tipps für altersgerechtes Helfen für ältere Kinder

  • Wenn ein älteres Kind es nicht gewohnt ist, zu helfen, kann es das dennoch lernen – in kleinen Schritten. Geduld ist hier gefragt.
  • Wer auf die Vorlieben und das sich steigernde Können des Kindes eingeht, hat mit größerer Wahrscheinlichkeit einen eifrigen kleinen Helfer zur Hand.
  • Sind die Sprösslinge schon „fortgeschrittene“ Helfer, kann man damit beginnen, nicht mehr konkrete Aufgaben zu stellen, sondern sie indirekt zum Helfen zu animieren. Etwa indem man sagt: „Der Futternapf von unserer Katze ist leer.“ Oder: „Zeit, das Abendessen zu bereiten.“ Ein aufmerksames, hilfsbereites Kind wird dann von sich aus wissen, was zu tun ist.

Was kann man tun, wenn ein Kind die Mithilfe verweigert?

Trotz all dieser nützlichen Tipps kann es natürlich sein, dass ein Kind partout nicht im Haushalt helfen möchte. Sei es, weil es das bisher noch nicht musste, oder einfach, weil es einen schlechten Tag hat. Was tun? Auch hier weiß Michaeleen Doucleff Rat: Sie plädiert vor allem dafür, Kinder nicht zu zwingen. Denn Zwang schadet der Kommunikation zwischen Eltern und Kind und führt zu Konflikten – aber bestimmt nicht dazu, dass Kinder im Haushalt helfen.

Trotzdem: Wenn ein (älteres) Kind sich gar nicht am Haushalt beteiligen will, können und sollen Eltern dies ansprechen – z.B. in einer humorvollen Art und Weise: „Sei bloß nicht zu hilfsbereit.“ Oder indem auf die Folgen des Nicht-Erledigens hingewiesen wird: „Du möchtest deine Schmutzwäsche nicht vom Boden aufheben und in den Wäschekorb geben? Dann wirst du bald nichts mehr zum Anziehen haben.“

Dem Kind kann auch verdeutlicht werden, dass Helfen nicht nur für das Kind selbst, sondern für die ganze Familie Vorteile hat: „Du warst heute beim Aufräumen nicht sehr hilfsbereit. Hättest du mitgeholfen, wären wir alle schneller fertig gewesen.“ Gerade bei älteren Kindern zieht es auch, auf die mangelnde Reife hinzuweisen: „Hast du nicht mitgeholfen, weil du ein kleines Baby bist?“ Denn Kinder zählen sich gern zu den „Großen“ – und dazu gehört eben auch, Verantwortung im Haushalt zu übernehmen.