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Kintsugi: Herbstdeko basteln, aber anders
Text: Nina Horcher, Claudia Wallner

Selbermachen mit Sinn

Kintsugi: Herbstdeko basteln, aber anders

Im Herbst heißt es allmählich Abschied nehmen und die vergangenen Monate Revue passieren lassen. Beim Basteln von Herbstdeko können wir das mit einem japanischen Ritual auf besonders schöne Weise machen.

Der bunte Wald ist wie ein großer Bastelshop für Herbstdeko (und liefert Zutaten für die Bastelkiste). Aus Laub, das wir bei einem Spaziergang sammeln, können wir mit wenigen Handgriffen stilvolle Deko-Objekte herstellen. Ein Windlicht etwa: Dazu ein festes Transparentpapier einmal in der Mitte zusammenfalten, einige gepresste und getrocknete Blätter hineinschieben und das Ganze vorsichtig um ein Glas mit einer (Duft-)Kerze hüllen. Die Enden einfach mit Klebeband zusammenfügen.

Oder Sie zeichnen auf die bunten Blätter mit weißen Edding-Stiften kunstvolle Muster und verwenden sie als lose Tischdeko. Oder arrangieren Sie Zweige mit Herbstlaub oder getrockneten Beeren im Ikebana-Style in einer Vase. Passt auch toll zu einem selbstgemachten Makramee-Mandala. Wer lieber mit etwas mehr Gefühl und Tiefgründigkeit an die Sache herangeht, kann das herbstliche Basteln auch gleich zum Ritual für positive Gedanken machen statt dem Herbstblues zu frönen: dank einer japanischen Technik, die das Unvollkommene nach dem Motto „Aus Alt mach Neu“ feiert.

Herbstdeko basteln: Mit Kintsugi den Makel gutheißen

Kintsu, was? Kintsugi ist eine japanische Reparaturtechnik, aber vielmehr ist es eine Lebensphilosophie. Der Leitsatz dahinter: das Schöne im Unperfekten zu feiern. Denn bei Kintsugi geht es nicht darum, Makel zu verstecken, sondern sie erst recht hervorzuheben. Im Sinne der japanischen Wabi-Sabi-Philosophie aus dem Zen-Buddhismus wird zerbrochenes Porzellan mit Gold- oder Silberpartikeln gekittet. So bleiben die Risse sichtbar und der Wert der kaputten Keramik erhöht sich sogar.

Zerbrochenem einen neuen Wert beizumessen und durch Rückschläge zu wachsen ist etwas, wovon wir vor allem diesen Herbst profitieren können. Denn bei vielen ist dieses Jahr nicht alles so gelaufen, wie geplant. Jetzt gilt es, die geplatzten Träume wohlwollend zu neuen zu formen. Mit einer Kintsugi-Herbstdeko können wir uns an diesen positiven Gedanken erinnern. Nicht zuletzt gehört beim Basteln nicht nur von Herbstdeko die persönliche Handschrift ja dazu: überhaupt nicht tragisch, wenn Ihr fertiges Produkt nicht der Vorlage aus Pinterest & Co ähnelt!

Kintsugi: So geht die japanische Herbstdeko

„Der Überlieferung nach waren die Menschen des alten Japan von der neuen Kunst so begeistert, dass manche ihr Geschirr absichtlich zerschlugen, um es mithilfe von Kintsugi verschönern zu lassen“, heißt es im Buch „Kintsugi – Die Kunst, schwierige Zeiten in Gold zu verwandeln“ von Andrea Löhndorf (Scorpio Verlag). Darin wird erklärt, wie sich die Kintsugi-Philosophie auf das eigene Leben anwenden lässt.

Wer die japanische Reparaturtechnik zumindest einmal ausprobieren möchte, kann das mit einem speziellen Kintsugi-Reparatur-Set professionell angehen, etwa von Japana Home. Darin ist alles enthalten, was Sie für einen kurzen Japan-Basteltrip in den eigenen vier Wänden benötigen: ein japanischer Urushi-Klebelack, echtes Goldpuder, Holzstäbe, Pinsel und Handschuhe.

Fingerspitzengefühl und ein wenig Geduld sollten Sie selbst noch mitbringen. Denn um den zähen Klebelack in einer feinen Linie auf die zerbrochenen Stellen aufzutragen, braucht es ein wenig Feingefühl. Kurz bevor der Kleber trocknet wird das Goldpuder mit einem Pinsel aufgetragen. Et voilà: Das japanische Kunstwerk ist vollbracht. Sollte es beim ersten Mal noch nicht so gut klappen, rufen wir uns einfach noch einmal die Wabi-Sabi-Philosophie in Erinnerung und feiern das Schöne im Makel.