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Wie viel Schlaf braucht ein Kind? Alles rund ums Schlafen bei Babys und Kindern
Text: Paula Rausch

Schlaf gut!

Wie viel Schlaf braucht ein Kind? Alles rund ums Schlafen bei Babys und Kindern

„Wenn das Kind nur müde genug ist, schläft es ganz von allein ein.“, „Tagsüber sollte das Baby wach sein, damit es abends schneller einschläft.“ oder „Kinder abends lieber spät niederlegen, damit sie in der Früh länger schlafen.“ – Mythen und Halbwahrheiten dominieren oft unser Wissen zum Thema Baby- und Kinderschlaf. Hilfreich zu wissen also, wie viel Schlaf ein Kind tatsächlich braucht.

Wie viel Schlaf braucht ein Kind? – wir beantworten häufige Fragen

Lassen Sie sich nicht von Halbwissen oder dem Vergleich mit anderen Familien aus der Ruhe bringen. Wir zeigen, dass es sehr individuell ist, wie viel Schlaf ein Kind braucht, indem wir die häufigsten Fragen rund ums Thema Schlaf bei Babys und Kindern beantworten.

1. Wie viel Schlaf brauchen Kinder je nach Alter?

Zuerst einmal muss erwähnt werden, dass sich der Schlafbedarf von Kind zu Kind unterscheidet. Wer dennoch wissen möchte, wie viele Stunden Schlaf pro Tag in einem bestimmten Alter typisch wären, findet hier ein paar Richtwerte:

  • 0-1 Monat: 18 Stunden
  • 2-3 Monate: 16 Stunden
  • 4-11 Monate: 14-15 Stunden
  • 2-3 Jahre: 12-13 Stunden
  • ab 4 Jahren: 11-12 Stunden

2. Mein Kind schläft weniger als empfohlen – ab wann muss ich mir Sorgen machen?

Die Frage hat uns Hebamme Tanja Krutzler aus Pinkafeld beantwortet: „Wenn die Kinder grundsätzlich gut entwickelt sind, muss man sich nicht gleich Sorgen machen. Wenn man sich unsicher ist, sind die Hebamme oder die Kinderärztin bzw. der Kinderarzt gute Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner.“ Auch der Wiener Kinderarzt DDr. Peter Voitl sieht die empfohlenen Stunden Schlaf bei Kindern als Richtwert, der auch unterschritten werden darf. Denn Kinder lesen nun mal keine Empfehlungen, sondern entwickeln sich individuell.

3. Was erleichtert das Schlafenlegen im Alltag?

Auch wenn Kinder keine Maschinen sind, bei denen man einen Hebel umlegen muss, damit sie „runterfahren“, gibt es doch einiges, was man versuchen kann, wenn man das Gefühl hat, dass das Kind mehr Schlaf braucht:

  • Routinen: Wenn Ihr Baby oder Kind Probleme mit dem Einschlafen hat, könnten Sie versuchen, einen geregelten Tagesablauf zu etablieren. Das führt im besten Fall auch zu einem regelmäßigeren Schlafrhythmus. Sorgen Sie für Entschleunigung im Alltag und bringen Sie Ihr Kind stets zur gleichen Uhrzeit ins Bett. So kann sich die innere Uhr des Kleinen entwickeln und es kann besser abschätzen, was auf es zukommt.
    Die Zeit vor dem Niederlegen gehört nur Ihnen und Ihrem Baby: Beruhigend wirken können gemeinsame Aktivitäten wie Baden, Eincremen, Massieren, Kuscheln, Vorlesen und Vorsingen oder akustische Hilfsmittel wie Spieluhr abspielen und weißes Rauschen. Probieren Sie sich durch verschiedene Möglichkeiten und beobachten Sie, was für Ihr Kind am effektivsten funktioniert. Wichtig ist aber, dass Sie die Maßnahmen einige Tage lang testen, da Babys eine Zeit lang brauchen, um sich an neue Routinen zu gewöhnen.
  • Dunkelheit und Ruhe: Achten Sie darauf, dass es im Schlafzimmer nachts dunkel und ruhig ist. Vermeiden Sie, wenn Ihr Baby aufwacht, helle Lichtquellen und reden Sie möglichst leise mit ihm. Für nächtliches Stillen sind kleine Nachtlichter geeignet.
  • Vertrauen stärken: Lassen Sie Ihr Baby unter keinen Umständen schreien. Es gibt immer einen Grund, warum es nachts aufwacht. Egal, ob es Hunger, Bauchschmerzen oder schlecht geträumt hat, es braucht jetzt seine Eltern. Indem Sie ihm die nötige Aufmerksamkeit schenken, stärken Sie Ihre Bindung zu Ihrem Schatz und sein Urvertrauen in Sie. Dadurch kann er nachts entspannter schlafen.
  • Im Bettchen einschlafen lassen: Legen Sie Ihr Kind in sein Bettchen, solange es noch wach ist. Es schenkt den Babys die Geborgenheit, am selben Ort aufzuwachen, an dem sie auch eingeschlafen sind.
  • Müdigkeitssignale beachten: Jedes Kind hat seine ganz eigene Art, zu zeigen, dass es müde ist. Die Bandbreite kann von Gähnen über Äugleinreiben bis zu Ohrengreifen reichen. Beobachten Sie Ihr Kind also aufmerksam und erkennen Sie sich wiederholende Muster. Wenn Sie bei den ersten Anzeichen von Müdigkeit gleich reagieren und Ihr Baby ins Bett bringen, vermeiden Sie die Ausschüttung von Stresshormonen, die es in weiterer Folge am Einschlafen hindern.
  • Optimale Schlaftemperatur: Dem Baby lieber noch eine Extra-Schicht Kleidung anziehen oder sogar die Heizung im Schlafzimmer aufdrehen, damit Ihr Liebling nicht friert? Keine gute Idee. Die optimale Temperatur im Schlafzimmer beträgt 16-18 Grad – das gilt auch für Babys und Kinder. Halten Sie sich zudem an die Faustregel, dass ein Baby immer eine Schicht mehr anhaben sollte als die Erwachsenen. Das sollte im Normalfall ausreichen, sodass Ihr Kind nicht friert.

4. Welche Schlafposition ist für Babys sinnvoll?

Wenn ein Kind mehr Schlaf braucht, als es bekommt, kann dies möglicherweise auch an einer nicht optimalen Schlafposition liegen. Hebamme Tanja Krutzler spricht eine klare Empfehlung aus: „Im ersten Babyjahr ist auf jeden Fall die Rückenlage als Schlafposition zu empfehlen – insbesondere im Hinblick auf den plötzlichen Kindstod. Denn so kann das Baby am besten atmen.“ Das Gute: Babys können im ersten halben Lebensjahr ihre Schlafposition nicht selbstständig verändern. Legen Sie Ihr Kind deshalb zum Einschlafen stets in die Rückenlage. Neben dem Sicherheitsaspekt kann diese Schlafposition auch die Schlafqualität verbessern.

5. Wie kann ich mein schlafendes Baby am besten ablegen?

Wenn es nun doch passiert ist und das Kind schon beim Tragen oder Stillen Schlaf gebraucht hat, ist es gar nicht immer so einfach, die Kleinen abzulegen, ohne sie dabei zu wecken. Das hängt vor allem mit ihrem Urinstinkt zusammen, der noch aus Zeiten nachwirkt, in denen Babys, die von den Eltern getrennt abgelegt wurden, großen Gefahren ausgesetzt waren. Auch wenn das heute selbstverständlich nicht mehr der Fall ist, liegt es in der Natur der Kleinen, Alarm zu schlagen, sobald sie merken, dass sich die Eltern entfernen. Abtrainieren lässt sich dieser Instinkt nicht, es gibt aber Möglichkeiten, die Ihnen das Leben erleichtern können:

  • Familienbett: Wenn Sie merken, dass Ihr Kind die Körpernähe im Schlaf braucht und das für Sie als Familie umsetzbar ist, lassen Sie es bei sich im Bett schlafen. Sie brauchen keine Bedenken haben, Ihr Baby zu sehr zu verwöhnen. Die Bedürfnisse eines Babys in Bezug auf Schlaf ändern sich alle paar Monate. Es kann also gut sein, dass es bald bereit sein wird, in seinem eigenen Bettchen zu schlafen. Und wenn nicht – ist auch das vollkommen in Ordnung.
  • Beistellbett: Für den Fall, dass Ihr Bett zu klein ist oder Sie sich Sorgen machen, Ihr Baby im Schlaf zu erdrücken bzw. versehentlich die Decke über seinen Kopf zu ziehen, schaffen Sie ein Beistellbettchen an. Solche Bettchen finden Sie meist auch günstig auf Willhaben. Der Vorteil: Sie können eine Hand zu Ihrem Kind legen und so den Körperkontakt aufrechterhalten.

6. Wann vorm Niederlegen sollte ein Baby das letzte Mal gestillt werden/eine Mahlzeit bekommen?

Damit das Kind vorm Schlafen gut gesättigt ist und nicht sofort wieder eine Mahlzeit braucht, sollten Sie es möglichst knapp vorm Einschlafen stillen bzw. ihm das Fläschchen geben. Wenn Sie Ihrem Baby langsam abgewöhnen möchten, dass er zum Einschlafen gestillt wird, achten Sie darauf, dass es während dieser letzten Mahlzeit nicht ganz ins Träumeland abdriftet.

7. Was eignet sich, außer Muttermilch, als letzte Mahlzeit vorm Schlafengehen?

Wenn Ihr Kind bereits sechs bis acht Monate alt ist und nicht mehr voll gestillt wird, ist das ein guter Zeitpunkt, um mit Abendbrei zu starten. Falls das Baby noch gestillt wird, kann der Milchbrei ganz einfach mit abgepumpter Muttermilch angerührt werden. Alternativ kann auf Folgemilch zurückgegriffen werden. Auch wenn Babys im ersten Lebensjahr noch nicht allzu viel Kuhmilch konsumieren sollen, eignet sich diese – in Maßen – aufgrund ihres hohen Eiweißgehalts ebenfalls hervorragend für eine Abendmahlzeit. Dafür ca. 200 g aufgekochte, pasteurisierte Milch (3,5 Prozent Fettgehalt) mit 20 g Getreide (zum Beispiel Grieß, Hafer- oder Hirseflocken) und etwas gedünstetem und anschließend püriertem Obst nach Wahl mischen. Wenn es abends einmal schnell gehen soll, gibt es auch eine große Auswahl an Gute Nacht Milchbreien auf dm.at.

8. Wie kann man das Durchschlafen fördern, wenn das Kind mehr Schlaf braucht?

In den ersten drei Monaten kennen Babys noch keinen Tag-Nacht-Rhythmus, weshalb sie nachts genauso oft hungrig sind wie tagsüber. Das ist zwar für die Eltern anstrengend, aber kein Grund zur Sorge. Ab ungefähr dem vierten Lebensmonat haben sich die meisten Babys daran gewöhnt, dass sie nicht mehr wie im Mutterleib rund um die Uhr mit Nährstoffen versorgt werden. Daraus resultieren längere Schlafphasen in der Nacht. Bis die Kleinen nachts ganz ohne Milch auskommen, kann es allerdings noch dauern, bis sie etwa zwei Jahre alt sind. Wenn die Mutter nicht (mehr) stillt, kann sie in dieser Zeit auf Folgemilch zurückgreifen.
Das Durchschlafen selbst ist also eng mit der Entwicklung des Kindes verknüpft: Solange es nachts Hunger bekommt, wird es nicht durchschlafen können. Sie müssen sich deshalb keine Sorgen machen – das ist ganz normal. Die Tipps aus Punkt drei können nicht nur das Ein-, sondern auch das Durchschlafen fördern. Probieren Sie auch hier aus, ob Sie Ihre Schlafqualität und die Ihres Kindes noch optimieren können. Und am wichtigsten: Lassen Sie sich von nichts und niemandem stressen!

9. Wie kann man sein Kind an das eigene Bettchen gewöhnen?

Zuallererst sollte an dieser Stelle betont werden, dass Kinder in den ersten Lebensjahren keineswegs in ihrem eigenen Bett oder gar Zimmer schlafen müssen. Hören Sie hier auf Ihr Bauchgefühl und besprechen Sie mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin, welche Schlafsituation für Sie als Familie am besten geeignet ist. Sollten Sie sich dafür entscheiden, dass es Zeit wird, dass Ihr Liebling ins eigene Bettchen übersiedelt, gibt es einige Punkte, die den Übergang erleichtern können:

  • Kommunikation: Falls Ihr Kind bereits alt genug ist, um den Sachverhalt zu verstehen, scheuen Sie eine offene Ankündigung ihres Plans nicht. Zu wissen, was auf es zukommt, kann Ihr Kind dabei unterstützen, die neue Situation zu akzeptieren.
  • Positive Bestärkung: Machen Sie Ihrem Kind die neue Schlafsituation schmackhaft. Manchmal kann es helfen, ihm ein neues Stofftier für das eigene Bettchen zu schenken, das es nachts beschützt und mit ihm kuschelt, oder einen tollen Bettüberzug.
  • Kuschelalternativen: Sobald Ihr Baby im eigenen Bettchen schläft, muss es automatisch an Kuschelzeit mit den Eltern einbüßen, die es zuvor die ganze Nacht lang hatte. Das kann anfangs für die Kleinen ziemlich hart sein. Achten Sie deshalb darauf, dass Sie in Ihre Abendroutine ganz besonders viel Körpernähe einbauen und bewusst Kuschelzeit einplanen. Auch eine morgendliche Kuscheleinheit im Elternbett kann bei Kindern Vorfreude wecken.
  • Geduld: Für manche Kinder ist die Übersiedlung ins eigene Bett etwas schwieriger als für andere. Bedenken Sie, dass es hier keinerlei Regeln gibt, wie schnell der Prozess abgeschlossen sein muss. Beweisen Sie Geduld und passen Sie das Tempo an Ihr Kind an: Vielleicht könnte Ihr gemeinsames Ziel vorerst sein, dass Ihr Kind an zwei Nächten in der Woche im eigenen Bettchen schläft und an den anderen wie gewohnt bei Ihnen. Die Intervalle können Sie dann individuell steigern. Wichtig ist auch, dass Sie Ihrem Kind vermitteln, dass es weiterhin im Elternbett willkommen ist, wenn es beispielsweise schlecht träumt oder sich allein fürchtet.

Auch wenn das Thema „Wie viel Schlaf braucht ein Kind?“ und alles rund ums Ein-, Durch- und allein Schlafen äußerst individuell ist, kann es sein, dass Sie als Eltern an einen Punkt kommen, wo Sie überfordert sind. Wenn Sie das Gefühl haben, allein nicht mehr weiterzuwissen, scheuen Sie nicht davor zurück, sich professionelle Hilfe durch Ihre Hebamme oder Kinderärztin bzw. -arzt zu suchen.