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Rituale: Darum stärken sie Kinder
Text: Anita Freistetter

Noch einmal! Noch einmal!

Rituale: Darum stärken sie Kinder

Kleine Gewohnheiten bringen große Erleichterung: Rituale sind so ziemlich das Beste für Familien, denn sie führen Kinder wie ein Navigationssystem durch den Alltag. Wie machen Familien es richtig? So:
Mamas freundliches Morgenritual zum Wachwerden, das gemeinsame Mittagessen mit viel Tratsch und Gelächter und Papas lustige Gute-Nacht-Geschichten, die immer mit den gleichen Worten beginnen - sie alle haben eines gemeinsam: Sie bereiten Kinder sanft darauf vor, was als Nächstes passiert. So strukturieren Rituale den Tag und vermitteln schon den Jüngsten Sicherheit und einen geregelten Rhythmus, an dem sie sich zuverlässig orientieren können.


Gute Rituale für Kinder im Alltag

Das Morgen-Ritual

Morgenmuffel mit einem Lied zu wecken ist nicht zielführend. Vielmehr brauchen diese Zeit, um langsam aus dem Traum aufzuwachen. Öffnet Mama hier die Vorhänge täglich bereits ein paar Minuten, bevor das Kind aus dem Bett muss, kann es entspannt im neuen Tag ankommen. Das wirkt sich garantiert positiv auf die Laune aus.

Das Geschwisterkind hingegen ist schon in der Früh voller Tatendrang und freut sich über eine dicke Umarmung samt Kitzeleinheit im Bett. Gerne übernimmt es deshalb morgens schon kleine Aufgaben im Haushalt wie das Füttern der Katze, wodurch es gleichzeitig lernt, Verantwortung zu tragen.


Die Essens-Tradition

Gemeinsam zu essen verbindet. Weil dies unter der Woche oft nicht möglich ist, sind Mittagessen mit der ganzen Familie am Wochenende besonders schön. Das Smartphone wird abgedreht (oder weggelegt) und jeder darf erzählen, was sich in den letzten Tagen Spannendes getan hat. Wer mag, darf bei der Zubereitung helfen.
Und beim Plaudern nebenher bleiben die Eltern auf dem Laufenden, welcher Freund dem Nachwuchs gerade besonders nahesteht oder was wem derzeit Sorgen bereitet.


Das Abend-Ritual

Mit dem Einschlafen ist das bei Babys so eine Sache. Und vom Durchschlafen reden wir ja noch gar nicht … Deshalb erfinden Eltern für Babys oft wunderschöne Rituale, um sie zum Einschlafen zu bringen. Sanfte Massagen nach dem Bad, leise Einschlaflieder und gemeinsames Kuscheln genießt der Nachwuchs sicher sehr, ebenso, in den Schlaf geschaukelt zu werden.

Kindergarten- und Schulkinder sind häufig aufgewühlt vom ereignisreichen Tag und kommen nur schwer zur Ruhe. Ihnen hilft es, nach dem Duschen noch ein paar Minuten mit den Kuscheltieren zu spielen oder mit Papa den Tag Revue passieren zu lassen. Kompliziert wird es, wenn das Ritual immer umfangreicher wird und so die Einschlafphase (unnötig) verlängert. Gerade hier soll der Brauch gut zum Familienrhythmus passen und keinen zusätzlichen Stress auslösen.

Kindern ist nur wichtig, uneingeschränkte Aufmerksamkeit von Mama und Papa zu bekommen – nicht aber, wie lange das tägliche Ritual dauert. Sie merken auch an kleinen Bräuchen wie dem liebevollen Flechten der Haare vorm Zubettgehen oder der täglichen Schrankkontrolle (vor Monstern), dass sich die Eltern für sie interessieren und sie ernst nehmen, und fühlen sich dadurch geliebt. Und das wiederum hilft ihnen beim Einschlafen.


Das Ritual beim Verabschieden

Die wenigsten Kinder mögen Verabschiedungen, weil die Eltern danach nicht greifbar sind. Beim Start in den Kindergarten erleben sie den Abschied besonders intensiv. Deshalb ist es wichtig, sie nach dem Aufwachen durch positive Gedanken zu stärken. Wenn Papa ihnen erzählt, wie schön das Fußballspiel mit den Freunden sein wird, hüpfen sie gleich viel lieber aus dem Bett. Erfahren sie auch, dass sie direkt nach dem Schlusspfiff von Mama abgeholt werden, können sie sich unter der Zeitangabe etwas Konkretes vorstellen. Und wenn die Eltern einen Abend zu zweit verbringen und der Babysitter die Kleinen bereit fürs Bett macht, hilft es, wenn sie genau wissen, dass Mama nach dem Einschlafen heimkommt und ihnen noch einen dicken Kuss gibt.

Mit Ritualen durchs Jahr

Manche Ereignisse finden nicht regelmäßig statt, bleiben aber trotzdem fest im Gedächtnis haften. Auch sie halten die Familie zusammen, wenn sie mit fixen Ritualen zelebriert werden.


Rituale für besondere Anlässe

Ob Namenstage, Ostern oder Weihnachten: Manche Bräuche, die die Kindheit geprägt haben, werden im Erwachsenenalter noch gerne gelebt. Zum Geburtstag kommen Kerzen auf den bunt dekorierten Kuchen, das Christkind läutet zu Weihnachten mit dem Glöckchen und im Osternest befindet sich fix ein rot gefärbtes Ei.

Diese Sitten sind nicht nur für den Nachwuchs wichtig, sondern auch für viele Erwachsene schöne Erinnerungen, mit denen sie sich selbst Jahre später noch identifizieren können. Scheidungskinder und Patchworkfamilien können in diesen Traditionen ebenfalls Halt finden, wenn sie an die neue Konstellation und die dadurch entstandenen Bedürfnisse angepasst werden.


Traditionen im sozialen Umfeld

Auch Bräuche außerhalb der Familie können Kinder stärken. Schulfeste zeigen ihnen die Zugehörigkeit zu ihrer Klasse, Geburtstagsfeiern mit Freundinnen geben sozialen Rückhalt. Sie sind etwas, worauf sich der Nachwuchs freuen und an dem er sich langfristig orientieren kann – ebenso wie die vielen Kleinigkeiten, die seinen Alltag prägen und strukturieren. Sie alle vermitteln ihnen schließlich Beständigkeit und Sicherheit.


Rituale müssen angepasst werden

Jede Familie hat ihren eigenen Rhythmus, ihre eigenen Vorlieben. Und auch jedes Familienmitglied ist anders. Ein Ritual, das der Tochter Freude macht, findet der Sohn vielleicht langweilig, seine liebsten Rituale stoßen hingegen beim Mädchen auf Desinteresse. Deshalb ist es wichtig, zu hinterfragen, ob die Gewohnheit wirklich zum Kind passt, und sie gegebenenfalls anzugleichen.

Wenn die Kinder älter werden, wachsen sie aus manchen Ritualen wie der Gute-Nacht-Geschichte heraus. Gemeinsam lässt sich schnell herausfinden, welche Wünsche es hier gibt. Dann lassen sich die liebgewonnenen Sitten einfach entsprechend anpassen und das Kind übernimmt beispielsweise den erzählenden Part und berichtet stattdessen Papa von seinem Tag oder seiner liebsten Comic-Figur. So hat es gleich mehr Spaß daran, weil es auch selbst etwas beitragen kann.