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Hebammentipps: Was bei häufigen Stillproblemen hilft

Wochenbett

Hebammentipps: Was bei häufigen Stillproblemen hilft

Die meisten Schwangeren stellen sich das Stillen harmonisch und einfach vor. Umso größer sind oft die Enttäuschung und Verzweiflung bei jungen Müttern, wenn sie plötzlich mit wunden Brustwarzen & Co kämpfen. Doch mit fachlicher Begleitung lassen sich Stillprobleme in den Griff bekommen. Wir haben mit einer Hebamme über die häufigsten Schwierigkeiten in der Anfangszeit gesprochen.
Christina Kulle, leitende Hebamme am Klinikum Klagenfurt und Leiterin der Landesgeschäftsstelle Kärnten des Österreichischen Hebammengremiums, möchte frischgebackenen Müttern Mut machen: „Stillprobleme sind kein Grund zum Abstillen. Selbstverständlich gilt: Kann ich es überhaupt nicht mehr mit mir selbst vereinbaren, dann ist es legitim, mich fürs Abstillen zu entscheiden. Aber in den allermeisten Fällen lassen sich Stillprobleme gut lösen.“

Kann man Stillproblemen vorbeugen?

Der erste Tipp der Expertin lautet: Werdende Mamas sollten sich schon in der Schwangerschaft mit dem Thema Stillen auseinandersetzen, etwa bei einem Geburtsvorbereitungskurs oder im Rahmen eines Stillvorbereitungskurses. „Vieles ist aber einfach Learning by Doing. Daher sollte man sich bei den ersten Stillmahlzeiten von einer Fachperson begleiten lassen“, so die Expertin. „Die Hebamme hat ein Auge drauf, ob das Anlegen richtig klappt und ob der Mundschluss des Babys gut ist. Wenn man Stillen von Anfang an richtig lernt, gibt es in der Folge weniger Probleme.“

Kulle plädiert auch dafür, dass Frauen mehr auf ihr Bauchgefühl und ihren Instinkt hören: „Manchmal wird zu viel von außen interveniert. Wir beobachten oft, dass Frauen mit geringen Deutsch- oder Englischkenntnissen kaum Stillprobleme haben. Denn sie verlassen sich ganz auf ihren Instinkt.“

Auch das Umfeld von Mama und Baby ist entscheidend: Etwa wenn der Partner das Stillen nicht unterstützt oder wenn bereits ältere Geschwisterkinder zu betreuen sind und die Mutter kaum Ruhe zum Stillen findet. Zu viel Stress oder fehlende Entlastung im Haushalt können ebenfalls für die Stillbeziehung hinderlich sein.

Wohin können sich Frauen bei Stillproblemen wenden?

Kulle empfiehlt, bereits in der Schwangerschaft eine Hebamme für die Begleitung nach der Geburt zu suchen: „Gerade in den ersten acht Wochen ist die Hebamme die Fachfrau für Mutter und Neugeborenes. Sie hat auch einen ganzheitlichen Blick auf auftretende Schwierigkeiten.“ Die Kosten werden dafür von der Krankenkasse übernommen (mehr Infos dazu hier).

Doch wie findet man das passende Angebot für die Stillberatung? Es ist wichtig, auf eine zertifizierte Ausbildung zu achten. Stillberaterinnen mit IBCLC-Ausbildung sind besonders geschult für das Stillen in herausfordernden Situationen, etwa mit Zwillingen oder bei Frühgeburten. Empfehlenswert bei Stillproblemen ist auch die La Leche Liga.

Treten Stillprobleme nach einem Kaiserschnitt häufiger auf?

Eine Geburt verläuft nicht immer nach Plan. So kann es sein, dass Mama und Baby erst einmal medizinisch versorgt werden müssen, bevor das Bonding an der Brust beginnen kann. Klappt es dann noch mit dem Stillen? Die Hebamme beruhigt: „Lange hieß es, das Baby soll spätestens eine halbe Stunde nach der Geburt angelegt werden. Man weiß aber mittlerweile, dass viele Babys von der Geburt auch erschöpft sind. Diese Erholungszeit sollte man ihnen geben. Babys melden sich mit Stillzeichen, wenn sie bereit sind: Sie beginnen zu schmatzen, führen die Hand zum Mund. Das sind natürliche kindliche Reflexe und dann ist auch der richtige Zeitpunkt fürs erste Anlegen.“

Schadet der Schnuller dem Stillen?

Den Einsatz eines Schnullers immer sorgfältig abwägen, lautet der Rat von Christina Kulle: „Grundsätzlich sollte der Schnuller nie das Erste sein, was ein Baby in den Mund kriegt. Bei Kindern mit einem sehr hohen Saugbedürfnis kann er aber hilfreich sein.“ Sie plädiert dafür, den Schnuller erst dann einzuführen, wenn Mama und Baby ein eingespieltes Team sind. Und auch da gilt: Nur dann, wann er nötig ist, und nur so lange, wie er gebraucht wird.

Besonders gern wird der Schnuller eingesetzt, wenn das Baby ständig an der Brust hängt. Vor allem in den ersten Lebenswochen und abends sind die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten oft nur sehr kurz. Diese Stillmarathons werden Clusterfeeding genannt. Junge Mütter sind oft verunsichert und fragen sich beispielsweise, ob die Milch ausreicht und sie nicht lieber zufüttern. Doch Clustern ist laut der Hebamme ganz normal: „Clustern tritt immer wieder, aber nicht dauerhaft auf – etwa in Wachstumsphasen oder wenn das Baby kränklich ist.“

Wie hilfreich sind Stillhütchen?

Wie bei vielen Stillproblemen gilt auch hier: Die Situation muss individuell von einer Fachperson beurteilt werden. Ein wahlloser Einsatz von Stillhütchen ist nicht zielführend, aber insbesondere bei Frauen mit Hohlwarzen, wo die Mamille nach innen gerichtet ist, können sie den Stillstart erleichtern. „Mit der Beanspruchung und im Laufe der Zeit bilden sich die Brustwarzen dann meist mehr heraus. Dann können die Stillhütchen wieder weggelassen werden. Die wenigsten Frauen brauchen dauerhaft Stillhütchen“, erklärt Christina Kulle.

Tipps für die häufigsten Stillprobleme

Schmerzhafter Milcheinschuss

Nicht immer kommt die Milchbildung sanft in Gang. Dann helfen Wärme- und Kälteanwendungen: Vorm Stillen warme Wickel auflegen und nach der Stillmahlzeit kühlenden Topfen oder Coolpacks auflegen. Bei starken Schmerzen ist über einen kurzen Zeitraum auch die Einnahme eines stillverträglichen Schmerzmittels möglich.

Verzögerter Milcheinschuss oder zu wenig Milch

Manchen Frauen helfen Bockshornkleesamen oder -kapseln, wenn die Milchbildung angeregt werden soll. „Aber nicht für jede Frau passt dasselbe und es kann insgesamt auch zu viel des Guten sein“, so die Hebamme. Sie plädiert dafür, auch nach den Gründen zu suchen: „Wie ist das Blutbild? Gab es einen großen Blutverlust bei der Geburt oder bestehen Vorerkrankungen, die eine verzögerte Milchbildung zur Folge haben könnten, etwa mit der Schilddrüse?“ Dann kann zielgerichtet behandelt werden.

Zu viel Milch

Es klingt nach einem Luxusproblem, aber auch eine übermäßige Milchbildung zählt zu den Stillproblemen. Denn die Milchmenge muss sich erst einpendeln. „Meistens reguliert das Baby die Milchmenge ganz gut – einfach, indem es nicht so viel trinkt. Die Hebamme sollte der Frau zudem zeigen, wie sie die Brust zielgerichtet entleert, ohne die Milchbildung weiter anzuregen“, empfiehlt die Expertin. In der Zwischenzeit helfen Stilleinlagen für den BH, um unvermutet austretende Milch aufzufangen.

Entzündete oder gereizte Brustwarzen

Wenn bei Mama und Baby das Anlegen gut klappt, kommt es seltener zu gereizten Brustwarzen. Doch nicht immer liegt es daran: „Manche Babys haben ein verkürztes Zungenbändchen, das sollte man abklären lassen“, so die Expertin.

Und was tun, wenn die Mamille schon gereizt ist? Einen Tropfen Muttermilch auftragen und an der Luft trocknen lassen. Spezielle Brust-Donuts verhindern, dass der BH oder das Shirt zusätzlich reiben. Kühlende Auflagen oder pflegende Brustwarzen-Salben können Beschwerden ebenfalls lindern.

Milchstau und Brustentzündung

Verhärten sich bestimmte Areale oder die gesamte Brust und treten Schmerzen auf, ist meist ein Milchstau im Anmarsch. „Ein Milchstau sollte unbedingt von einer Fachfrau begleitet werden. Die Stillexpertin kann beurteilen, was im konkreten Fall sinnvoll ist. Manchmal reicht es schon, öfter anzulegen und das Kinn des Babys zur schmerzenden Stelle zu positionieren“, sagt Christina Kulle. Ebenfalls hilfreich: Wärmeanwendungen und Ausstreichen der Brust unter der warmen Dusche. Auch Hausmittel wie Topfen oder Retterspitz, der auf der Brust aufgelegt wird, können bei Milchstau lindernd wirken.

Eine Brustentzündung macht sich mit Fieber, grippeähnlichen Symptomen und allgemeinem Unwohlsein bemerkbar. Auch hier der dringende Rat der Expertin: „Unbedingt rasch den Arzt oder die Hebamme aufsuchen und nicht allein daran herumdoktern! Eine Brustentzündung gehört in professionelle Behandlung.“

Das Baby ist beim Stillen unruhig oder schläft ständig ein

Gerade in den ersten Lebenstagen sind Neugeborene oft noch erschöpft von der Geburt. Zieht sich jede Stillmahlzeit sehr lange hin, weil das Baby immer wieder einschläft, kennt die Hebamme einen Trick: „Einfach an bestimmten Triggerpunkten wie dem Ohrläppchen, der Handinnenfläche oder den Fußsohlen berühren oder leicht kitzeln. Um den Saugreflex zu fördern, kann man dem Baby beim Stillen auch über die Wange streichen.“

Auch das umgekehrte Problem beschäftigt viele Stillmamas: Das Baby ist unruhig und dreht immer wieder den Kopf weg. „Meist ist das erst der Fall, wenn die Kinder schon größer sind und mehr von der Umgebung wahrnehmen. Hier hilft es, sich beim Stillen an einen ruhigen Ort zurückzuziehen“, rät Christina Kulle. Eine andere Stillposition einnehmen kann ebenfalls wieder die Aufmerksamkeit auf die Stillmahlzeit lenken: „Also nicht im typischen Wiegegriff stillen, sondern mal halb sitzend oder hockend.“

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