Geburtsvorbereitungskurs: Diese Erfahrungen habe ich damit gemacht
Rund um die Geburt ranken sich viele Mythen und Halbwahrheiten. Ein Geburtsvorbereitungskurs klärt werdende Eltern über den Ablauf von Geburt und Wochenbett auf und hilft so, bestehende Verunsicherungen zu überwinden. Diese Erfahrung habe auch ich gemacht, als ich in meiner Schwangerschaft gemeinsam mit meinem Mann im Geburtsvorbereitungskurs war.
Alles rund um den Geburtsvorbereitungskurs
Für Erstgebärende ist nicht nur die Geburt selbst ein großes Rätsel, sondern auch der Geburtsvorbereitungskurs. Bei mir kamen beispielsweise folgende Fragen auf: Ist es wirklich notwendig, einen Geburtsvorbereitungskurs zu besuchen? Wann sollte man einen Geburtsvorbereitungskurs machen? Was kommt im Kurs auf mich zu? In diesem Artikel beantworte ich die häufigsten Fragen zu dem Thema auf Basis meiner eigenen Erfahrungen und den Informationen von Marianne Mayer, Mitglied des Vorstands des ÖHG (Österreichisches Hebammengremium).
1. Ist es sinnvoll, einen Geburtsvorbereitungskurs zu besuchen?
Einen Geburtsvorbereitungskurs zu besuchen, ist für werdende Mütter nicht verpflichtend und kein Teil des Mutter-Kind-Passes. Gerade Erstgebärenden empfehle ich persönlich allerdings stark an einem Kurs teilzunehmen. Neben den wertvollen Informationen kann für werdende Eltern gerade der Austausch mit anderen Menschen in der gleichen Situation hilfreich sein. Man fühlt sich dadurch weniger allein und vielleicht entwickeln sich sogar Freundschaften.
2. Wie viel kostet ein Geburtsvorbereitungskurs und wo kann man ihn besuchen?
Marianne Mayer, Vorstand des ÖHG, weiß hier im Detail Bescheid:
„Die Kosten für einen Geburtsvorbereitungskurs werden nicht von der Krankenkasse übernommen und hängen vom gewählten Format des Kurses ab. Es gibt mehrteilige Kurse, die über mehrere Wochen laufen, und Kurse, die an einem Tag oder Abend („Crashkurs“) besucht werden können.
Schwangere haben die Möglichkeit, zwischen Paarkursen (Besuch mit ihren Partnern oder Partnerinnen; in der Gruppe oder als Einzelkurse) oder reinen Frauenkursen zu wählen. Kurse werden in Hebammenpraxen, Geburtskliniken oder auch bei den Paaren zuhause (bei Einzelkursen) durchgeführt. Die Kosten belaufen sich von € 110 bis € 250 pro Kurs. In Wien gibt es die Möglichkeit, Geburtsvorbereitungskurse (vor Ort oder via Online-Kurs) kostenlos zu besuchen.“
3. Wann sollte man den Geburtsvorbereitungskurs besuchen und wann sollte man sich anmelden?
Laut Marianne Mayer, Vorstand des ÖHG, „hängt der Zeitpunkt des Besuchs eines Geburtsvorbereitungskurses vom Kursformat (über mehrere Wochen oder einmalig) ab.
Erfahrungsgemäß eignet sich die 28. bis 34. Schwangerschaftswoche, um mit dem Kurs zu beginnen. Das Berufsleben rückt zu dieser Zeit langsam in den Hintergrund und die Frauen beginnen sich verstärkt mit der Geburt und der Zeit mit dem Neugeborenen auseinanderzusetzen. Viele Kursangebote sind sehr beliebt und können rasch ausgebucht sein. Daher sollte der Kurs Ihrer Wahl zwischen der 25. und 28. Schwangerschaftswoche gebucht werden.“
4. Was kommt im Geburtsvorbereitungskurs auf einen zu?
Als werdende Mama war ich sogar etwas nervös, wenn ich an den Geburtsvorbereitungskurs dachte. Das ist ganz natürlich, da ich einfach noch nicht genau wusste, was auf mich zukommen wird. Ich hatte natürlich einen groben Überblick über die Themen, die in Geburtsvorbereitungskursen besprochen werden. Die Schwerpunkte eines solchen Kurses können meistens grob in drei Abschnitte eingeteilt werden:
Schwangerschaft
Hier geht es hauptsächlich um die gesunde Entwicklung des Babys in der Schwangerschaft, mögliche Schwangerschaftsbeschwerden und was man dagegen tun kann, die passende Ernährung für die Mutter in dieser Zeit sowie geburtsvorbereitende Maßnahmen. Auch das sinnvolle Packen der Kliniktasche wird thematisiert.
Geburt
In diesem Teil des Kurses wurden wir über die verschiedenen Anzeichen des Beginns der Geburt aufgeklärt. Die Phasen, die Dauer und der Ablauf der Geburt wurden behandelt und die verschiedenen Arten der Geburt (vaginale Geburt, Kaiserschnitt) wurden besprochen. Zudem haben wir Schwangere gelernt, wie wir bestmöglich mit Wehen und Schmerzen während der Geburt umgehen können. Auch auf die Möglichkeiten zur Unterstützung durch den Partner, die Partnerin oder die Begleitperson und auf etwaige Geburtsverletzungen wurde eingegangen.
Zudem haben wir die passenden Atmungen während der verschiedenen Stadien der Geburt und Positionen vorgestellt bekommen, die wir während der Entbindung einnehmen können.
Tipp: Sinnvoll ist es, wenn Paare die im Kurs vorgestellten Übungen zuhause immer wieder ausprobieren.
Wochenbett
In Bezug auf die aufregende erste Zeit mit Baby hat die Vortragende zum einen erklärt, welche Untersuchungen auf das Neugeborene und die frischgebackene Mama zukommen und wie die ersten Tage im Krankenhaus oder nach ambulanter Geburt oder Hausgeburt zuhause ablaufen. Außerdem habe ich erfahren, wie eventuelle Geburtsverletzungen behandelt werden. Weitere zentrale Punkte waren das Stillen sowie die Babypflege. Außerdem haben die werdenden Eltern Hinweise darauf bekommen, welche Produkte man zu Beginn tatsächlich benötigt.
5. Was erwartet Partner, Partnerinnen und Begleitpersonen im Geburtsvorbereitungskurs?
Gerade werdende Papas neigen vielleicht dazu, die Geburt in der Schwangerschaft noch etwas zu verdrängen – zumindest war das bei meinem Mann der Fall. Das liegt daran, dass sie der Entbindung oft noch etwas skeptisch gegenüberstehen. Im Gegensatz zur Mutter sind Väter nicht natürlicherweise von Anfang an direkt in die Schwangerschaft involviert. Selbst wenn die Frauen sie viel an ihren Gefühlen teilhaben lassen, spüren Papas weder Veränderungen in ihrem Körper noch das Baby selbst. Das kann dazu führen, dass sie länger brauchen, um das Wunder, das sich hier vollzieht, zu begreifen. Das ist ganz normal und kein Grund, sich als Papa schlecht zu fühlen. Zudem haben werdende Papas – gerade beim ersten Kind – oftmals etwas Angst vor der Geburt: Ihre Liebste wird Schmerzen haben und sie glauben vielleicht, dass sie weder Mutter noch Kind unterstützen können. Im Geburtsvorbereitungskurs lernen sie, dass dem nicht so ist.
Meiner Meinung nach ist es daher empfehlenswert, dass der Papa oder die Person, die die Schwangere bei der Geburt ins Krankenhaus begleiten wird, ebenfalls am Geburtsvorbereitungskurs teilnimmt. Dort hat er oder sie die Möglichkeit, Fragen zu stellen und offen über ihre Ängste und Unsicherheiten zu sprechen. Auch der Austausch mit anderen Papas kann für mehr Sicherheit sorgen. Zudem werden Männer lernen, dass auch sie eine entscheidende Rolle in der Schwangerschaft, bei der Geburt und im Wochenbett einnehmen.
6. Muss man sich auf den Geburtsvorbereitungskurs vorbereiten?
Prinzipiell ist keine besondere Vorbereitung nötig, da alle wichtigen Themen im Kurs besprochen werden. Viele Fragen werden sich außerdem erst im Zuge der Einheiten ergeben. Falls Sie sich aber, wie ich, für einen geblockten Intensivkurs entscheiden, der meist an einem einzigen Wochenende stattfindet, kann es sinnvoll sein, sich vor Kursbeginn ein paar Gedanken zu machen: Welche Fragen liegen Ihnen vielleicht jetzt schon auf der Seele? Notieren Sie sich diese am besten vorab, damit Sie dann auf keinen Fall vergessen, sie zu stellen.
Fazit:
Ich kann den Besuch eines Geburtsvorbereitungskurses allen Schwangeren und Begleitpersonen ans Herz legen. Falls der Partner oder die Partnerin nicht bei der Geburt dabei sein wird, überlegen Sie sich, ob Sie eine andere Person wie beispielsweise Ihre (Schwieger-)Mama, Schwester, Schwägerin oder beste Freundin dabeihaben möchten. Bitten Sie doch einfach diese Person, Sie zum Geburtsvorbereitungskurs zu begleiten. Fragen Sie bei der Kursleitung nach, bei den meisten Kursen ist es kein Problem, eine Begleitperson mitzubringen. Es spricht aber nichts dagegen, den Kurs allein zu besuchen, wenn Sie das möchten!