Richtige Ernährung: Stillzeit-Tipps von einer Hebamme
Gerade Jungmütter, die erste Erfahrungen mit dem Stillen machen, sind oftmals verunsichert: Haben Nahrungsmittel Einfluss auf die Qualität der Muttermilch? Welche Lebensmittel sind gut für mein Baby und welche schaden ihm womöglich? Und was sind eigentlich Stillkugeln? Hebamme und Stillberaterin Christina Kulle beantwortet die wichtigsten Fragen rund um die Ernährung in der Stillzeit.
Inhaltsverzeichnis
- Liebe Frau Kulle, gleich vorweg: Hat die Ernährung der Mutter Einfluss auf die Qualität der Muttermilch?
- Wie lange dauert es, bis das Essen in die Muttermilch übergegangen ist?
- Was darf man als stillende Mutter essen?
- Sollten Mütter während der Stillzeit auf Schokolade und Tomaten verzichten?
- Was ist tabu während der Stillzeit?
- Gibt es Lebensmittel, die gut für die Milchbildung sind?
- Welche Lebensmittel wirken milchhemmend?
- Stimmt es, dass das Baby aufgekratzt wird, wenn die Mutter sehr viel Zucker zu sich nimmt?
- Können bestimmte Lebensmittel bei Stillbabys Reflux, also das Zurückfließen von Mageninhalt in die Speiseröhre, auslösen?
- Welche Vitamine brauchen stillende Mütter?
- Was sind eigentlich Stillkugeln?
- Wird das Kind später dieselben Lebensmittel gerne essen, die die Mutter während der Schwangerschaft und Stillzeit verzehrt hat?
- Leidet die Milchqualität, wenn stillende Mütter zu wenig essen?
- Diese Produkte für die Stillzeit gibt es bei dm:
Christina Kulle ist leitende Hebamme am Klinikum Klagenfurt und Leiterin der Landesgeschäftsstelle Kärnten des Österreichischen Hebammengremiums. Für ACTIVE BEAUTY hat sie Fragen zum Thema Stillen und Ernährung beantwortet.
Liebe Frau Kulle, gleich vorweg: Hat die Ernährung der Mutter Einfluss auf die Qualität der Muttermilch?
Natürlich! Es geht ein, wenn auch geringer Anteil der Nahrungsmittel in die Muttermilch über. Kinder werden ja auch schon in der Schwangerschaft durch die Ernährung der Mutter auf bestimmte Nahrungsmittel geprägt. Gleiches gilt während der Stillzeit.
Wie lange dauert es, bis das Essen in die Muttermilch übergegangen ist?
Im Durchschnitt sind es drei bis vier Stunden. Jedoch gibt es manche Nahrungsmittel wie Obstsäfte, die schneller in die Muttermilch gehen.
Was darf man als stillende Mutter essen?
Alles, was einem schmeckt. Jedoch sollte man aus Erfahrung Nahrungsmittel, die einen selbst blähen bzw. Unwohlsein bereiten, nicht zu sich nehmen. Einen prinzipiellen Verzicht gibt es aber nicht.
Sollten Mütter während der Stillzeit auf Schokolade und Tomaten verzichten?
Das sind, genauso wie Schaltentiere, Lebensmittel mit einem hohen Histamin-Anteil, was per se nichts Schlechtes ist. Manche Frauen reagieren darauf, andere nicht. Das ist wie bei Zwiebeln. Manche Mütter bekommen davon Durchfall – was sich über die Muttermilch beim gestillten Kind mit Blähungen bemerkbar machen kann. Grundsätzlich darf und kann man alle Lebensmittel in normalen Mengen zu sich nehmen. Eine ganze Tafel Schokolade ist keine „normale Menge“, ebenso wenig wie eine ganze Schüssel Tomatensalat – vielmehr sprechen wir hier von einer Portion und auch nicht jeden Tag. Man sollte sich schließlich ausgewogen ernähren.
Was ist tabu während der Stillzeit?
Alkohol, Nikotin und Drogen sind absolutes No-Go! Auch das viel besagte „Schlückchen Prosecco“, das schon nicht schaden wird – dem ist nicht so – ist zu viel.
Gibt es Lebensmittel, die gut für die Milchbildung sind?
Gries, Reis, Kartoffelprodukte, Gerste, Hafer und Malz haben einen positiven Einfluss auf die Milchproduktion. Malz wird auch oft als Supplement angeboten.
Welche Lebensmittel wirken milchhemmend?
Pfefferminz und Salbei sind bekannte Milchhemmer. Diese werden auch zum Abstillen oder zur Minderung der Milchproduktion verwendet.
Stimmt es, dass das Baby aufgekratzt wird, wenn die Mutter sehr viel Zucker zu sich nimmt?
Meines Wissens und auch der Erfahrung nach ist Zuckerkonsum eher für den mütterlichen Körper nicht einträglich. Er macht träge, der Darm arbeitet nicht gut und auch das Hautbild leidet unter zu viel Zuckerkonsum.
Tipp der Redaktion: Hier gibt eine Ernährungsexpertin Tipps für eine zuckerfreie Ernährung.
Können bestimmte Lebensmittel bei Stillbabys Reflux, also das Zurückfließen von Mageninhalt in die Speiseröhre, auslösen?
Dass Babys gelegentlich spucken oder aufstoßen, ist grundsätzlich normal und nicht behandlungsbedürftig. Oft hilft schon eine aufrechtere Position des Babys während der Stillmahlzeit. Verursacht der Reflux aber stärkere, anhaltende Beschwerden, sollte man genauer hinschauen, woran es liegt. Manche Lebensmittel können Reflux bei Babys verstärken: Dazu zählen etwa stark gewürzte Speisen oder sehr säurehaltige Nahrungsmittel. In sehr seltenen Fällen kann eine Milcheiweißallergie beim Kind dahinterstecken. Nimmt die Mutter Milchprodukte zu sich, gelangen Milchproteine auch in die Muttermilch. Schon kleinste Spuren können eine Abwehrreaktion beim Säugling auslösen.
Welche Vitamine brauchen stillende Mütter?
Vitamin B12, Vitamin D, Kalzium, Omega-3-Fettsäuren und Folsäure sollten substituiert werden. Ein Teil wird natürlich auch über Lebensmittel zugeführt, dies ist aber meist nicht ausreichend.
Tipp der Redaktion: Lesen Sie hier, welche Vitamine für Frauen besonders wichtig sind.
Was sind eigentlich Stillkugeln?
Das sind kleine essbare Kugeln, meist aus Haferflocken, Nüssen, Leinsamen, Honig usw. Sie liefern Ballaststoffe, gesunde Kohlenhydrate, essenzielle Fettsäuren und dienen als Energiequelle in der Stillzeit.Oft werden sie auch „Energy Balls“ genannt.
Wird das Kind später dieselben Lebensmittel gerne essen, die die Mutter während der Schwangerschaft und Stillzeit verzehrt hat?
Eine bestimmte Prägung findet natürlich schon in der Schwangerschaft statt – was aber nicht automatisch heißt, dass das Kind gerne Salat essen wird, wenn die Mutter gerne Salat isst. Ebenso verhält es sich mit Nahrungsmittelallergien: Wenn eine Mutter allergisch auf Nüsse reagiert, ist das Kind nicht auch automatisch allergisch darauf.
Tipp der Redaktion: Wie gesunde Ernährung nach der Stillzeit weitergeht, lesen Sie in unserem Beitrag „Beikoststart: Diese 10 Tipps helfen Eltern“.
Leidet die Milchqualität, wenn stillende Mütter zu wenig essen?
In der Stillzeit hat man einen erhöhten Kalorienbedarf – das stimmt. Man kann auch mit bestimmten Lebensmitteln die Milchproduktion und die Qualität bzw. den Nährwert (wie zum Beispiel mit den Stillkugeln) unterstützen. Die Ernährung in der Stillzeit sollte einfach ausgewogen und gesund sein.