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Schilddrüsenunterfunktion: Das müssen Frauen wissen
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Experten-Interview

Schilddrüsenunterfunktion: Das müssen Frauen wissen

Ständige Müdigkeit, Gewichtszunahme, Antriebslosigkeit – oft steckt die Schilddrüse dahinter. Gerät das kleine, schmetterlingsförmige Organ am Hals aus dem Gleichgewicht, können die Folgen gravierend sein. Dr.in Brigitta Schmoll-Hauer erklärt, was genau eine Schilddrüsenunterfunktion ist, wie man sie erkennt und warum eine rechtzeitige Behandlung so wichtig ist.

Frau Dr.in Brigitta Schmoll-Hauer, was ist eine Schilddrüsenunterfunktion?

Eine Schilddrüsenunterfunktion bedeutet, dass die Schilddrüse nicht mehr genügend Hormone produziert. Diese Hormone sind für nahezu alle Körpervorgänge wichtig: den Zucker- und Fettstoffwechsel, Muskel- und Knochenaufbau, Herzschlag und Blutdruck, Fruchtbarkeit und Schwangerschaft, das Wachstum von Nervenzellen und noch vieles mehr. Der Körper benötigt also kontinuierlich Schilddrüsenhormone. Wenn die fehlen, gerät vieles aus dem Gleichgewicht.

Wie reguliert der Körper, wie viel Schilddrüsenhormon er braucht?

Das läuft über eine Rückkopplungsschleife: Das Gehirn registriert, wie viel Hormon vorhanden ist. Über die Hypophyse gibt es dann Signale an die Schilddrüse, mehr oder weniger zu produzieren. Wenn dieses System durch eine Krankheit gestört ist, entsteht eine Unterfunktion.

Welche Ursachen gibt es für eine Schilddrüsenunterfunktion?

Am häufigsten ist eine Autoimmunerkrankung – meist Hashimoto. Eine weitere Ursache kann ein Jodmangel sein. Jod ist der Grundbaustoff für Schilddrüsenhormone. Mitteleuropa war einst ein starkes Jodmangelgebiet, daher wurde das Speisesalz gesetzlich mit Jod angereichert. Das hat große Erfolge gebracht: Früher sah man oft Menschen mit einem „Kropf“, also einer stark vergrößerten Schilddrüse. Heute ist das zum Glück selten. Eine weitere häufige Autoimmunerkrankung ist die Basedow-Erkrankung. Die führt zu einer Überfunktion, die Schilddrüse arbeitet zu viel. Und das ist schwieriger zu behandeln als eine Unterfunktion.

Was genau ist Hashimoto?

Hashimoto-Thyreoiditis ist eine chronische Autoimmunerkrankung. Dabei bildet das Immunsystem Antikörper, die die Schilddrüsenzellen blockieren. Durch die ständige Entzündung wird das Gewebe nach und nach geschädigt, sodass die Schilddrüse immer weniger Hormone produzieren kann. Die Folge ist eine Unterfunktion.

Kann ich durch ausreichend Jod-Zufuhr verhindern, eine Schilddrüsenunterfunktion zu bekommen?

Teilweise. Eine gute Jodversorgung senkt das Risiko einer Unterfunktion durch Mangel. Aber bei einer Autoimmunerkrankung wie Hashimoto hilft es nicht, einfach mehr Jod zu nehmen – da braucht es eine Hormontherapie.

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Gibt es Personengruppen, die von einer Schilddrüsenunterfunktion besonders häufig betroffen sind?

Frauen erkranken deutlich häufiger an Hashimoto als Männer. Außerdem kann es in Phasen hormoneller Umstellungen auftreten, etwa in der Pubertät, nach einer Schwangerschaft oder durch Pillenwechsel. Grundsätzlich kann eine Schilddrüsenunterfunktion aber in jedem Alter auftreten. Und: Eine familiäre Häufung ist bekannt. Wenn Eltern Autoimmunerkrankungen haben, steigt das Risiko für die Kinder. Autoimmunerkrankungen treten generell oft gemeinsam auf – zum Beispiel Diabetes Typ 1 und Hashimoto.



Welche Warnsignale gibt es bei Schilddrüsenunterfunktion?

Die Symptome sind unspezifisch: Müdigkeit, Antriebslosigkeit, depressive Verstimmungen, Verstopfung, trockene Haut, brüchige Haare, Frieren. Manche merken eher Nervosität. Da all das auch andere Ursachen haben kann, braucht es eine Blutuntersuchung, um Klarheit zu bekommen. Diese kann bei der Hausärztin oder dem Hausarzt durchgeführt werden. Vor allem die Blutwerte TSH, fT3 und fT4 sind dabei entscheidend.


Sprechen Blutwerte für eine Schilddrüsenunterfunktion, wird häufig eine Schilddrüsen-Sonografie bei einer Internistin oder einem Internisten durchgeführt. Größe, Struktur und Durchblutung der Schilddrüse kann so beurteilt werden.
Bei Verdacht auf eine Schilddrüsenunterfunktion ist die Hausärztin oder der Hausarzt die erste Anlaufstelle. Falls nötig, erfolgt anschließend eine Überweisung an Fachärztinnen und Fachärzte für Innere Medizin, Endokrinologie oder Nuklearmedizin.

Was ist das beste Medikament bei einer Schilddrüsenunterfunktion?

Man ersetzt das fehlende Hormon durch Tabletten – und zwar L-Thyroxin. Das ist kein klassisches Medikament, sondern genau das Hormon, das der Körper nicht mehr ausreichend bildet. Bei einer chronischen Autoimmunerkrankung wie Hashimoto nimmt man es in der Regel lebenslang. Die Dosis kann sich im Laufe des Lebens ändern, je nach Belastung, Infekten, Hormonumstellungen wie bei einer Schwangerschaft oder allgemeinem Gesundheitszustand. Wichtig ist deshalb eine regelmäßige Kontrolle der Blutwerte.

Was kann im schlimmsten Fall bei einer Schilddrüsenunterfunktion passieren?

Wenn der Mangel extrem wird, verlangsamen sich Körperfunktionen: Herzschlag, Stoffwechsel, sogar die Atmung. Und das kann lebensbedrohlich werden. Zum Glück ist das heute sehr selten, weil man die Erkrankung früh erkennt und gut behandeln kann.

Eine Schilddrüsenunterfunktion wird häufig mit Übergewicht verbunden. Stimmt das?

Das ist ein weit verbreiteter Irrtum. Früher, als die Krankheit schwer behandelbar war, kam es durch Wassereinlagerungen tatsächlich zu Gewichtszunahme. Heute, bei leichteren Unterfunktionen, ist das kaum noch der Fall. Eine normale Hormonersatztherapie führt deshalb auch nicht automatisch zu Gewichtsverlust.

Gibt es Lebensmittel, die bei einer Schilddrüsenunterfunktion verboten sind, und gibt es eine empfohlene Ernährungsweise?

Eine spezielle „Heildiät“ gibt es nicht, auch wenn im Internet viele Bücher und Tipps kursieren. Manche Betroffene fühlen sich mit bestimmten Ernährungsumstellungen, etwa dem Verzicht auf Gluten, wohler. Aber: Auf die Erkrankung selbst hat das keinen Einfluss.
Glutenfreie Rezepte für die ganze Familie finden Sie hier.

Hashimoto: Diese Promis leiden unter der Autoimmunerkrankung:

Das schwankende Gewicht von Model Gigi Hadid wurde oft diskutiert. 2018 sprach sie erstmals über ihre Erkrankung. „Als ich mit 17 mit dem Modeln anfing, war bei mir Hashimoto noch nicht diagnostiziert. Diejenigen, die mich damals als ‚zu dick für die Branche‘ bezeichnet haben, sahen in Wirklichkeit die Entzündungen und Wassereinlagerungen, die durch die Krankheit Hashimoto verursacht wurden.“
In der Familie von Schauspielerin Zoe Saldaña ist Hashimoto weit verbreitet: Auch ihre Mutter und Schwester leiden unter der Autoimmunerkrankung. Der „Avatar“-Star erklärt, sich deshalb gluten- und milchfrei zu ernähren. „So fühle ich mich wohler.“

Bei Schauspielerin Kim Cattrall wurde Hashimoto 1998 diagnostiziert. Der „Sex and the City“-Star litt damals unter Müdigkeit und Gewichtszunahme.
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