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Lockstoffe: So wirken Pheromone wirklich
Text: Stephanie Lindner, Nina Horcher

Geht Liebe durch die Nase?

Lockstoffe: So wirken Pheromone wirklich

Pheromone sollen nicht nur beeinflussen, ob wir einen Menschen mögen und gut riechen können. Sie sind angeblich auch dafür verantwortlich, in wen wir uns verlieben. Das sagen Wissenschaftler dazu.

Parties, bei denen die Gäste an verschwitzten T-Shirts schnüffeln? Gibt es wirklich. Der Grund ist wie so oft die Liebe: Denn bestimmte Duftmoleküle, sogenannte Pheromone, sollen beeinflussen, wen wir anziehend finden und in wen wir uns verlieben. Inzwischen gibt es sogar Parfums mit angeblichen Pheromonen, die Männer und Frauen unwiderstehlich machen sollen – und zwar ohne vorab den Schweißgeruch des anderen schnüffeln zu müssen. Das Verrückte daran: Gerüche haben zwar eine Wirkung auf uns. Ob es Pheromone tatsächlich gibt, ist jedoch nicht erwiesen. Sicher ist, rund um die Duftstoffe reihen sich zahlreiche Mythen. Was steckt dahinter?

Machen Pheromone unwiderstehlich? 4 Mythen über die Duftstoffe und den Einfluss von Parfum

1. Pheromone beeinflussen, in wen wir uns verlieben

Liebe geht durch die Nase? Wissenschaftlich ist dieser Mythos nicht bewiesen. Die These dazu klingt aber zumindest plausibel: Frauen und Männer finden Düfte von Menschen attraktiv, die möglichst gegensätzliche Gene haben. Evolutionsbiologisch würde das in einer Beziehung Sinn ergeben: Weil es sowohl die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft erhöht, als auch gesunde Kinder auf die Welt zu bringen.

Manche Sexualforscher gehen zudem davon aus, dass die Einnahme von Hormonen, z.B. durch die Pille, die Sinne der Frau und damit auch die Partnerwahl beeinflussen können. Ein Partner mit ähnlichem Immunsystem erscheint ihnen dann angeblich attraktiver.

2. Menschen lassen sich von Pheromonen steuern

Während bei zahlreichen Säugetieren Pheromone als Sexuallockstoffe nachgewiesen werden konnten, ist noch unklar, ob es sie beim Menschen überhaupt gibt. Sicher ist: Jeder Mensch hat einen individuellen Duft, der auch genetisch beeinflusst wird. Oft ist es ein Mix aus dem natürlichen Körpergeruch, dem verwendeten Waschmittel, Shampoo, Deo und Parfum.

Wie Parfums auf unser Gegenüber wirken ist aber viel mehr Geschmackssache: Pheromone hingegen können als ein ganz bestimmtes Duftmolekül Verhaltensweisen – zumindest in der Tierwelt – unwillentlich beeinflussen.

3. Parfums mit Pheromonen wirken aphrodisierend

Auch bei diesem Mythos gilt: leider noch nicht bewiesen. Künstlich hergestellte Parfums und Sprays, die angeblich Pheromone enthalten, sollen auch auf Menschen aphrodisierend wirken. Die Parfums enthalten dafür die vermeintlichen Sexualhormone Androstadienone und Estratetramol.

Doch die Forschung hat dazu eine klare Gegenmeinung: 2017 veröffentlichte die University of Western Australia eine Studie, in der getestet wurde, ob die zwei häufig in Parfums verwendeten Pheromone die Wahrnehmung von Attraktivität tatsächlich verändern. Das Ergebnis: Die Duftmoleküle hatten keinen messbaren Einfluss darauf. Vielleicht reicht es für die Parfumfans an eine Wirkung zu glauben, um selbstbewusster aufzutreten und damit attraktiver zu wirken?

4. Pheromone machen unwiderstehlich

Auch wenn die Wirkung von Pheromonen nicht bestätigt ist: Bei Frauen spielt die Zyklusphase wohl eine Rolle dabei, wen sie gut riechen können. Demnach beeinflussen weibliche Hormone, wie Frauen Duftstoffe wahrnehmen und folglich auch, welche Männer sie attraktiv finden. Der Grund ist Testosteron, haben Studien gezeigt: Riechende Abbauprodukte davon im männlichen Schweiß werden nicht als störend empfunden, wenn Frauen ihren Eisprung haben. Ein weiterer Mythos ist, dass auch Frauen während ihrer fruchtbaren Zyklusphase Duftstoffe produzieren, die sie für Männer attraktiver wirken lassen.

Fazit

So spannend Theorien über Pheromone bei Frauen und Männern sind, die Wirkung der Pheromone beim Menschen wird, im Gegensatz zum Tierreich, in Studien nicht bestätigt. In dem Sinn existiert kein betörendes Parfum, das für Unwiderstehlichkeit bei der Partnerwahl sorgt. Was jedoch stimmt: Ein gepflegter Körperduft verschafft beim Dating auf jeden Fall einen guten ersten Eindruck. Außerdem hat die Zyklusphase der Frau einen Einfluss darauf, welchen Mann sie als anziehend empfindet.