Wenn aus Mädchen junge Frauen werden, verändert sich nicht nur der Mädchenkörper, von der Vagina angefangen bis zum Busen. Auch im Gehirn von Mädchen in der Pubertät verändert sich ganz vieles – dort ist sozusagen Großbaustelle: Alle Verknüpfungen werden grundsätzlich neu organisiert. Das ist für die Beziehung zwischen Müttern und Töchtern mitunter schwierig. Aber wenn es bislang eine gute, gewachsene Beziehung zur Mama gab, wird sich daran auch in der Pubertät nichts ändern.

Was hilft: Wenn Mütter mit Mädchen auf ihrem Weg zur jungen Frau über das reden, was in ihrem Körper und in ihrer Seele vorgeht. Die Bücher von Gisela Gille, Gynäkologin und Expertin in der schulischen Sexualerziehung, können dabei helfen, denn die Expertin gibt wichtige Erziehungstipps: „Mädchen fragen. Mütter wissen“ und „Mädchen fragen Mädchenfragen“ (beide Springer Verlag).

Expertin Gille weiß: „Mädchen steigern sehr gerne in ein Gespräch ein, mit dem ihnen die Veränderungen des eigenen Körpers und seine zyklische Natur als Basis von Sexualität, Fruchtbarkeit und Schwangerschaft vermittelt wird, weil sie so eine gute innere Verbindung zu ihrem Körper aufbauen und Sexualität und Fruchtbarkeit wieder mehr zusammendenken können.“

Mädchen in der Pubertät: 5 wichtige Themen

Weibliche Beziehungen werden anders

Interessant: Mädchen in der Pubertät, sagt Gille, beschäftigen sich in dieser Zeit stark damit, wie sie Beziehungen pflegen und umgestalten. Anders als bei Jungen, für die Trennung und Loslösung ein großes Thema wird. Umso wichtiger für Mütter von Töchtern: Den Gesprächsfaden nicht abreißen lassen. Sie als Mama sind nach wie vor die wichtigste Anlaufstelle, wenn Ihr Kind verlässliche Informationen sucht. Und weiterhin wird Ihre Tochter bei Ihnen Nähe und Geborgenheit suchen. Neu allerdings bei Mädchen in der Pubertät: ihr Wunsch nach Distanz und Autonomie. Lassen Sie als Mutter das zu, so schwer es Ihnen auch fällt.

Menstruation als beherrschendes Thema

Die Regel ist eines der größten Themen für Mädchen in der Pubertät. Nach wie vor tut sich unsere Gesellschaft schwer damit, ohne Tabu mit der Menstruation umzugehen. Dabei markiert die Menarche, die erste Regel, etwas Großartiges: den Beginn der Fruchtbarkeit. Deshalb ist die Periode auch gar nicht das Zeichen für den Beginn der körperlichen Pubertät eines Mädchens, sondern eher deren Abschluss. Tipp von Expertin Gille: Vermitteln Sie Ihren Töchtern die Menstruation als großes Geschenk – das manchmal auch eine Zumutung sein kann – Stichwort Menstruationsbeschwerden. Je besser Mädchen über ihre Weiblichkeit Bescheid wissen, desto weniger werden sie die Periode als etwas Verachtenswertes wahrnehmen.

Nicht nur körperliche Dinge erklären

Natürlich, Mädchen in der Pubertät wollen wissen, wie das ist mit dem Sex, wie sie verhüten können, was es mit dem Jungfernhäutchen auf sich hat (das man ihnen übrigens am besten erklärt als elastischen Hautsaum mit natürlicher Öffnung – vergleichbar mit dem weichen Kragen eines Rollkragenpullis!) und vieles mehr. Dennoch rät Frauenärztin Gisela Gille allen Müttern, Aufklärung nicht zu verstehen als Erklärung der körperlichen Vorgänge beim Sex, sondern mit der Hinwendung zur eigenen Person: Erklären Sie das Körperkonzept und zeigen Zusammenhänge auf. Erst dadurch, sagt Gille, entstehen Fragen und der Wunsch, mehr wissen zu wollen.

Bin ich schön?

Mit den körperlichen Veränderungen rückt bei Mädchen in der Pubertät das Thema Schönheit in den Fokus. Gilles Empfehlung: Leben Sie als Mutter Ihrer Tochter vor, wie frau „mit einer veränderten Sichtweise auf sich und einer positiven Ausstrahlung manchen angeblichen Schönheitsfehler wettmachen kann.“ Sport kann für Mädchen in der Pubertät sehr wichtig werden, weil sie ihren Körper so als „Quelle von Spaß und Leistungsfähigkeit“ wahrnehmen. Übrigens: Schönheit ist für intelligente und leistungsstarke Mädchen in der Pubertät ein ambivalentes Thema, sagt die Expertin: Weil sich Jungen in dieser Zeit von schlauen Mädchen eher bedroht fühlen, wachsen diese in der Pubertät „in eine Situation der Leere und einer Rollendiffusion hinein“. Auch da helfen Gespräche zwischen Mutter und Tochter.

Schützenswerter Körper

Ein Mädchenkörper ist besonders schützenswert: Rein körperlich braucht die lokale Immunabwehr der Scheide Zeit zum Reifen. Bei jungen Mädchen, erklärt Gisela Gille, ist der Eingang zur Gebärmutter besonders gefährdet und eine leicht infizierbare Kontaktstelle für sexuell übertragbare Infektionen (STI). Über HIV und Aids sind junge Menschen meist gut aufgeklärt. Doch andere STI sagen ihnen wenig: Chlamydien etwa – die zur weiblichen Unfruchtbarkeit führen können! – und das Humane Papillomvirus, das als Auslöser für Gebärmutterhalskrebs gilt. Vor Chlamydien schützen Kondome, und gegen HPV gibt es für 9- bis 12-jährige Mädchen und Jungen Gratis-Impfungen. Expertin Gille rät Müttern beim Thema STI, bewusst aufklärungsorientiert und nicht zu stark angstmachend mit ihren Töchtern zu reden. STI-Aufklärung ist aber unumgänglich, denn nur so konnen Mädchen und junge Frauen verantwortlich mit ihrem eigenen Körper umgehen.

Mädchen fragen Mädchenfragen
(Gisela Gille)
Verlag: Springer

Mädchen fragen – Mütter wissen
(Gisela Gille)
Verlag: Springer