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Selber nähen lernen: Mit Freude Nähprojekte starten
Text: Carolina Forstner

Maß nehmen

Selber nähen lernen: Mit Freude Nähprojekte starten

Nähmaschinen sehen erstmal nach 1.000 Rädchen und Hebeln aus. Mit etwas Übung läuft es dann aber ganz easy – und macht unglaublich stolz. Selber nähen ist nicht nur eine tolle Freizeitbeschäftigung, sondern eignet sich auch perfekt, um alten Kleidungsstücken eine eigene Handschrift zu verpassen. Das Beste: Nähen kann mit wenigen Handgriffen zu einem nachhaltigen Hobby verwandelt werden!

Selber nähen: So klappt‘s

Manch einer trägt die eine oder andere unschöne Erinnerung an den vergangenen Handarbeitsunterricht bis ins Erwachsenenalter in sich. Höchste Zeit, Nähen als Hobby in ein anderes Licht zu rücken und mit schönen und lehrreichen Erinnerungen zu besetzen. Selber nähen für Anfängerinnen: So verlieren Sie nicht den Faden.

Wichtige Tipps & Tools

1. Die Nähmaschine
Das wichtigste Tool ist gleichzeitig das größte Hindernis, wenn wir selber nähen: die Nähmaschine. Woher bekommt man sie, wenn man nicht gleich viel Geld in die Hand nehmen möchte? Herumfragen und Leihen macht Sinn. Auf Seiten wie fragnebenan.at kann man Nachbarinnen mit Nähmaschinen suchen. Ganz wichtig: Die Maschinen sind teuer und empfindlich, also mit großer Wertschätzung zu Werke gehen. Und sich von der Besitzerin gründlich einweisen lassen – dabei lernt man gleich jede Menge und kann im Idealfall eine kostbare Nähfreundschaft finden. Wer doch eine Maschine kaufen will: Rankings und Kauftipps können inspirieren, ein Fachgeschäft bietet jedoch viel mehr Beratung und Auswahl. Außerdem hilft es, sich vor dem Kauf nach Nähsalons, Werkstätten oder Repair Cafés umzusehen. Viele Salons bieten neben den Nähmaschinen auch noch Anfängerkurse an, so kann man ganz nach eigenem Tempo lernen, ohne gleich viele Hundert Euro auszugeben. Ist die Nähmaschine schließlich da, heißt es erstmal Basics selber nähen, um Erfolgserlebnisse zu haben statt gleich frustriert aufzugeben. How-to-Bücher und Tutorials helfen beim Start und immer wieder bei Unsicherheiten. Als erstes wirkliches Nähprojekt eignen sich einfache, kleine Stücke, bei denen man nur geradeaus näht. Wie wär's mit einem Brotbeutel oder einem Kissenbezug? Am besten kauft man sich dafür preiswerte Stoffe oder Reststücke und legt gleich mal seinen Perfektionismus beiseite. Jeder Lernprozess ist individuell.

2. Gut fürs Nähkästchen
  • Stoffschere (nie für Papier benutzen!)
  • Nähgarn (schwarz, weiß als Basis und dann die passende Farbe fürs jeweilige Projekt)
  • Stecknadeln
  • Maßband und evt. Handmaß
  • Markierstift / Schneiderkreide
  • Nahttrenner / kleine Schere

3. Inspiration und Hilfe fürs erste Nähprojekt:

Selber nähen: ein nachhaltiges Hobby?

Natürlich gibt es ganz unterschiedliche Gründe, mit dem Nähen zu beginnen. Da ist natürlich die Lust, selbst kreativ zu werden, der Stolz auf Selbstgemachtes, die größere Wertschätzung für Kleidung, die Möglichkeit, maßzuschneidern sowie Fehlkäufe umzuschneidern und vieles mehr. Aber viele sind auch einfach entsetzt über die Mengen an schnell produzierter Billigmode, die ebenso schnell wieder entsorgt werden. Näht man selber, wird der eigene Kleiderschrank nachhaltiger und entlastet die Umwelt. Außerdem trägt man nicht zur Ausbeutung von Arbeitskräften in Billiglohnländern bei – gerade die Textilbranche hat es dabei zu unseligem Ruhm gebracht.

Das hilft beim nachhaltigen Nähen:
  • Kaufen Sie Stoffe nur, wenn Sie einen ganz konkreten Plan haben und wissen, wie viel Sie brauchen.
  • Achten Sie beim Einkauf auf nachhaltigere Stoffe wie Kollektionsüberhänge oder Stoffe aus GOTS-zertifizierte Baumwolle.
  • Noch besser: Nutzen Sie, was schon da ist. Wie wär's mit Second-Hand-Materialien oder dem Umarbeiten abgelegter Kleidung?
  • Sammeln Sie Knöpfe, Reißverschlüsse und Stoffreste.
  • Verwenden Sie Fäden aus recyceltem Polyester oder Bio-Baumwolle.

Weg mit Wegwerfmode

Modeketten bringen pro Jahr mehr als 20 Kollektionen heraus und schaffen bei Käuferinnen damit ständig neue Kaufanreize. Ein aktueller Greenpeace-Report zeigt, dass Konsumentinnen und Konsumenten heute um 60 Prozent mehr Kleidung kaufen als vor 15 Jahren. Die Tragedauer von Pullovern und Hosen hat sich halbiert, Trends sind schnelllebig und die Qualität schlechter. Was mit den Kleiderbergen passiert, wird in besonders drastischer Weise in der Atacama-Wüste in Chile ersichtlich. Bis zu 20 Tonnen alter Kleider landen pro Tag in dem einzigartigen Naturparadies und verschandeln so nicht nur die Landschaft, sondern verschmutzen durch den hohen Plastikanteil der Kleidung auch die Natur. NGOs wie Greenpeace fordern seit Jahren gesetzliche Regulierungen, um die Überproduktion und das „Entsorgen“ der Wegwerfmode einzudämmen. Was man als Konsumentin tun kann? Ganz einfach: Weniger kaufen.