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Cellulite: Deshalb stört sie uns nicht
Text: Paula Rausch Margret Hoffmann

Body Positivity

Cellulite: Deshalb stört sie uns nicht

Body Positivity ist in aller Munde, bei der eigenen Cellulite endet der Selbstliebe-Trend aber bei vielen. In unserem Artikel erklären wir, was die viel gefürchtete Orangenhaut eigentlich ist; wie sie entsteht und ob man etwas gegen sie tun kann. Vor allem soll aber vermittelt werden, dass sie ganz normal ist und man gar nichts dagegen unternehmen muss.

Was versteht man unter Cellulite?

Cellulite belastet als vermeintlicher Schönheitsmakel zwar viele Betroffene, sie ist allerdings keine Krankheit und absolut ungefährlich. Die sogenannte Orangenhaut entsteht bei 80 bis 90 Prozent aller Frauen ab dem 20. bis 30. Lebensjahr. Grund dafür ist die Ablagerung von Fettzellen, wofür vor allem das Hormon Östrogen verantwortlich ist. Cellulite bildet sich vorwiegend an den Oberschenkeln und am Po, kann jedoch auch an den Oberarmen auftreten.

Bekommen nur Frauen Cellulite?

Cellulite ist hauptsächlich Frauensache. Das liegt an der Hautstruktur – die ist bei Männerhaut wesentlich dicker. Außerdem ist ihr Bindegewebe wie ein eng vernetztes Gitter aufgebaut. Das weibliche Unterhautgewebe enthält hingegen weit mehr Fettzellen in sogenannten Fettdepots, die um ihr Zehnfaches anwachsen und sich dann durch die feinen Stränge des weiblichen Bindegewebes drücken können. Gene und Hormone wie Östrogen tun ihr Übriges dazu, dass sich Fett einlagert.

Was hilft gegen Cellulite?

Was wir in erster Linie tun können, ist, unsere Haut so zu akzeptieren, wie sie ist. Denn ganz abgesehen davon, dass sie keine körperlichen Beschwerden verursacht, sorgt Cellulite vielmehr dafür, dass dem weiblichen Körper genügend Nahrungsreserven zur Verfügung stehen, etwa in der Schwangerschaft.
Viel zu lange wurden die Dellen zu einem optischen Makel deklariert. Das Bild eines perfekten, straffen Körpers hat, nicht zuletzt aufgrund diverser retuschierter Bilder in Hochglanzmagazinen und auf Social Media, dominiert.

Doch diese Zeiten sind zum Glück vorbei. Selbstliebe und Selbstakzeptanz nehmen einen immer höheren Stellenwert ein. Statt Bodyshaming tritt endlich Body Positivity auf den Plan. Und viel wichtiger, als Cellulite zu bekämpfen, ist ohnehin, sich fit zu halten. Dass die Dellen bei gezieltem Training und gesunder Ernährung eventuell sogar etwas flacher werden und die Hüftregion straffer werden kann, ist dann einfach ein netter Nebeneffekt. Es muss einem jedoch bewusst sein, dass es das eine Wundermittel zur Cellulite Behandlung nicht gibt.

Vorsorge ist besser als Nachsorge

Wie ausgeprägt die Cellulite ist, hängt vor allem vom Bindegewebe und den darunter liegenden Fettpölsterchen ab. Ein gesunder Lebensstil hilft, die Haut glatter zu halten.

So regt etwa eine ausgewogene Ernährung mit wenig tierischem Eiweiß den Stoffwechsel an. Salz und Zucker sorgen hingegen für Wassereinlagerungen im Gewebe – und diese Ansammlungen fördern wiederum das optische Erscheinungsbild von Cellulite. Auf Alkohol und Nikotin sollten Sie zum Wohle Ihres Körpers ohnehin weitgehend verzichten.

Sport gegen Cellulite

Auch wenn die Orangenhaut schon sichtbar ist, können wir noch so einiges tun, um uns in unserem Körper noch wohler zu fühlen. Regelmäßiger Sport kann Cellulite und Dehnungsstreifen nicht nur vorbeugen, sondern hilft auch, bereits bestehende Grübchen zu vermindern. Kraftübungen stärken das Bindegewebe und die antrainierten Muskeln begünstigen ein glattes Hautbild.

Sie brauchen nicht mal speziellen Gerätschaften, um die Muskulatur zu stärken. Ein ganzheitliches Training mit dem eigenen Körpergewicht (Kniebeugen, Ausfallschritte, Burpees) verhilft nicht nur zu mehr Kraft, es fördert ganz nebenbei auch die Ausdauer.

Cremes gegen Cellulite

Cellulite Cremes sind keine Wundermittel! Aber sie können in Verbindung mit Sport und gesunder Ernährung durchaus eine Wirkung zeigen. Dafür verantwortlich sind Inhaltsstoffe wie Koffein, Algenextrakte, Peptide oder Retinol, die die Durchblutung der betroffenen Körperstellen verbessern.

Allerdings nur, solange man sie regelmäßig schmiert, da die Produkte in der Haut, nicht aber auf das darunter liegende Bindegewebe mit den Fettpölsterchen wirken. Am besten arbeiten Sie die Cremes mit einer Cellulite Massage ein: Tragen Sie diese gründlich in Kreis- oder Zupfbewegungen auf die Haut auf. Dafür eignen sich auch Körper-Öle besonders gut. Zweimal wöchentlich ein Peeling unter der Dusche fördert ebenfalls die Durchblutung und sorgt für ein glatteres Hautbild. Zusätzlicher Pluspunkt: Die aktive Beschäftigung mit Ihrer Haut kann Sie an Ihre Cellulite gewöhnen, wodurch Ihnen die kleinen Unebenheiten vertrauter und natürlicher vorkommen werden.

Body Positivity trotz Cellulite

Bei all den Gedanken, die wir uns zur Verminderung der ungeliebten Cellulite machen, sollten wir uns auch einen Moment Zeit nehmen und reflektieren: Warum legen wir so großen Wert auf glatte Haut, obwohl wir fast alle die eine oder andere Delle haben? Wenn wir uns wieder einmal frustriert im Spiegel betrachten, sollten wir uns daher vor Augen halten, dass unsere Unzufriedenheit hauptsächlich mit unseren Sehgewohnheitenzusammen hängt: Fast täglich werden wir auf Instagram und Co. mit perfekten (retuschierten) Körpern konfrontiert. Auch wenn einem klar ist, dass nicht alles auf Social Media echt ist, vergleicht man den eigenen Körper dennoch (oftmals unbewusst) mit diesen vermeintlichen Traumkörpern.

Dagegen kann es helfen, nur Influencerinnen und Influencern zu folgen, die ein positives Körperbild und Lebensgefühl vermitteln und ihre natürlich schönen Körper präsentieren. Denn was uns nicht guttut, sollten wir uns auch nicht täglich ansehen. Stattdessen: Halten wir es doch wie der Künstler Peter Paul Rubens, der die Dellen auf seinem Gemälde „Die drei Grazien“ als attraktive weibliche Attribute verewigt hat – und erkennen unsere individuelle Schönheit.