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Altes Rauchtum: Räucherbündel selber machen
Text: Eva Pohn

Rituell

Altes Rauchtum: Räucherbündel selber machen

Die Tradition des Räucherns ist so alt wie die Menschheit selbst. Sie wurde schon im Gilgamesch-Epos erwähnt, der zwischen 3.000 und 2.600 vor Christus entstanden ist. Gerade erlebt das Räuchern ein wahres Revival. Wir erklären, wie man ein Räucherbündel selber machen kann, welche Kräuter hineingehören, wie man den Stick am geschicktesten bindet und worauf es beim Räucherritual ankommt.
Früher versuchte man, mit dem Räuchern von Kräutern der Pest und der Cholera Herr zu werden. Wenn Sie heute ein Räucherbündel selber machen, soll das vor allem negative Energien neutralisieren – sei es beim Einzug in eine neue Wohnung, wenn schwieriger Besuch da war, nach einer Krankheit oder einem Streit. Außerdem nutzt man Räucherbündel traditionell in den Raunächten zwischen Weihnachten und Dreikönigsfest.

Räucherbündel selber machen:
Diese Kräuter eignen sich

Zwischen dem 15. August bis zum 15. September (dieser Zeitraum wird Frauendreißiger genannt) entfalten folgende Pflanzen ihre volle Kraft: Königskerze, Thymian, Johanniskraut, Beifuß, Melisse, Schafgarbe, Alant, Meisterwurz, Rosmarin, Lavendel, Salbei, Wermut und Rosen. Am besten pflückt man diese Kräuter um die Mittagszeit. Je nach Belieben lassen sich alle Kräuter oder nur sechs, sieben Sorten zu einem Räucherbündel binden. Vor allem Salbeiräuchern genießt hohe Beliebtheit.

Tipp: Achtung vor Giftpflanzen

Nicht jedes Kraut eignet sich dafür, geräuchert zu werden. Von Giftpflanzen sollte man beim Räucherbündel selber machen dringend die Finger lassen. Weitere Pflanzen, die sich gut zum Räuchern eignen, finden Sie zum Beispiel im Buch „Magisches Duft Räuchern“ (Kneipp Verlag Wien, 22,00 Euro).


Die Kunst des Bindens – so gelingt’s

Mit ein paar Tricks lässt sich ein kompaktes Räucherbündel selber machen. Zuerst wird die Königskerze in die Mitte gelegt, die anderen ca. 15 cm langen Zweige locker herumwickeln. Nun welken die Kräuter einen halben Tag lang an einem halbschattigen Standort vor. So kann man sie gut binden, ohne dass sie brechen. Danach verknotet man das Bündel in der Mitte sowie am oberen und unteren Ende mit einer Jutekordel oder einem Hanffaden straff, aber nicht zu fest. Wenn Sie ein Räucherbündel selber machen, muss immer Luft hineinkommen, damit kein Schimmel entsteht. Zum Schluss wird das gesamte Räucherbündel spiralförmig mit dem Faden eingewickelt. Nun auf einem Leinentuch liegend 3–5 Tage an einem luftigen, warmen Standort nachtrocknen lassen.

Das Räucherritual

Nach dem Räucherbündel selber machen geht es weiter mit dem Räucherritual. Startschuss dafür sollte das Ausschalten aller Rauchmelder sein. Das getrocknete Bündel wird dann aufrecht, leicht schräg gehalten und an der Spitze entzündet. Der Stick lodert für 3–5 Sekunden, bevor er ausgeblasen wird. Nun beginnt das Räucherritual: Man legt das Bündel in eine feuerfeste Schale und genießt den herrlichen Duft. Die Asche wird von der feuerfesten Schale aufgefangen. Wie lange geräuchert wird, steht jedem frei. Lassen Sie das Räucherbündel aber nie unbeaufsichtigt. Indem man es zum Schluss fest in Sand ausdrückt, wird der Stick ausgelöscht. Und mit ihm hoffentlich auch alle bösen Geister.