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Toxisches Schocksyndrom: Tipps zur Vorbeugung

Monatshygiene

Toxisches Schocksyndrom: Tipps zur Vorbeugung

Vor der Erkrankung Toxisches Schocksyndrom wird auf dem Beipackzettel in jeder Tamponschachtel gewarnt – und dennoch ist sie vielen Frauen und Mädchen unbekannt. Ohne Behandlung kann die sogenannte „Tampon-Krankheit“ zu akutem Organ- und Kreislaufversagen führen und im schlimmsten Fall tödlich enden. Wir klären die wichtigsten Fragen und haben Tipps für die Menstruationshygiene.

Drei Fakten rund um das Toxische Schocksyndrom

Toxisches Schocksyndrom: Ursache ist ein kleines Bakterium

Das Toxische Schocksyndrom (TSS) ist eine Infektion mit Bakterien – meist Staphylococcus aureus, seltener mit Streptokokken. Diese Keime kommen beinahe überall in der Natur vor. Auch 15–40 Prozent der gesunden Menschen sind davon besiedelt, etwa im Rachenraum. Gelangen die Bakterien in den Blutkreislauf, bilden sie ein Gift. Das Immunsystem reagiert darauf, indem es Antikörper bildet. Dringen die Keime jedoch in sehr hoher Zahl in den Körper ein und treffen dort auf ein unvorbereitetes Immunsystem, kann es zu Problemen kommen: Unbehandelt kann das Toxische Schocksyndrom zu einem schweren Organ- und Kreislaufversagen führen und im schlimmsten Fall tödlich enden.

Seit 2016 wird in Wien an der Entwicklung eines Impfstoffs gegen TSS gearbeitet: Nachdem die klinischen Studien der Phasen 1 und 2 erfolgreich abgeschlossen sind, wird 2023 die letzte Phase-3-Studie vorbereitet (mehr Infos dazu finden Sie hier).

Wann treten die Symptome des Toxischen Schocksyndroms auf?

An TSS erkranken laut Robert Koch Institut (RKI) mehrheitlich jüngere Personen. Denn im späteren Erwachsenenalter besitzen bereits mehr als 90 Prozent der Menschen Antikörper. Betroffen sind vor allem menstruierende Frauen mit einem Durchschnittsalter von 23 Jahren, die während ihrer Periode Tampons verwenden. Laut RKI liegt die Häufigkeit bei 3–6 Fällen auf 100.000 Frauen im sexuell aktiven Alter. Da TSS keine meldepflichtige Krankheit ist, besteht das Risiko einer höheren Dunkelziffer.

Warum sind Frauen viel häufiger von TSS betroffen?
Durch Hautwunden, Verbrennungen, Insektenstiche oder auch chirurgische Wunden können sich auch Männer mit dem Erreger infizieren – sie erkranken aber bedeutend seltener als Frauen an TSS. Ein besonderes Infektionsrisiko ist nämlich die Zeit der Menstruation: Der TSS-Erreger kann über die abblutende Gebärmutterschleimhaut in den Blutkreislauf gelangen. Das Toxische Schocksyndrom kann daher auch während des Wochenbetts oder nach einer infektiösen Fehlgeburt als Komplikation auftreten.

Die Symptome des Toxischen Schocksyndroms sind oft schwer einzuordnen

Das Toxische Schocksyndrom tritt sehr plötzlich auf und äußert sich etwa durch Kopfschmerzen, Schwindel, einen Abfall des Blutdrucks, Erbrechen und Durchfall, Muskelschmerzen sowie hohes Fieber über 39 °C. Manchmal ist auch ein sonnenbrandähnlicher Hautausschlag zu sehen.

Was tun bei Symptomen?
Viele der TSS-Symptome ähneln jenen einer Grippe. Das macht es nicht einfach, die Infektion zu erkennen. Selbst für Ärzte ist es zum Teil schwierig, die Beschwerden einzuordnen. Doch es ist wichtig, dass TSS so rasch wie möglich behandelt wird – durch eine Desinfektion der infizierten Stelle und die Gabe von Antibiotika.

Wenn Sie sich während Ihrer Menstruation aus voller Gesundheit heraus plötzlich schlecht fühlen, sollten Sie sofort den Tampon oder die Menstruationstasse entfernen. Suchen Sie ärztliche Hilfe auf und sagen Sie unbedingt, dass Sie zurzeit Ihre Periode haben und bei sich TSS vermuten.

Infos und Tipps rund um die Monatshygiene

Wie sicher sind Menstruationsprodukte?

In den meisten europäischen Ländern gelten Menstruationsprodukte nicht als medizinisches Produkt – anders als beispielsweise in den USA. Es gibt zu dieser Produktgruppe auch keine EU-weite Regelung. In Österreich sind Periodenprodukte hierzulande ähnlich reguliert wie Taschentücher. Mit einem gewaltigen Unterschied in der Verwendung: Menstruationsprodukte haben tagelangen Kontakt mit der Vaginalschleimhaut, während ein Taschentuch nach wenigen Sekunden wieder entsorgt wird.

Grundsätzlich können Frauen und Mädchen aber davon ausgehen, dass Tampons & Co. relativ sicher sind. Mehr Forschung an Periodenprodukten ist dennoch wichtig, fordert beispielsweise Elisabeth Ertl vom Österreichischen Forschungsinstitut für Chemie und Technik (OFI): Sie untersucht mit ihrem Team die toxikologischen und mikrobiologischen Eigenschaften von Menstruationsprodukten – auch hinsichtlich allergischer Reaktionen oder Infektionen wie TSS (mehr Infos finden Sie hier).

Toxisches Schocksyndrom: Tampon oder besser Menstruationstasse?

Ende der 1970er und Anfang der 1980er-Jahre wurde vor allem in den USA über TSS als „Tampon-Krankheit“ berichtet. Denn zu dieser Zeit wurden extrem saugstarke Tampons aus synthetischem Polyester entwickelt und vermehrt Fälle von TSS während der Menstruation beobachtet. Die Produkte wurden wieder vom Markt genommen, dennoch tritt das Toxische Schocksyndrom nach wie vor auf. Auch wenn die meisten TSS-Fälle mit der Verwendung von Tampons in Verbindung stehen – TSS ist eine extrem seltene Erkrankung.

Grundsätzlich stimmt es: Menstruationstassen haben ein geringeres Risiko als Tampons. Denn laut einer kanadischen Studie können Bakterien an der glatten Oberfläche von Periodencups schlechter anhaften als auf konventionellen Tampons.

Muss Frau sich also Sorgen machen, wenn sie während der Periode am liebsten auf Tampons zurückgreift? Nein. Tampons werden weltweit seit Jahrzehnten verwendet. Das Risiko lässt sich nicht gänzlich verhindern, aber reduzieren: Tampons aus 100 Prozent Bio-Baumwolle sind sicherer als solche aus synthetischen Materialien, ergab eine Studie des New York University Medical Center.

Hygiene-Tipps während der Menstruation

Es ist wichtig, während der Periode auf Sauberkeit zu achten, um Infektionen mit Krankheitskeimen vorzubeugen. Auch das Infektionsrisiko mit dem TSS-Erreger kann dadurch minimiert werden.

Grundsätzliche Menstruationshygiene:
  • Waschen Sie die Hände gründlich mit Seife, bevor Sie ein Menstruationsprodukt verwenden oder wechseln. Und bitte auch danach!
  • Hersteller empfehlen, Menstruationsprodukte nach spätestens acht Stunden zu wechseln, idealerweise schon nach vier bis sechs Stunden.
  • Wurde bei Ihnen bereits einmal das Toxische Schocksyndrom diagnostiziert, sollten Sie auf Tampons verzichten. Greifen Sie stattdessen auf Stoffbinden, Menstruationsunterwäsche oder Menstruationstassen zurück.
Bei der Verwendung von Tampons:
  • Verwenden Sie nur Tampons aus unbeschädigten Originalverpackungen.
  • Passen Sie die Saugfähigkeit von Tampons an die aktuelle Blutungsstärke an: Verwenden Sie immer die kleinstmögliche Größe – auch wenn das bedeutet, dass Sie den Tampon häufiger wechseln müssen.
  • Verwenden Sie bevorzugt Tampons aus 100 Prozent Bio-Baumwolle.
Bei der Verwendung von Menstruationstassen:
  • Menstruationscups müssen gründlich gereinigt werden, bevor sie (wieder) eingesetzt werden.
  • Nach der Periode sollte der Cup sowie das Aufbewahrungsbehältnis ausgekocht werden.
  • Periodencups sind wiederverwendbare Produkte, sollten aber nach einer gewissen Zeitspanne durch ein neues Produkt ersetzt werden – halten Sie sich hier an die Herstellerangaben.
  • Bemerken Sie einen unangenehmen Geruch, sollten Sie den Menstruationsbecher durch einen neuen ersetzen.