Grundsätzlich gilt: Bei einer Geburt ist das Wichtigste, dass es Frau und Kind gut geht. Ärztinnen und Ärzte, Hebammen und alle Beteiligten geben ihr Bestes, damit die Kinder gesund auf die Welt kommen und die Frau ein möglichst schönes, komplikationsfreies Geburtserlebnis hat. Trotzdem entscheiden sich immer mehr schwangere Frauen für einen geplanten Kaiserschnitt. Wie ist der Ablauf? Was ist dabei zu beachten? Und was sind die Vor- und Nachteile? Unsere Expertin, Gynäkologin Dr. Eva Lehner-Rothe (Dr. Eva Lehner-Rothe (evarothe-gyn.at)) klärt auf.

So läuft ein geplanter Kaiserschnitt ab

Die werdende Mutter liegt mit einer Spinalanästhesie im OP. Das bedeutet, dass sie im Bauchbereich nichts spürt und ihre Beine nicht bewegen kann, aber sie ist wach und bekommt alles live mit. „Um sicherzustellen, dass die PDA wirkt, zwicke ich vor dem Schnitt mit einer Pinzette in den Bauch. Wenn die Mutter nicht reagiert, weiß ich, dass die Anästhesie gut sitzt und wir beginnen können.“ Der Eingriff startet mit einem Hautschnitt, dann wird die Gebärmutter geöffnet und der Schnitt erweitert, sodass das Baby herausgeholt werden kann. Das Baby wird dann abgenabelt und der Hebamme übergeben, die es der Mutter zeigt. Danach wird es im OP untersucht und wird der Mutter danach zum Kuscheln auf die Brust gelegt. Das wird auch als Sectio-Bonding bezeichnet. Die Anästhesistin verabreicht nach der Geburt ein Kontraktionsmittel, das die Plazenta löst, welche dann per Hand entfernt wird. Die Gebärmutter und der Bauch werden dann in mehreren Schichten vernäht. Die Hautnaht besteht aus selbst auflösendem Material, sodass später keine Nähte gezogen werden müssen. Sobald sich die Mutter wieder mobil und kräftig genug fühlt, kann sie aufstehen und mit einem Duschpflaster sogar duschen gehen. Der normale Kaiserschnitt ist eine im Normalfall sehr unkomplizierte Operation, die sehr gut planbar ist. „Er unterscheidet sich entscheidend vom Notkaiserschnitt. Dieser ist notwendig, wenn das Baby während der Geburt bedroht ist, zum Beispiel bei schlechten Herztönen oder mangelnder Sauerstoffsättigung. Dann muss schnell gehandelt werden. Dieser passiert dann auch unter Vollnarkose.“

In welchen Fällen ist ein Kaiserschnitt empfohlen?

„Ein Kaiserschnitt wird empfohlen, wenn das Baby zu groß für das Becken der Mutter ist, was als Schädelbecken-Missverhältnis bezeichnet wird. Eine Hauptindikation ist auch die Beckenendlage, also wenn das Baby mit dem Po oder den Füßen zuerst liegt.“

Welche Komplikationen sind bei einem Kaiserschnitt möglich?

„Komplikationen können immer auftreten, da man am offenen Bauch operiert. Es besteht das Risiko, die Blase oder den Darm zu verletzen. Besonders bei zweiten oder dritten Kaiserschnitten ist die Blase gefährdeter. Diese Komplikationen sind jedoch selten und können meist direkt während der Operation behoben werden.“

Was ist ein Wunschkaiserschnitt?

„Ein Wunschkaiserschnitt ist ein geplanter Eingriff, der 7 bis 10, maximal 14 Tage vor dem errechneten Geburtstermin stattfindet, um eine spontane Wehentätigkeit zu vermeiden. Eine Not-Sectio hingegen erfolgt während der Geburt bei auftretenden Komplikationen. Bei einem Wunschkaiserschnitt wird die Patientin ausführlich über die möglichen Komplikationen aufgeklärt und muss ihr Einverständnis geben.“

Welche Vor- und Nachteile hat ein Kaiserschnitt im Vergleich zu einer spontanen Geburt?

„Der Vorteil eines Kaiserschnitts ist die Planbarkeit. Ein Nachteil ist die längere Bettlägerigkeit und die Tatsache, dass es sich um eine Bauchoperation handelt. Die Patientinnen sind nach einem Kaiserschnitt nicht so mobil wie nach einer vaginalen Geburt. Es bleibt eine Narbe, und die Erholungszeit kann länger dauern. Trotz der Operation werden bei einem Kaiserschnitt genauso Endorphine ausgeschüttet wie bei einer natürlichen Geburt.“

Was sollte man als Patientin vor einem Kaiserschnitt wissen?

„Wichtig ist zu wissen, dass ein Kaiserschnitt eine Operation ist und man sich danach wahrscheinlich mehr schonen muss als nach einer spontanen Geburt. Die hormonellen und körperlichen Reaktionen sind gleich wie bei einer spontanen Geburt. Auch Milcheinschuss, Wochenfluss und Rückbildungszeit unterscheiden sich nicht. Die Nachsorge findet im Rahmen der Wochenbett-Abschlussuntersuchung nach 6–8 Wochen statt. Normalerweise ist die Kaiserschnittnarbe nach einer Woche mit Pflaster verheilt. Anfangs sollte sich die Mutter schonen und darauf verzichten, schwere Dinge zu heben. Als Richtwert gilt maximal 5–7 kg auf beide Arme verteilt. Das Baby darf sie natürlich immer tragen.“