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Baby led weaning: 7 Fakten, die Eltern kennen sollten
Text: Julia Fischer-Colbrie

breifreie Beikost

Baby led weaning: 7 Fakten, die Eltern kennen sollten

Wer sein Baby nicht (nur) mit Brei ernähren will, landet beim Baby led weaning. Aber was müssen Eltern über diese Ernährungsform wissen, bei der Kleinkinder selbst bestimmen, was sie essen? Diese 7 Fakten!

Zu Beginn ist es eine Sauerei: Von Muttermilch oder Flasche auf Beikost umzusteigen, ist nicht immer einfach – vieles landet auf dem Boden statt im Mund vom Baby. Brei ist beim Beikost-Start die gängigste Option. Doch immer mehr Mütter und Väter entscheiden sich aber für die breifreie Variante, das Baby lead weaning. Das heißt: Babygesteuertes Abstillen. Bei dieser Ernährungsform bekommen Säuglinge ab circa dem sechsten Lebensmonat weich gekochte Lebensmittelstückchen statt Brei.

Teilweise warnen Kinderärztinnen und -ärzte vorm Baby led weaning: Kleinkinder könnten dadurch zu wenig Nährstoffe zu sich nehmen, heißt es. Gerade ein Eisenmangel könne schnell entstehen, wenn ein Säugling an einem Stück Fleisch nur lutscht statt es zu essen.

Wir haben bei Beikost-Coach und Allgemeinmedizinerin Susanna Huber nachgefragt, worauf es beim Baby lead weaning ankommt. Sie sagt: Bis zum ersten Lebensjahr werden Babys vor allem durch die (Mutter-)Milch mit notwendigen Nährstoffen versorgt. Und: Baby led muss nicht als Konkurrenz zum Brei gesehen werden, sondern als Ergänzung.

1. Was ist Baby led weaning?

„Beim Baby led weaning bietet man verschiedene weich gekochte und in Stücke geschnittene Lebensmittel auf einem Teller an. Man lässt das Baby selbst bestimmen, zu was es greift und dann zum Mund führt, wie viel es davon haben will und in welchem Tempo es isst. Es ist einfach ein spielerischer Start des Essens. Übrigens: So neu ist das Konzept dahinter nicht. Früher hatte man auch keinen Pürierstab, um Brei zu machen. Babys bekamen von Beginn an festere beziehungsweise stofflichere Dinge zu essen.“

2. Was eignet sich für Baby led weaning?

„Zu Beginn bieten Elterm am besten Karotten, Kürbis, Pastinaken, Äpfel, Birnen, Avocados oder Ähnliches. Die Sachen werden in Stäbchenform geschnitten und mit ein bisschen Öl im Rohr gebacken oder gedämpft. Die Stücke sollten nicht zu klein sein, sodass das Baby die Sachen gut greifen und daran lutschen bzw. knabbern kann. Es muss nicht nur Obst oder Gemüse in reiner Form sein. Auch Gemüse-Muffins, Omelette, Puffer oder Nudeln eignen sich gut. Und mit Fleisch kann auch relativ früh gestartet werden.“

3. Wie beginne ich mit Baby led weaning?

„In der Regel etwas später als mit der Breikost: Meistens ab dem 6. Lebensmonat, wenn das Baby schon reifer ist und die Hand-Mund-Koordination funktioniert. Ein guter Zeitpunkt ist, wenn es aktiv Interesse am Essen der Eltern zeigt und beginnt, danach zu greifen.“

4. Was ist der Vorteil gegenüber Brei?

„Eltern geben ihrem Baby die Möglichkeit, sich in seinem eigenen Tempo von der reinen Milchnahrung zur Kombination aus Milch und Beikost umzustellen. Bei Breikost schiebt man häufig einen Löffel nach dem anderen in das Baby rein und übersieht gerne, dass es eigentlich schon satt ist. Außerdem füttert man es meist vor oder nach dem Familienessen. Beim Baby led weaning geht es auch um den sozialen Aspekt, es soll der Nachahmungstrieb gefördert werden. Denn idealerweise sitzt das Baby mit am Familientisch und isst so ähnliche Dinge wie der Rest der Familie.“

5. Soll ich nur Fingerfood füttern oder zusätzlich Brei geben?

„Die Verfechter des Baby led weaning propagieren die komplett breifreie Nahrung. Meiner Meinung nach sollte jede Familie es so handhaben, wie sie es für richtig empfindet. Das Ziel soll nicht breifrei, sondern selbstbestimmt sein. Das Baby soll ins genussvolle Essen reinwachsen. Das bedeutet nicht, dass man es nicht auch mal Füttern darf. Eine Kombination aus beidem ist wahrscheinlich eine gute Lösung. Vor allem wenn man außer Haus ist, kann Brei die bessere Alternative sein. Es werden auch nicht alle Großeltern gut mit dem Baby led weaning-Konzept zurechtkommen. Manche haben Angst, das Baby könnte sich verschlucken.“

6. Apropos verschlucken: Was darf Baby nicht essen?

„Bei den Babys ist der Würgereflex weiter vorne als bei Erwachsenen. Das heißt, sie würgen schon Sachen heraus, die noch gar nicht weit runtergerutscht sind. Was zu groß ist, das ploppt automatisch wieder heraus. Die Babys selbst schreckt es da weniger als die Mütter. Die sind meist aber positiv überrascht, wie lange Babys an den Sachen herum lutschen und wie geschickt sie diese mit der Zunge am Daumen zerdrücken. Aber grundsätzlich gilt: Eltern sollen immer nur Nahrungsmittel hergeben, bei denen sie selbst ein gutes Gefühlt haben. Sobald Mama oder Papa Angst haben, spürt es das Baby und wird unweigerlich selbst unsicher. So soll es nicht sein. Baby led weaning darf kein Stress sein!“

7. Wird Baby satt genug oder bekommt es zu wenig Nährstoffe?

„Die Menge, die das Baby zu sich nimmt, ist natürlich schwer abzuschätzen. Denn vor allem zu Beginn landet vieles auf dem Boden. Ängste, dass das Baby zu wenig bekommt, sind allerdings unbegründet: Denn bis zum ersten Lebensjahr ist die Hauptenergiequelle die Milch. Und auch die Versorgung mit den Nährstoffen erfolgt über einen hohen Anteil durch die Milch.“