Blasenentzündung: Das können Sie laut Expertinnen dagegen tun
Blasenentzündungen sind für viele Frauen ein leidiges, manchmal wiederkehrendes Thema. Die Urologin Dr. Andrea Gnad und die Gynäkologin Dr. Eva Lunzer-Mühl geben Tipps zur Vorbeugung und erklären, was zu tun ist, wenn es uns erwischt hat.
Inhaltsverzeichnis
- Was versteht man unter einer Blasenentzündung?
- Wie entsteht eine Blasenentzündung?
- Was sind die Symptome einer Blasenentzündung?
- Ist eine Blasenentzündung ansteckend?
- Wie lange dauert eine Blasenentzündung?
- Welche Hausmittel helfen bei einer Blasenentzündung?
- Worauf soll man zur Vorbeugung achten, zum Beispiel bei der Intimhygiene?
- Was tun bei einer Honeymoon-Blasenentzündung?
- Kann sich ein Scheidenpilz wie eine Blasenentzündung anfühlen?
- Welche Rolle spielt der Östrogenmangel in den Wechseljahren bei Blasenentzündungen?
- Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei einer Blasenentzündung?
- Wann muss man zur Ärztin oder zum Arzt?
Dr. Andrea Gnad ist Urologin mit Praxis in Salzburg. ACTIVE BEAUTY erklärt sie, wie eine Blasenentzündung entsteht und behandelt werden kann.
Dr. Eva Lunzer-Mühl ist Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe. ACTIVE BEAUTY erklärt sie alles zu Honeymoon-Zystitis & Co.
Wir haben die Urologin Dr. Andrea Gnad und die Gynäkologin Dr. Eva Lunzer-Mühl gefragt, welche Symptome auf eine Blasenentzündung hindeuten und was Betroffenen wirklich hilft.
Was versteht man unter einer Blasenentzündung?
Dr. Andrea Gnad: „Eine Blasenentzündung oder ein Harnwegsinfekt entsteht, wenn Bakterien aus dem Genitalbereich in die Blase aufsteigen und dort eine Entzündung verursachen. Das geschieht häufig nach dem Geschlechtsverkehr, aber auch bei zu viel Stress im Alltag und wird nach der Menopause durch den Östrogenmangel begünstigt.“
Wie entsteht eine Blasenentzündung?
Dr. Eva Lunzer-Mühl: „Eine Blasentzündung entsteht bei Frauen am häufigsten durch Übertragung von Darmbakterien durch Schmierinfektion (zum Beispiel beim Abwischen beim Toilettengang). Bedingt durch die anatomischen Gegebenheiten und die kurze Harnröhre ist der Weg vom After zur Harnröhre nicht weit. Manchmal sind auch angeborene oder erworbene Fehlbildungen des Harntrakts verantwortlich für häufige Harnwegsinfekte. Normalerweise werden die ableitenden Harnwege durch ausreichendes Trinken und regelmäßiges Wasserlassen ausreichend gespült. Zusätzlich schützt das saure Scheidenmilieu vor einer Besiedelung der Harnröhre durch Keime. Die häufigsten Erreger sind E. coli Bakterien und Enterokokken, aber auch Staphylokokken, Chlamydien oder Gonokokken können durch Sexualkontakt übertragen werden.“
Erfahren Sie hier alles über sexuell übertragbare Infektionen.
Was sind die Symptome einer Blasenentzündung?
Dr. Andrea Gnad: „Die Patientinnen spüren ein Brennen beim Urinieren, haben einen häufigen Harndrang, Unterbauchschmerzen, Blasenkrämpfe und manchmal auch sichtbares Blut im Harn.“
Ist eine Blasenentzündung ansteckend?
Dr. Eva Lunzer-Mühl: „Eine klassische Infektion mit Erregern der Darmflora ist prinzipiell nicht ansteckend, sehr wohl aber Infektionen, die durch Chlamydien oder Gonokokken verursacht werden.“
Wie lange dauert eine Blasenentzündung?
Eine einfache Blasenentzündung ist nach ein paar Tagen wieder vorbei. Lassen die Symptome nach drei Tagen nicht nach und kommt Fieber hinzu, muss man eine Ärztin oder einen Arzt konsultieren. Meist ist dann eine Antibiotika-Gabe notwendig. Bis man die Blasenentzündung dann wieder vollständig loswird, vergehen ein bis zwei Wochen.
Welche Hausmittel helfen bei einer Blasenentzündung?
Cranberry-Saft:
Egal ob von Oma, Mama oder der besten Freundin: Wir haben alle schon einmal gehört, dass das Trinken von Cranberry-Saft gegen die Entwicklung einer Blasenentzündung helfen soll. Aber wirkt der rote Saft wirklich? „Der Cranberry-Saft ist eine eher schwache Prophylaxe“, sagt Urologin Dr. Gnad. „Der Saft säuert den Harn an und hindert die Bakterien daran, an der Blasenwand anzuhaften. Bei der Dosierung unbedingt an die Empfehlungen der Hersteller halten, die Konzentration der Präparate ist sehr unterschiedlich.“
Erfahren Sie hier Wissenswertes über die Cranberry.
Apfelessig:
Die Urologin Dr. Gnad gibt folgenden Tipp: „Ich empfehle gerne Apfelessig vor dem Schlafengehen. Er ist günstig, unkompliziert und säuert den Harn ebenfalls an, das mögen die Bakterien nicht. Abends am besten zwei bis vier Zentiliter mit etwas Wasser trinken.“
Hier erfahren Sie, was passiert, wenn Sie täglich Apfelessig trinken.
Harntreibende Blasentees:
Als pflanzliches Hausmittel gibt es einige Kräuter, die – als Tee zubereitet – bei Blasentzündungenunterstützend wirken können. Sie wirken harntreibend und sorgen so dafür, dass die Harnwege und die Blase gut durchgespült werden. In der Apotheke gibt es auch spezielle Kräutermischungen zu kaufen, die zusätzlich entzündungshemmend und krampflösend wirken.
Wichtig: Lassen Sie sich von Ihrer Apothekerin oder Ihrem Apotheker beraten und überschreiten Sie die vorgegebene Maximaldosis nicht.
Worauf soll man zur Vorbeugung achten, zum Beispiel bei der Intimhygiene?
1. Genug Wasser trinken
Die beste Prophylaxe ist und bleibt viel zu trinken! Greifen Sie zu Wasser oder Tee, mindestens 1,5 Liter davon pro Tag. Kaffee sollte nur in Maßen getrunken werden, Softdrinks und Alkohol sollte man vermeiden. Die Bakterien, die eine Blasenentzündung auslösen, ernähren sich von Zucker und können sich dadurch ungehindert vermehren.
2. Keine volle Blase
Wer viel trinkt, muss sich öfter auf den Weg zur Toilette machen – und sollte das auch. Bleiben die Bakterien nämlich zu lange in der Blase, können sie sich dort schnell vermehren. Deshalb sollten Sie immer dann gehen, wenn Sie müssen, und zudem darauf achten, dass Sie Ihre Blase wirklich komplett entleeren.
3. Auf die richtige Intimhygiene achten
„Mangelnde Hygiene, ein neuer Partner oder gewisse Sexualpraktiken können das Risiko für Harnwegsinfekte erhöhen. Allerdings stört übertriebene Intimhygiene und vor allem die Verwendung von zu viel Seife die natürliche Schutzfunktion der Schleimhäute. Dadurch können sich Erreger leichter festsetzen“, erklärt die Gynäkologin Dr. Lunzer-Mühl. Bei der Intimpflege sollten Frauen daher nur zu sanften Produkten mit angepasstem pH-Wert greifen. Zu aggressive Intimhygieneprodukte reizen nicht nur die Schleimhäute und, sondern zerstören auch den natürlichen Schutzmantel der Haut.
4. Warm anziehen
Besonders in der kalten Jahreszeit sollten sich vor allem Frauen, die bereits von einer Blasenentzündung betroffen waren oder zu wiederkehrenden Blasenentzündungen neigen, warm anziehen. Dabei unbedingt die Nierengegend warm einpacken (keine bauchfreien Tops in Herbst und Winter!) und auch die Füße für eine gute Durchblutung warmhalten.
Was tun bei einer Honeymoon-Blasenentzündung?
Dr. Eva Lunzer-Mühl: „Häufiger Sexualverkehr beansprucht die Schleimhäute und das vaginale Milieu verändert sich. Durch Schmierinfektionen können beim Eindringen des Penis so Keime der Darmflora in die Scheide gebracht werden. Durch die anatomischen Gegebenheiten und die kurze Harnröhre der Frau besteht so ein höheres Risiko, dass sich die Keime in der Schleimhaut der Harnröhre festsetzen und nach oben wandern. Wichtig ist daher, ausreichend zu trinken und nach dem Sex auf die Toilette zu gehen, um die Blase zu entleeren. So werden die meisten Keime bereits ausgespült. Treten trotzdem Beschwerden auf, kann es hilfreich sein, für ein paar Tage einen Blasentee zu trinken oder pflanzliche Präparate wie Cranberry oder besser noch einen Extrakt aus Meerrettich und Kapuzinerkresse einzunehmen. Häufig ist es aber trotzdem notwendig, antibiotisch zu behandeln. Vor allem, wenn zusätzlich Fieber, Unterbauchschmerzen oder Blut im Harn auftreten, sollte rasch ärztlicher Rat eingeholt werden.“
Kann sich ein Scheidenpilz wie eine Blasenentzündung anfühlen?
Dr. Eva Lunzer-Mühl: „Eine Pilzentzündung der Scheide äußert sich meistens durch weißlich bröckeligen Ausfluss sowie Jucken und Brennen im Bereich der Schamlippen. In den meisten Fällen kann eine Blasenentzündung von einem Scheidenpilz gut unterschieden werden.“
Welche Rolle spielt der Östrogenmangel in den Wechseljahren bei Blasenentzündungen?
Dr. Eva Lunzer-Mühl: „Durch den lokalen Östrogenmangel wird das Scheidenepithel (Vaginalhaut) im Alter dünner und verletzlicher. Außerdem ändert sich die Zusammensetzung der Vaginalflora. Sind in der Prämenopause Milchsäurebakterien vorherrschend und halten den pH-Wert sauer, ändert sich das Keimspektrum durch den Östrogenmangel in der Postmenopause. Das Milieu besteht dann vor allem aus Bakterien der Darm- und Hautflora, welche die Harnröhre besiedeln können.“
Erfahren Sie hier alles über die Anzeichen für die Wechseljahre.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei einer Blasenentzündung?
Dr. Eva Lunzer-Mühl: „Sind die Beschwerden nur mild, können das Trinken von Blasentee oder pflanzliche Produkte mit Meerrettich und Kapuzinerkresse-Extrakt oder Cranberry die Symptome in manchen Fällen noch gut beherrschen. Häufig ist es aber notwendig, über ein paar Tage antibiotisch zu behandeln.“
Wann muss man zur Ärztin oder zum Arzt?
Dr. Andrea Gnad: „Manchmal hilft die beste Vorsorge nichts und die Blasenentzündung erwischt einen doch. Mit einer akuten Blasenentzündung bitte unbedingt zu Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt gehen! Eine Zystitis ist gekennzeichnet durch Fieber, Flankenschmerzen und die typischen Beschwerden einer Harnwegsinfektion. Auch wenn Blut im Harn ist, sollten Sie unmittelbar mit der Einnahme eines Antibiotikums beginnen. Wer zu lange mit der Therapie wartet, riskiert einen aufsteigenden Harnwegsinfekt, der zur Nierenbeckenentzündung werden kann.“
Erfahren Sie hier, was Sie bei Blasenschwäche tun können.