Active Beauty
Geduld haben: Wie wir in 4 Schritten lernen zu warten
Text: Claudia Wallner, Nina Horcher

Geduldig sein lohnt sich

Geduld haben: Wie wir in 4 Schritten lernen zu warten

Wer Geduld hat, kann besser mit Herausforderungen umgehen. Doch was tun, wenn sich Warten eher wie eine Zerreißprobe anfühlt? Dafür gibt es eine Lösung.

„Wer keine Geduld bei Kleinigkeiten hat, dem misslingt der große Plan“, sagte schon Konfuzius. Aber klar, Warten kann mühsam sein – ob vor dem Postamt, an der Supermarktkassa oder auf die Impfung gegen Covid-19.

Heutzutage, in Zeiten von Google, iTunes, Netflix und Onlineshopping, ist Geduld eine Eigenschaft, die mehr und mehr verlorengeht, bedauert der deutsche Autor und Podcaster Markus Cerenak. Auf seiner Website schreibt er: „Ungeduldige Menschen treffen Entscheidungen für die Gegenwart. Geduldige Menschen treffen Entscheidungen für die Zukunft.“

Dabei lohnt es sich, Geduld zu haben: Laut Cerenak kommunizieren geduldige Menschen besser, entwickeln mehr Verständnis für andere und urteilen seltener vorschnell. Plus: Wer Geduld hat, hat weniger Stress und Ärger und kann mehr aus Situationen lernen. Und Menschen, die abwarten können, schaffen es, konzentrierter zu arbeiten und bessere Leistungen zu erbringen. Es gibt also genug Gründe, um auch als Erwachsener noch das Warten zu üben, um Geduld zu erlernen.

Geduld haben: Mit diesen 4 Tipps lernen es auch noch Erwachsene

Teilweise wird uns das Geduld-Gen in die Wiege gelegt: Je zuverlässiger die Eltern sind, desto leichter fällt es Kindern, auf etwas zu warten – weil sie die Erfahrung machen, dass es sich lohnt. Doch auch in späteren Jahren können wir die Kunst des Wartens erlernen, und zwar so:

1. Abwarten können: Das Warum verstehen

Der erste Schritt in der Entwicklung von Geduld ist: Sehen Sie selbst ein, ungeduldig zu sein. Wer selbst in kurzen Warteschlangen nervös wird oder anderen häufig ins Wort fällt, sollte zugeben, dass Warten nicht zu seinen Stärken zählt. Sobald Ihnen aufgefallen ist, in welchen Situationen Sie ungeduldig reagieren, können Sie sich dem Warum widmen:

Sind Sie bei Terminen ständig zu spät? Dann kann Organisation zur Entspannung beitragen. Lösen bestimmte Menschen die Ungeduld aus? Vielleicht können Sie das Problem ansprechen und gemeinsam lösen. Macht Sie eher Langeweile unruhig? In diesem Fall hilft es, die vermeintlich leere Zeit mit kreativen Aktionen zu füllen. Wer auf Zugfahrten seine Fotos am Laptop bearbeitet, im Wartezimmer Freundschaftsbänder knüpft oder die Zeit bis zum Skype-Date mit der besten Freundin mit Joggen, Töpfern oder anderen Hobbys verbringt, wird verblüfft feststellen, wie schnell die Zeit vergeht.

2. Geduld haben: Die Erwartungen überprüfen

Für Dr. Jane Bolton, Professorin am Institute of Contemporary Psychoanalysis in Los Angeles, ist Ungeduld ein „Happiness Killer“. Sie rät, sich folgendes klarzumachen: Nicht die Situation, sondern die eigene Einstellung und Erwartung ist das Problem des Ungeduldigen. Ihr Tipp: den eigenen Perfektionsanspruch herunterschrauben und sich in belastenden Situationen immer wieder sagen: „Das hier ist vielleicht unbequem, aber tolerierbar.“ Der angenehme Nebeneffekt: Man wird dadurch auch sich selbst gegenüber toleranter.

3. Entspannung üben, um geduldiger zu werden

Die Psychologin Doris Wolf empfiehlt Ungeduldigen, den Blick auf kleine Fortschritte zu richten: in der Warteschlange nicht zählen, wie viele Leute noch vor einem sind, sondern wie viele schon dran waren – oder sich die Belohnung fürs Warten in Erinnerung rufen. „Malen Sie sich ganz lebendig aus, wie es Ihnen besser gehen wird, wenn Sie durchgehalten haben.“ Und auf keinen Fall auf Gegenwehr schalten! „Wenn Sie gegen etwas ankämpfen und beschleunigen wollen, was Sie nicht steuern und ändern können, vergeuden Sie nur Ihre Energie.“

4. Geduld: Abschätzen, was die Zukunft bringt

Oft verfliegt die Ungeduld ganz schnell, wenn man sich fragt, was eigentlich passiert, wenn eine Sache etwas länger dauert als geplant. Angenommen, der Stau auf der Heimfahrt aus dem Urlaub löst sich erst in einer halben Stunde auf und man kommt statt um sechs Uhr abends um halb sieben zu Hause an. Ist das so schlimm? Wer die möglichen Folgen einer Verzögerung im Kopf durchspielt, stellt häufig fest, dass die Wut über das Warten in keiner Relation zu dem wirklichen Schaden steht, der einem daraus entsteht.