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Schatz, hast Du Lust? Tipps für Sex nach der Geburt
Text: Julia Fischer-Colbrie

Was Paare jetzt brauchen

Schatz, hast Du Lust? Tipps für Sex nach der Geburt

Bei manchen ist sie sofort wieder da. Bei anderen lässt sie auf sich warten: die sexuelle Sex, nachdem ein Paar ein Kind bekommen hat. Ab wann Sex nach der Geburt wieder erlaubt ist, wie er sich anfühlt und warum Stillen als Verhütungsmittel nicht taugt – wir haben die Antworten auf Fragen wie diese.

Die Geburt eines Kindes stellt das Leben von Paaren auf den Kopf. Füttern und Wickeln bestimmen den Alltag. Mama und Papa müssen sich in ihren Rollen erst finden. Die Lust auf Sex bleibt dabei oft auf der Strecke. Aber irgendwann kommt der Moment für den ersten Sex nach der Geburt. Und mit ihm die Fragen. Antworten hat Eva Lunzer-Mühl, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe in Salzburg.

Sex: Über das erste Mal nach der Geburt

Ab wann kann oder darf Frau wieder Sex nach einer Schwangerschaft haben?

Eine allgemeingültige Empfehlung für das erste Mal gibt es nicht. Der Wochenfluss dauert zwischen vier und sechs Wochen. Ist er vorbei, bedeutet das, dass sich die Gebärmutter nahezu vollständig zurückgebildet hat. Die vormals durch die Ablösung der Plazenta entstandene Wundfläche ist verheilt und somit auch das Risiko für aufsteigende Entzündungen niedrig.

Braucht es für das erste Mal danach das „Go“ von Gynäkologin oder Gynäkologe?

Normalerweise findet die Kontrolluntersuchung der Vagina und Gebärmutter sechs bis acht Wochen nach der Geburt statt. Viele Frauen warten diese Abschlussuntersuchung ab, bis sie sich wieder mit dem Thema Geschlechtsverkehr auseinandersetzen. Geht es der Frau psychisch und physisch gut, spricht nichts gegen Sex.

Ist es normal, wenn eine Frau nach der Geburt keine Lust auf Sex hat?

Neben den hormonellen und körperlichen Veränderungen wirken sich auch der veränderte Alltag und die neuen Herausforderungen als Mutter negativ auf das Lustempfinden aus. Die Versorgung des Neugeborenen nimmt viele voll in Anspruch, vor allem wenn gestillt wird. Wichtig in dieser Zeit: sich selbst nicht unnötig unter Druck setzen und ein verständnisvoller Partner.

Kann länger andauernde Unlust auch ein Anzeichen für physische oder psychische Probleme sein?

Schlafstörungen, Erschöpfungszustände oder Insuffizienzgefühle sind Lustkiller. Sie sind aber in der ersten Zeit nach der Geburt nicht ungewöhnlich. Schwerwiegendere Formen wie postpartale Depression oder Wochenbettpsychosen werden nur leider häufig verkannt. Sie bedürfen unbedingt psychiatrischer Therapien. Daher ist das offene Gespräch mit Gynäkologin oder Gynäkologe bei der Nachkontrolle so wichtig. Gelegentlich ist der weibliche Beckenboden nach der Geburt auch so stark beansprucht, dass es zu Harninkontinenz oder sogar Stuhlinkontinenz kommen kann. Diese Themen dürfen keinesfalls tabuisiert werden.

Vorfreude und Erwartung sind vor allem bei den Männern hoch. Ist der Sex nach einer Schwangerschaft denn wieder so wie davor?

Auch hier spielen die körperlichen Veränderungen sowie die neue Familiensituation eine wesentliche Rolle. Der Beckenboden ist durch Schwangerschaft und Geburt schon sehr belastet, das darf man nicht vergessen. Schmerzen nach Geburtsverletzungen oder auch ein Dammschnitt können speziell am Anfang lusthemmend sein. In der Regel ist aber mit keiner Einschränkung des Geschlechtsverkehrs zu rechnen. Der Sex kann durchaus eine andere Qualität bekommen.

Wie schaut es mit Verhütung aus? Viele Frauen dachten, in der Stillzeit nicht schwanger werden zu können. Und wurden es dann doch.

Stillen unterdrückt den Eisprung. Dafür verantwortlich ist einerseits der Saugreiz des Kindes und andererseits der hohe Prolaktinspiegel. Der hemmt die Produktion spezieller Hormone, die Regelblutung bleibt aus und eine neuerliche Schwangerschaft ist eigentlich nicht möglich. Aber: Wie stark der Eisprung unterdrückt wird, hängt mit dem zeitlichen Abstand zur Geburt und auch mit der Stilldauer und der Stillhäufigkeit zusammen. Bei voll stillenden Frauen, bei denen die Regelblutung noch nicht wiedereingesetzt hat, liegt die Schwangerschaftsrate nach sechs Monaten bei ca. 0,9 Prozent. Nach 12 Monaten bereits bei 17 Prozent.

Das heißt, es ist ein Glücksspiel – und wer nicht gleich wieder schwanger werden will, sollte verhüten?

Ganz richtig. Um auf Nummer sicher zu gehen, sollten unbedingt alternative Verhütungsmittel wie etwa Kondome in Betracht gezogen werden. In der Regel wird das von Gynäkologen bei der Kontrolluntersuchung auch thematisiert und Empfehlungen ausgesprochen.