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Beckenbodentraining: Wichtig für eine starke Mitte

Tragende Rolle

Beckenbodentraining: Wichtig für eine starke Mitte

Für viele Frauen ist er erst ein Thema, wenn sie in eine bestimmte Lebensphase eintreten: der Beckenboden. Schwangerschaft und Geburt strapazieren diese besondere Stützmuskulatur enorm. Beckenbodentraining im Zuge der Rückbildungsgymnastik ist daher sehr wichtig. Denn den Beckenboden stärken beugt Gesundheitsproblemen wie etwa Inkontinenz oder Organsenkungen vor. Eine Expertin beantwortet die wichtigsten Fragen.

Warum ist ein starker Beckenboden so wichtig?

Als Muskulatur zwischen Steißbein, Schambein und Sitzhöckern stützt der Beckenboden die Bauchorgane von unten und federt Belastungen ab. Mit Harnröhre, After und Scheide hat die Stützmuskulatur bei Frauen drei Öffnungen. „Somit erfüllt der Beckenboden wichtige Funktionen für Körperausscheidungen, die Sexualität und Geburten“, erklärt die Wiener Physiotherapeutin und Osteopathin Andrea Hofbauer.

Warum beanspruchen Schwangerschaft und Geburt den Beckenboden so sehr?

Bei Frauen ist der Beckenboden besonderen Belastungen ausgesetzt: Ihr Becken ist schon von Natur aus breiter als bei Männern – das hat auch Auswirkungen auf den Beckenboden. Schwangerschaft und Geburt sind noch einmal größere Herausforderungen für die Stützmuskulatur: „Einerseits steigt mit dem wachsenden Bauchumfang auch das Gewicht, das von oben auf den Beckenboden drückt“, so Hofbauer. „Zugleich wirken auch noch die Hormone, die das Gewebe lockern und dehnbar machen – und somit den Körper auf die Geburt vorbereiten.“

Ist Beckenbodentraining in der Schwangerschaft empfehlenswert?

Die Expertin empfiehlt Beckenbodentraining schon in der Schwangerschaft, um mit leichten Basisübungen ein gutes Gefühl für die Stützmuskulatur zu bekommen: „Der Beckenboden darf nicht starr sein, sondern muss auch lockerlassen können. Ein zu angespannter Beckenboden ist für die Geburt ungünstig.“

Besonders gefordert ist der Beckenboden von Frauen, die nicht zum ersten Mal Mutter werden. Bei knappen Abständen zwischen den Geburten benötigt das ältere Kind noch viel Unterstützung, muss im Alltag oft gehoben werden. Beckenbodenübungen (zum Beispiel über die Beckenboden Gesellschaft Österreich) können hier helfen, die Belastung für den Körper zu mindern. „Besonders auf die Atmung sollte man achten“, unterstreicht die Expertin. „Das Einatmen passiert automatisch, aber viele vergessen auf das Ausatmen. Bei Belastung – wenn ich zum Beispiel etwas heben muss – immer ausatmen! Halte ich die Luft an, entsteht nämlich ein großer Druck im Bauchraum.“

Ist Beckenbodentraining nur nach einer vaginalen Geburt notwendig?

Dass man nach einer Kaiserschnittgeburt kein Beckenbodentraining braucht, ist ein Mythos. „Wegen der Bauchnarbe und der durchtrennten Bauchmuskulatur starten Frauen nach einem Kaiserschnitt etwas später. Aber auch bei vaginalen Geburten kann es zu Verletzungen kommen. Trotz der Unterschiede ist Rückbildung für alle Frauen nach einer Schwangerschaft und Geburt wichtig“, betont die Expertin.

Denn ein schwacher Beckenboden bleibt oft lange unbemerkt. „Erst wenn später im Alter Probleme wie Harnverlust oder Organsenkungen auftreten, stellen viele Frauen fest, dass der Beckenboden nicht fit ist. Deshalb ist die Vorbeugung so wichtig.“ Neben dem Beckenbodentraining sollte man auch die Rumpf- und Rückenmuskulatur aktivieren, denn beide hängen eng mit dem Beckenboden zusammen.

Wann sollte sich der Beckenboden wieder normal anfühlen?

Dass sich der Beckenboden nicht sofort wieder anfühlt wie früher, ist nicht weiter schlimm. „Die Rückbildung braucht einfach Zeit, die sollte man seinem Körper auch geben – etwa so lange wie die Schwangerschaft dauert, also neun bis zwölf Monate“, beruhigt die Physiotherapeutin. Gerade wenn Frauen stillen und der Zyklus noch nicht wieder eingesetzt hat, ist der Körper in einem hormonellen Ausnahmezustand. „Da sollte man sich nicht zu sehr stressen, wenn etwas noch nicht funktioniert.“

Bei Alarmsignalen sollte man aber nicht zu lange abwarten: „Es ist nicht normal, nach einer Geburt Harn zu verlieren. Bei Inkontinenz in Alltagssituationen – etwa beim Lachen, Niesen oder Husten – und bei Schmerzen sollte man sich in Behandlung begeben“, so Hofbauer. Unter professioneller Anleitung gelingt es meist schon bald, den Beckenboden zu stärken.