Das Mikrobiom der Haut stärken: So wichtig ist die Hautbarriere
Das Mikrobiom der Haut wurde in der Forschung lange Zeit vernachlässigt. Seit einigen Jahren ändert sich das. Die Dermatologin Dr. Xenia Illmer erklärt, was das Hautmikrobiom ist, welche Funktionen es erfüllt und was wir tun können, damit es nicht aus dem Gleichgewicht gerät.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist das Mikrobiom der Haut?
- Wie entsteht das Mikrobiom der Haut?
- Welche Funktion hat das Mikrobiom der Haut?
- Wodurch wird das Mikrobiom der Hautbeeinflusst?
- Beeinflusst das Mikrobiom im Darm das Hautmikrobiom?
- Woran erkennt man ein gestörtes Hautmikrobiom?
- Wie pflegt man das Mikrobiom der Haut?
- Wie lange braucht das Hautmikrobiom zur Regeneration?
- Gut zum Mikrobiom der Haut
Dr. Xenia Illmer ist Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten und hat eine Ordination in Salzburg.
Was ist das Mikrobiom der Haut?
Lange lag das Interesse der Forschung auf dem Mikrobiom im Darm. Doch mittlerweile gerät auch das Mikrobiom der Haut zunehmend in den Fokus. Was ist darunter zu verstehen? „Es ist die Gesamtheit der Mikroorganismen, die auf unserer Haut leben und mit unserem Organismus eine symbiotische Beziehung eingehen, von der beide Seiten profitieren“, erläutert Dr. Illmer. Darunter fallen Bakterien, Pilze und Milben der Gattung Demodex, die sich in den Haarfollikeln und Talgdrüsen befinden. Auch Viren werden in der Forschung zum Mikrobiom gezählt, etwa das humane Papillomavirus (HPV) und das Herpes-simplex-Virus (HSV).Mehr als 500 verschiedene Arten von Mikroorganismen, die sich auf der menschlichen Haut tummeln, konnte das Human Microbiome Project identifizieren. Einige Körperregionen sind stärker mit Mikroorganismen besiedelt als andere: In den Achselhöhlen, im Zehenbereich und in der Leistengegend leben vor allem feuchtigkeits- und wärmeliebende Mikroben. Im Gesicht, im Dekolleté und im oberen Rückenbereich sind viele Talgdrüsen – entsprechend finden sich dort sogenannte lipophile Mikroben. Trockene Hautpartien wie Arme und Beine sind tendenziell von weniger Mikroben besiedelt, während der Bauchnabel für die Mikrobiomforschung eine wahre Fundgrube ist. Zudem hat jeder Mensch ein einzigartiges Mikrobiom. In der Wissenschaft wird es daher als „zweites Genom“ bezeichnet.
Wie entsteht das Mikrobiom der Haut?
„Ein Fötus im Mutterleib hat noch kein Mikrobiom der Haut. Dieses entwickelt sich erst in der Zeit nach der Geburt“, erklärt Dr. Illmer. Kommt das Kind vaginal zur Welt, wird seine Haut von Bakterien des mütterlichen Geburtskanals und des mütterlichen Darms besiedelt. Bei Babys, die mittels eines Kaiserschnitts geboren werden, spielt vor allem das Hautmikrobiom der Mutter eine Rolle bei der Herausbildung des eigenen Mikrobioms der Haut.Am ersten Lebenstag unterscheidet sich das kindliche Mikrobiom je nach Geburtsmodus noch stark. Wie eine niederländisch-schottische Studie jedoch zeigen konnte, waren die Unterschiede nach einem Monat nur noch äußerst gering ausgeprägt. Vor allem das Stillen und die Aufnahme von Muttermilch hatte einen positiven Effekt auf die Entwicklung des Hautmikrobioms der Neugeborenen.
Welche Funktion hat das Mikrobiom der Haut?
Die Haut ist das größte menschliche Organ. Je nach Körpergröße wiegt sie zwischen 3,5 und zehn Kilogramm. Als äußerste Hülle des Körpers hat sie zahlreiche lebenswichtige Aufgaben: Sie schützt vor schädlichen Einflüssen, reguliert durch Schwitzen die Körpertemperatur sowie den Wasser- und Elektrolythaushalt. „Das Mikrobiom unterstützt die Haut darin, diese schützenden Aufgaben zu erfüllen. Das nennt man Hautbarriere“, so Dr. Illmer.Wie funktioniert das? Die Mikroorganismen auf der Haut befinden sich in einem ständigen Konkurrenzkampf um das Vorrecht des Überlebens. Ein Quadratzentimeter Haut beheimatet im Durchschnitt eine Milliarde Mikroben. Sind die nützlichen Bakterien in der Überzahl, geht es unserer Haut gut. So produzieren einige Hautmikroben Substanzen, welche die Haut bis zu einem gewissen Grad vor den schädlichen Auswirkungen von UV-Strahlung schützen. Das Mikrobiom der Haut trainiert das Immunsystem, zwischen harmlosen und gefährlichen Mikroben zu unterscheiden. So wird beispielsweise die Entstehung von Allergien oder Autoimmunerkrankungen durch ein gestörtes Mikrobiom begünstigt. Auch bei der Wundheilung spielt ein ausgewogenes Mikrobiom der Haut eine große Rolle: Nützliche Bakterien verdrängen Krankheitserreger und senken das Risiko einer Infektion.
Zu den Schutzmechanismen der Haut zählt auch der Säureschutzmantel. Er entsteht, weil die Mikroorganismen auf der Haut und auch die Haut selbst bestimmte Stoffe absondern – etwa Talg, Schweiß und abgestorbene Hornzellen. Sauer ist er deshalb, weil der pH-Wert dieses Gemischs mit 5,5 im leicht sauren Bereich liegt. Das säuerliche Milieu sorgt dafür, dass sich unerwünschte Bakterien, Keime und Pilze nicht so leicht ansiedeln können. „Man kann sich das wie einen Urwald vorstellen: Die Hautzellen sind die Bäume, die Mikroben sind die Tiere darin. Und alles gemeinsam bildet das Klima – den Säureschutzmantel“, beschreibt Dr. Illmer.
Wodurch wird das Mikrobiom der Hautbeeinflusst?
Manche Einflüsse, denen das menschliche Mikrobiom der Haut unterliegt, sind unveränderbar: Dazu zählen die Genetik, das biologische Geschlecht und das Alter. So unterscheidet sich die Vielfalt an Hautmikroorganismen bei Frauen komplett von jener von Männern, wie Studien belegen. Mit dem Alter nimmt die Diversität der Mikroorganismen schleichend ab.Doch viele Faktoren haben wir mit unserem Lebensstil selbst in der Hand. So wurde in einer Studieherausgefunden, dass sich bestimmte schädliche Bakterien häufiger bei Menschen in urbanen Gebieten als bei Menschen in ländlichen Regionen finden. „Auch durch Umwelteinflüsse wie UV-Strahlung verändert sich das Mikrobiom der Haut“, weiß Dr. Illmer. „Ebenso können Ernährungsgewohnheiten, Krankheiten, chronischer Stress und Medikamente das Mikrobiom der Haut beeinflussen. Beispielsweise Antibiotika – diese sind wichtig, aber sie töten neben den krankmachenden auch die nützlichen Bakterien in unserem Körper.“ Und selbstverständlich hat auch die Hautreinigung und -pflege Auswirkungen auf die Mikroorganismen auf der Haut.
Klingt so, als könnte man ganz schön viel falsch machen? Dr. Illmer rät zu Gelassenheit: „Eine Veränderung bedeutet nicht zwangsläufig eine Störung. Wir Menschen sind unglaublich anpassungsfähige Organismen. Das gilt auch für unser Hautmikrobiom.“ Sie nennt ein Beispiel: „Wenn ich im Chlorwasser schwimmen gehe, verändert sich das Mikrobiom der Haut kurzfristig, es passt sich an. Dasselbe passiert, wenn ich in die Sonne gehe. Aber diese Veränderungen haben keinen langfristigen Effekt.“ Anders sieht es bei einer Ernährungsumstellung aus. Diese kann die Zusammensetzung der Mikroorganismen auf unserer Haut langfristig verändern.
Beeinflusst das Mikrobiom im Darm das Hautmikrobiom?
Die Forschung vermutet, dass zwischen dem Darmmikrobiom und dem Mikrobiom der Haut eine Verbindung besteht. „Man kann nicht beides einzeln betrachten, wir sind schließlich ein Organismus, ein Stoffwechsel“, erklärt Dr. Illmer. Ist die Darmflora geschwächt, leidet oft auch das Erscheinungsbild der Haut darunter. Eine stark zucker- und fetthaltige, ballaststoffarme Ernährungsweise hat nicht nur zur Folge, dass sich in unserem Darm weniger nützliche Mikroorganismen ansiedeln – auch auf der Haut findet sich in der Folge eine geringere biologische Vielfalt.
Lesen Sie hier, wie sich eine zuckerfreie Ernährung langfristig auf den Körper auswirkt.
Woran erkennt man ein gestörtes Hautmikrobiom?
„Wichtig bei den Mikroorganismen auf der Haut ist die Diversität, die gute Mischung. Wenn ein Keim überhandnimmt, gerät das Mikrobiom der Haut aus dem Gleichgewicht. Man spricht dann von einer Dysbiose“, erklärt die Dermatologin. Das kann in der Folge verschiedene Haut- und Gesundheitsprobleme nach sich ziehen.„Kurzfristig ist die Haut trocken und rau. Sie kann sich auch anders anfühlen. In weiterer Folge kommt es zu Ekzemen und nässenden Stellen“, weiß Dr. Illmer. „Alles, was in Richtung Ausschlag geht, ist ein Hinweis darauf, dass das Hautmikrobiom gestört ist.“ Die schützende Hautbarriere kann dann ihre Funktion nicht mehr ausreichend erfüllen.
Chronische Entzündungen der Haut können die Entstehung von Hauterkrankungen wie Schuppenflechte (Psoriasis), Neurodermitis (atopisches Ekzem) und Rosazea begünstigen. Bei Neurodermitis ist die Haut übermäßig durch das Bakterium Staphylococcus aureus besiedelt. Bei Rosazea spielen eine Zunahme von Demodex-Milben und ein Ungleichgewicht von Staphylococcus epidermidis eine Rolle. Auch die seborrhoische Dermatitis, wo es zu einer entzündlichen Erkrankung von Hautpartien mit vielen Talgdrüsen und zu gelblicher, fettiger Schuppenbildung kommt, geht auf ein durch Pilze gestörtes Mikrobiom der Hautzurück. Laut Dr. Illmer leiden 20 bis 30 Prozent der Bevölkerung an seborrhoischer Dermatitis.
Hat auch die Entstehung von Akne mit einem gestörten Mikrobiom der Haut zu tun? „Bei der klassischen Akne in der Teenagerzeit kommt es durch die Hormonumstellung im Körper unter anderem zu einer vermehrten Talgproduktion. In der Folge verändert sich auch die Zusammensetzung der Bakterien auf der Haut“, erklärt Dr. Illmer. So können Akne-Ausbrüche durch ein Übermaß an Propionibacterium acnes verschlimmert werden. „Wendet man zur Behandlung hochdosiertes Vitamin A an, das die Talgproduktion reduziert, so verändert sich auch wieder das Mikrobiom der Haut“, so die Dermatologin.
Wie pflegt man das Mikrobiom der Haut?
Je vielfältiger Mikroorganismen auf der Haut sind, desto gesünder ist die Haut. Dafür ist Feuchtigkeit das erste Mittel der Wahl: „Wenn die oberen Hautzellen nicht ausgetrocknet sind, können sich Bakterien und andere Kleinstlebewesen besser ansiedeln und vermehren“, sagt Dr. Illmer. Die Dermatologin empfiehlt Hautpflegeprodukte mit Ceramiden. Die Kohlenstoff- und Stickstoffquellen sind eine gute Nahrung für die Mikroorganismen.Und wie sieht es mit der täglichen Dusche aus? Keine Sorge, die ist weiterhin „erlaubt“ – wenn dabei die Haut nicht ausgetrocknet wird. „Das passiert vor allem durch die Verwendung von Seife, die basisch ist und den Säureschutzmantel der Haut stört. Besser sind seifenfreie Produkte, etwa Syndets“, rät die Expertin. Diese sind meist dem Zusatz „pH-hautneutral“ gekennzeichnet, weil sie dem natürlichen pH-Wert der menschlichen Haut entsprechen.
Und ganz wichtig laut Dr. Illmer: Nach dem Händewaschen die Hände eincremen, um die Feuchtigkeit zu erhalten.
Wie lange braucht das Hautmikrobiom zur Regeneration?
„Verschlechterungen des Hautbildes passieren leider ganz schnell, während eine Verbesserung nach einer Krankheit, einer Infektion oder einem auslösenden Ereignis längere Zeit in Anspruch nimmt. Mit drei Monaten muss man in der Regel rechnen“, weiß Dr. Illmer. Wie schnell sich das Mikrobiom der Haut erholt, hängt von verschiedenen Faktoren ab – etwa, wie alt, in welchem körperlichen Zustand und wie schwer man erkrankt ist. „Bei chronischen Erkrankungen muss man das Hautmikrobiom zumeist dauerhaft unterstützen“, ergänzt die Expertin.Gut zum Mikrobiom der Haut
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