BH – brauchen wir ihn wirklich?
Jahrzehntelang galt der BH als DAS Must-have im Leben der meisten Frauen. Ob als modisches Statement, zur Perfektionierung des Outfits oder um die Schwerkraft auszutricksen – nur wenige wagten es, seine Existenz infrage zu stellen. Doch in letzter Zeit erleben wir eine Revolution: Ohne BH durch den Alltag? Geht das wirklich? Und vor allem: Ist das angenehmer, gesünder oder einfach nur ein Freifahrtschein für pure Bequemlichkeit? Wir nehmen das heiß diskutierte Kleidungsstück unter die Lupe
Inhaltsverzeichnis
- Ein Blick in die Geschichte: Der BH im Wandel der Zeit
- Zwischen Rebellion und Befreiung: Der BH in den 1960ern
- Gesundheitliche Aspekte: Hält der BH, was er verspricht?
- Gesellschaftliche Aspekte: Ist es in Ordnung, Nippel zu zeigen?
- Muss ich im Büro einen BH tragen?
- Der No-Bra-Trend als modisches Statement
- Fazit
Ein Blick in die Geschichte:
Der BH im Wandel der Zeit
Die Ursprünge des BHs reichen weit zurück: Schon im antiken Griechenland wickelten sich Frauen Stoffbänder um die Brust, um Halt zu bekommen. Im Mittelalter dominierte das Korsett – ein wahres Folterinstrument, das weniger für Komfort als für eine schmale Taille sorgte. Das erste Patent auf einen Büstenhalter meldete 1883 ein Hugo Schindler in der Schweiz an. In die feine Gesellschaft schaffte es dann aber erst ein Entwurf des New Yorker It-Girls Mary Phelps Jacob (1892-1970) im Jahr 1914. Die damals 22-jährige Feministin hatte genug von den Zwängen des Korsetts. Mit einer Bediensteten schneiderte sie deshalb einen rückenfreien BH aus zwei seidenen Taschentüchern und rosa Bändern. Ihr „Backless Brassiere“ war ein voller Erfolg, sie verkaufte ihn massenweise – der Preis lag damals bei nur einem Dollar. Ihr Patent ging später für 1500 Dollar an die Warner Brothers Corset Company. Seitdem hat sich der BH stetig weiterentwickelt – von den spitzen Kegelformen der 1950er-Jahre bis hin zu den gepolsterten Push-up-BHs der 1990er. Heute erleben wir eine neue Bewegung: Viele Frauen bevorzugen Bralettes, also leichte BHs ohne Bügel, oder verzichten gleich ganz darauf.Das Wort BH steht für „Busenhalter“ oder „Büstenhalter“.
Zwischen Rebellion und Befreiung:
Der BH in den 1960ern
Die 1960er-Jahre waren eine Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs. Frauen kämpften für Gleichberechtigung, sexuelle Selbstbestimmung und gegen starre Schönheitsideale. Inmitten dieser Bewegung rückte ein Kleidungsstück ins Zentrum der Debatte: der BH. Ein ikonisches Bild der feministischen Bewegung der späten 60er ist das vermeintliche „BH-Verbrennen“. Tatsächlich fand 1968 bei einem Protest gegen die Miss-America-Wahl eine symbolische Aktion statt: Frauen warfen BHs, High Heels und andere „Werkzeuge der Unterdrückung“ in einen „Freiheitskorb“. Die Presse übertrieb die Geschichte, doch die Botschaft war klar: Der BH wurde zum Sinnbild für gesellschaftlichen Zwang. Parallel dazu veränderte sich die Mode. Der Trend ging hin zu natürlichen Silhouetten – unter anderem dank der Hippie-Bewegung und der Popularität des braless Looks. Ikonen wie Jane Birkin (1946-2023) oder Twiggy (*1949) propagierten eine neue, lässige Weiblichkeit, oft ohne BH. Auch neue Materialien und Schnitte sorgten für mehr Komfort: Weichere, weniger stark formende Modelle hielten Einzug. Doch nicht alle Frauen wollten sich vom BH trennen – und das war der eigentliche Erfolg der Bewegung. Während einige ihn als Zeichen der Unterdrückung sahen, betrachteten andere ihn als praktische Unterstützung. Die 60er legten den Grundstein für eine neue Selbstbestimmung in Sachen Mode: Frauen sollten selbst entscheiden, was sie tragen – und warum.Gesundheitliche Aspekte:
Hält der BH, was er verspricht?
Die ewige BH-Diskussion beginnt oft mit einer Theorie: Ohne BH hängen die Brüste irgendwann wie ein Faultier auf einem Ast. Aber stimmt das wirklich? „Durch das Tragen eines BHs an sich werden die Brüste weder straffer noch – umgekehrt – schlaffer“, erklärt die Gynäkologin Dorothee Biener in ihrem Buch „Wir Superheldinnen“. Aber: „Ein gut sitzender BH hat in der Tat einen stützenden Effekt und kann helfen, das natürliche ‚Ausleiern‘ des Bindegewebes im Laufe des Lebens zu verlangsamen.“ Ob man festes oder weiches Bindegewebe hat, ist genetisch bedingt. Frauen mit einer großen Oberweite und schwachem Bindegewebe würde die Ärztin deshalb das Tragen eines BHs empfehlen. „Außerdem ist die Stützfunktion eines BHs wichtig für Frauen in der Schwangerschaft und der Stillzeit und natürlich beim Sport“, so Biener. Der BH muss aber gut sitzen! Die Gynäkologin erklärt: „Schlecht sitzende oder zu enge BHs quetschen die Haut und das Unterhautfettgewebe ein, drücken auf das Brustgewebe und können eine schlechte Haltung im Brustbereich befördern, ganz abgesehen davon, dass sie nicht angenehm sind und wir unserer Brust ja eigentlich etwas Gutes tun wollten. Umgekehrt können weiche, gut sitzende BHs eine angenehme Unterstützung und ein Gefühl des Komforts bedeuten.“ Letztendlich ist die Frage – mit oder ohne BH – aber eine persönliche Entscheidung. Nicht jede Frau mag das Gefühl von hüpfenden und schwingenden Brüsten, während sie sich bewegt. Und bei Nacken- und Rückenschmerzen kann ein stützender BH tatsächlich ein Gamechanger sein, also die Situation wesentlich verbessern.Nachts Abstillen: Erfahren Sie hier, wie es sanft und bedürfnisorientiert für Kind und Mutter gelingen kann.