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PCOS Symptome: Eine Gynäkologin erklärt, wie man das Syndrom behandeln kann
Text: Paula Rausch, Dr. Dijana Pekic

Aufgeklärt

PCOS Symptome: Eine Gynäkologin erklärt, wie man das Syndrom behandeln kann

Wenn wir an PCOS Symptome denken, kommen uns meist auch Themen wie Hautprobleme, Übergewicht und ein unerfüllter Kinderwunsch in den Sinn. Dr. Dijana Pekic erklärt, wie gegen diese Probleme vorgegangen werden kann und warum das PCO Syndrom (PolyCystisches Ovar Syndrom) bei einer frühzeitigen Diagnose und einer auf die Patientin abgestimmten Behandlung sogar Vorteile bringen kann.

Die wichtigsten Fakten rund um PCOS-Symptome

Dr. Dijana Pekic ist Fachärztin für Gynäkologie und Geburtenhilfe sowie Gründerin und Leiterin des PCOS-Zentrums in Wien. Dort berät und behandelt sie Frauen und Paare, die mit PCOS Symptomen zu kämpfen haben. In diesem Artikel teilt Dr. Dijana Pekic nicht nur Wissen zu PCOS, sondern legt Frauen ans Herz, sich bei einem Verdacht so früh wie möglich in ärztliche Behandlung zu begeben.

1. Was versteht man unter dem PCO Syndrom und wie entsteht es?

Das Syndrom der polyzystischen Ovarien stellt ein heterogenes Krankheitsbild dar, dessen Ursprung, Entstehung und Entwicklung noch weitgehend unklar ist. Vermutet werden als Ursachen sowohl genetische als auch Umwelt-Faktoren. Betroffen sind ca. fünf bis 15 Prozent der Frauen im fertilen Alter, damit stellt das PCOS die häufigste Störung der Eierstockfunktion dar. Typisch für die Erkrankung sind die multiplen "Zysten", die die meisten Patientinnen an den Eierstöcken haben.
Das PCO Syndrom macht sich meistens erstmalig ab der Pubertät bemerkbar, bei vielen betroffenen Frauen ist das Syndrom aber erst in späteren Jahren voll ausgeprägt. Das Krankheitsbild ist äußerst vielfältig, so dass kaum zwei Frauen unter genau den gleichen Beschwerden leiden.

2. Welche PCOS Symptome können auftreten?

Die typischen Merkmale des PCO Syndroms sind:

3. Ich habe den Verdacht, dass ich unter dem PCO-Syndrom leiden könnte. An wen soll ich mich wenden und wie bekomme ich eine Diagnose?

Die erste Ansprechpartnerin oder der erste Ansprechpartner ist meistens die Frauenärztin oder der Frauenarzt, bei jüngeren Frauen gegebenenfalls auch die Pädiaterin oder der Pädiater beziehungsweise die Hausärztin oder der Hausarzt der Familie. Falls nach dem Besuch bei der Frauenärztin oder dem Frauenarzt noch Fragen offenbleiben sollten, empfehlen wir die Vorstellung in einem auf das PCO-Syndrom spezialisierten Zentrum. Unser PCOS-Zentrum wurde im Jahr 2011 gegründet und befasst sich mit der Behandlung von PCOS betroffenen Frauen, unabhängig davon, ob ein aktueller Kinderwunsch besteht oder nicht.
Obwohl die Erkrankung schon so lange bekannt und so weit verbreitet ist, gibt das PCOS weiterhin zahlreiche Rätsel auf: So gibt es zum Beispiel noch immer sehr viele kontroverse Diskussionen bezüglich der genauen Definition. In den meisten Studien zum Thema PCOS kommt die Definition nach Rotterdam-Kriterien zur Anwendung. Somit wird das PCOS durch drei Hauptmerkmale definiert, von denen zwei für die Diagnosestellung ausreichen, wenn andere Ursachen ausgeschlossen sind:

  • klinische und/oder biochemische Zeichen der Hyperandrogenämie (= erhöhte männliche Hormone im Blut, und/oder vermehrte Behaarung)

  • oligo-/anovulatorische Zyklen (= ausbleibende oder unregelmäßige Menstruationsblutungen, fehlender Eisprung)

  • polyzystische Ovarien, die man durch eine Ultraschalluntersuchung feststellen kann und /oder ein erhöhter AMH (Anti-Müller-Hormon) Wert im Blut

Obwohl jeweils ca. 50 Prozent der Betroffenen unter Adipositas und Insulinresistenz leiden, gehören diese nicht zur PCOS Definition.

4. Wie kann PCOS behandelt werden und welche Medikamente helfen?

Das PCO Syndrom hat viele verschiedene Ausprägungen. Die Therapie muss deshalb individuell für jede einzelne Patientin geplant werden.
In der Behandlung des PCO Syndroms gibt es drei große Säulen:

  • Behandlung von Kinderwunsch

  • Behandlung von Hautproblemen

  • Behandlung und Vorbeugen von metabolischen Komponenten des PCO Syndroms

5. Immer wieder hört man, dass Frauen mit PCO Syndrom Probleme haben, schwanger zu werden. Was sollte man bei PCOS und Kinderwunsch beachten?

30 Prozent der Frauen mit PCO Syndrom werden ohne jegliche Hilfe schwanger. Die restlichen 70 Prozent brauchen Unterstützung. Die Behandlung sollte immer individuell geplant werden und hängt nicht nur vom PCO Syndrom, sondern auch von anderen Faktoren ab. Wichtig sind zum Beispiel auch die Durchgängigkeit der Eileiter und der Spermiogramm-Befund vom Partner der Patientin. Sehr praktisch für die Patientinnen ist es, wenn alle diese Untersuchungen an der gleichen Stelle durchgeführt werden können.
Die Prüfung der Eileiterdurchgängigkeit mit Ultraschall HyCoSy (oder HyFoSy) führen wir in unserem PCOS-Zentrum kombiniert mit einer genauen Untersuchung der Gebärmutterhöhle mit 3D Ultraschall und Hydrosonographie (SIS = Saline Infusion Sonography) durch. Auch die Untersuchung vom Spermiogramm wird nach den weltweit besten Standards in unserem Androzentrum durchgeführt. Bei gleichgeschlechtlichen Paaren muss allerdings ein passender Samenspender vorhanden sein. In unserem Institut haben wir eine eigene Samenbank, was auch diesen Schritt sehr erleichtert.
Wenn sowohl die Eileiter durchgängig als auch der Spermiogramm-Befund perfekt sind, widmen wir uns lediglich der Wiederherstellung des Eisprungs. Bei manchen Betroffenen bleibt nach Absetzen der Pille der Eisprung nämlich aus. Es kann insbesondere bei jungen Frauen zunächst einige Monate abgewartet werden. Falls wir ein dauerhaftes Ausbleiben vom Eisprung mit Ultraschallkontrollen feststellen können, wird mit den einfachsten Maßnahmen begonnen: Eine Anregung der Eierstöcke mit Aromatasehemmer- oder Clomifencitrat-Tabletten oder FSH-Injektionen ist sinnvoll. Eventuell profitieren Patientinnen von einer Behandlung mit Myo-Inositol oder Metformin, einem Medikament, das gegen die Insulinresistenz wirkt.
Falls nach einigen Monaten noch keine Schwangerschaft eintreten sollte, kann für zwei bis drei Monate eine intrauterine Insemination durchgeführt werden. Bei lesbischen Paaren mit PCOS und durchgängigen Eileitern ist die heterologe Insemination (Insemination mit Spendersamen) die Therapie der Wahl.
Gelegentlich lässt sich eine künstliche Befruchtung nicht umgehen. Insbesondere bei Frauen ab 35 Jahren; bei einem unerfüllten Kinderwunsch, der schon länger als zwei Jahre besteht; bei verschlossenen Eileitern und/oder einem eingeschränkten Spermiogramm-Befund des Partners, wäre eine in vitro Fertilisation die Therapie mit der besten Aussicht auf Erfolg.

6. Was möchten Sie Betroffenen mit PCOS Symptomen noch mitgeben? Haben Sie Tipps?

Je früher eine PCOS-Patientin die entsprechende Beratung und Behandlung bekommt, umso besser sind die Chancen auf ein glückliches Leben mit PCO Syndrom. Viele vom PCOS betroffene Frauen leiden, ohne überhaupt zu wissen, dass sich eine Krankheit dahinter verbirgt. Oft beginnt es schon in der Pubertät – der Lebensphase, in der man seine erwachsene „Gestalt“ sowohl physisch als auch psychisch annimmt. Diese Zeit im Leben ist insofern wichtig, weil jede von uns entweder ihr Selbstbewusstsein stark aufbauen oder endgültig verlieren kann. Die kosmetischen Probleme machen es den betroffenen Mädchen nicht einfacher: Akne, verstärkte Körperbehaarung, Gewichtszunahme an den Stellen, wo man schlank sein möchte. Schnell vergehen die Jahre und das PCO Syndrom schreitet fort, die Monatsblutungen werden seltener, das Gewicht nimmt zu und eine gewünschte Schwangerschaft tritt meistens auch nicht ein. Dabei werden wir von Filmen und auf Social Media andauern mit den perfekten Bildern der strahlenden Filmstars mit Kindern bombardiert. Es wird uns ein Schönheitsideal vorgegaukelt, das fast unerreichbar erscheint. Kein Wunder, dass sich viele dadurch unter Druck gesetzt fühlen!
Vergessen Sie aber bitte nicht – fünf bis 15 Prozent der Frauen im fruchtbaren Alter sind von PCOS Symptomen betroffen. Sie sind also nicht allein! Je nach dem Ausprägungsgrad sind die Symptome sehr unterschiedlich. Oft liegt eine ganz milde Variante des PCO Syndroms vor, die ihr Leben in keiner Weise einschränkt.
Wichtig ist es, sich rechtzeitig über dieses Krankheitsbild zu informieren und durch eine gesunde Lebensführung die starke Ausprägung der PCOS Symptome zu verhindern. So kann zum Beispiel bereits eine Gewichtsabnahme von fünf Prozent dazu führen, dass sich die Monatszyklen normalisieren. Oft stellen sich junge Frauen mit ihren Müttern in meiner Ordination vor, die bereits bei den ersten PCOS Symptomen dagegen steuern möchten. Aus meiner Sicht ist das der richtige Ansatz. Wenn man es verhindert, in der Pubertät an Gewicht zuzunehmen, hat man bereits eine großartige Leistung für das ganze spätere Leben mit dem PCO Syndrom erbracht. Das Übergewicht und die Adipositas in Kombination mit PCO Syndrom führen oft zur Entwicklung von Diabetes und dem Metabolischen Syndrom in einem früheren Lebensalter. Auch das Risiko für Gebärmutterschleimhautkrebs ist bei PCOS mit ausbleibenden Regelblutungen dreifach höher als bei Frauen ohne PCO Syndrom. Das muss erkannt und rechtzeitig verhindert werden!
Viele junge PCOS-Patientinnen stellen sich bei mir mit Anfang 20 vor, weil sie sich optimal für den Kinderwunsch vorbereiten möchten. Sie sind vorgewarnt, dass es gegebenenfalls nicht ganz einfach funktionieren wird und schenken dem Thema Kinderwunsch die entsprechende Aufmerksamkeit. Dadurch haben die PCOS-Betroffenen oft einen grundsätzlichen Vorteil gegenüber anderen Patientinnen, die davon ausgehen, dass der Kinderwunsch einfach realisierbar wird, auch wenn sie erst mit 38 oder 40 Jahren dafür bereit sind. Außerdem berichten manche Studien sogar davon, dass gerade Frauen mit PCOS mit 42 Jahren eine ähnliche Fruchtbarkeitsrate haben wie mit 22. Bei Frauen ohne PCO-Syndrom "tickt" dagegen die biologische Uhr sehr schnell und die Zahl der Eizellen ist oft schon mit 37 total erschöpft. Trotzdem würde ich auch Frauen mit PCO-Syndrom nicht empfehlen, falls es irgendwie möglich ist, ihren Kinderwunsch bis nach dem 35. Lebensjahr aufzuschieben. Es geht nämlich nicht nur um die Zahl der Eizellen, sondern auch um die Qualität und diese nimmt bei uns allen mit dem Alter leider rasant ab. Das bedeutet, dass die Gefahr von Fehlgeburten mit dem Alter der Frau stark zunimmt.
Insgesamt kann man sagen, dass Frauen mit PCO-Syndrom eine gute Chance haben, schwanger zu werden. Manche Studien sprechen sogar von einem evolutionären Vorteil, der sowohl in der Steinzeit als auch in der modernen Zeit zur Geltung kam. Schließlich sind viele der PCOS-Betroffenen die „Supergirls“, die mit einer überdurchschnittlich hohen Anzahl von Eizellen geboren werden. In der heutigen Zeit, in der Frauen gleiche berufliche Chancen wie Männer haben sollten, ihren Kinderwunsch deshalb auf das spätere Lebensalter verschieben und sich noch mit 38 als Mütter verwirklichen möchten, ist ein Überschuss an Eizellen aus meiner Sicht definitiv von Vorteil!