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Partnerschaft auf Augenhöhe: Wovor haben Männer Angst?
Text: Felicitas Call

So gelingt Gleichberechtigung

Partnerschaft auf Augenhöhe: Wovor haben Männer Angst?

Wer eine gleichberechtigte Partnerschaft führen will, muss Geschlechterrollen aufgeben. Vielen Männern fällt das schwer. Doch sie können es lernen – für eine Beziehung auf Augenhöhe.

Sie kümmert sich um die Kinder (Stichwort Homeschooling und Mental Load), er sitzt in Skype-Meetings. Gerade in Krisenzeiten, wie zuletzt durch Corona, werden Machtverhältnisse in Beziehungen wieder sichtbar. Partnerschaft auf Augenhöhe? Geht anders!

Woran es liegt, dass es vielen Männern nach wie vor schwer fällt, ihre Machtposition aufzugeben? Bestseller-Autorin und Psychologin Stefanie Stahl sagt: Männer kreieren ein Gefühl der Überlegenheit durch Status oder höhere Bildung, um ihre unbewusste Verlustangst zu reduzieren.

Diese Verlustangst bezieht sich vor allem auf den männlichen Status in der Gesellschaft. Denn weibliche Stärken wie Kommunikationskompetenz, Empathie und Teamfähigkeit werden immer wichtiger. Sie lassen den traditionell männlichen Fokus auf Hierarchie, Status und Konkurrenz nicht mehr zeitgemäß wirken.

Kein Wunder, dass sich manche Männer von Frauen bedroht fühlen. Auf diese Angst reagieren in einer Partnerschaft einige Männer mit überhöhtem Selbstbewusstsein, das die Partnerin herabsetzt.

Partnerschaft auf Augenhöhe: Was Männer dafür lernen müssen

Einer solchen oft unbewussten, tiefsitzenden Angst zugrunde liegt ein Ohnmachtsgefühl, das häufig in der Kindheit entstanden ist, sagt Beziehungsexpertin Stahl. „Vielleicht war die Mutter zu bevormundend, vielleicht war sie zu kühl und distanziert. So jemand möchte in der Beziehung unbedingt am längeren Hebel sitzen.“ Deshalb ist es hilfreich, Strategien zu kennen, die das innere Kind heilen können. Wer eine gleichberechtigte Partnerschaft führen will, muss also zuerst an sich selbst arbeiten. Stefanie Stahl sagt, wie das gelingen kann:

So schafft er eine gleichberechtigte Partnerschaft

  1. Baba Rollen-Klischees: Wenn er sich traut, in einer Beziehung authentisch zu sein und seinen traditionell männlichen Status aufgibt, werden Klischees überflüssig.
  2. Mut zum Fühlen: Er muss lernen, seine Emotionen anzunehmen und auszuleben.
  3. Selbstreflexion: Innerhalb einer gleichberechtigten Partnerschaft steht jeder und jede für sich selbst ein und ist dabei trotzdem ein Team.
  4. Work-Life-Balance: Wenn er es schafft, sich selbst und seine Bedürfnisse besser verstehen zu lernen, wird sich das auch positiv auf die Beziehung auswirken.
  5. Männlichkeit ist flexibel: Auch hier spielt die Anpassungsfähigkeit eine entscheidende Rolle. Er definiert seinen Begriff von Männlichkeit selbst, vermittelt Kompromiss-Bereitschaft und schafft somit eine sichere Basis für eine Partnerschaft auf Augenhöhe.
  6. Hoch soll sie leben: Wer seinen Wert nicht von äußeren Faktoren wie der eigenen Karriere abhängig macht, schafft Raum für den Erfolg seiner Partnerin – auf den er dann auch stolz sein kann.

Stefanie Stahl ist Psychologin, Expertin für Bindungsangst und betreibt den Psychologie-Podcast „So bin ich eben“. Ihr Buch „Das Kind in dir muss Heimat finden“ steht seit drei Jahren auf der Bestseller-Liste. Ihr Ratgeber „Jeder ist beziehungsfähig“ hat sich millionenfach verkauft.