Frühlingsgefühle für alle: So blüht jede Beziehung auf
Vier Ideen, um Frühlingsgefühle zu wecken
Die Paarberaterin Anna Thaler aus Gmunden hat wertvolle Tipps, wie wir Frühlingsgefühle wecken können. Hier kommen vier Ideen, bei denen wir garantiert Schmetterlinge im Bauch bekommen:
1. Frühlingsgefühle bei Langzeitpaaren: Auf die eigenen Wünsche besinnen
Die mittlere Dauer einer Ehe bis zur Scheidung liegt in Österreich bei 10,6 Jahren, jede siebte wird „erst“ nach der Silberhochzeit geschieden. Häufiger Grund: Materialermüdung. Denn so sehr sich die meisten Menschen eine Liebe auf Lebenszeit wünschen, so schwierig ist es, sie mit Leben zu füllen. Weil langjährige Paare irgendwann nur noch in einer bestimmten Schnittmenge agieren – ob beim Essen, bei der Urlaubsplanung oder im Bett. Genau da kann man ansetzen, sagt Anna Thaler: „Damit die Liebe gedeiht, braucht sie eine bestimmte Wohlfühltemperatur und darf nicht zu lau werden. Dazu gehört vor allem, selbstbewusst zu den eigenen Bedürfnissen zu stehen, immer wieder.“ Eine Eigenschaft, die vor allem Frauen oft verlernen: „Die Männer kennen ihre Träume meist ganz gut, schaffen sich nach der Familienphase ein Mountainbike oder eine Skitourenausrüstung an. Viele Frauen fühlen sich zurückgesetzt, können aber nicht genau sagen, was sie sich stattdessen wünschen.“ Gerade bei Langzeitpaaren hilft es oft, sich wieder auf seine eigenen Wünsche zu besinnen. Frauen können zu geliebten Hobbys aus Ihrer Jugend zurückkehren, wie Reiten oder Klavier spielen sowie eine neue Sprache lernen. Wenn jeder zwischendurch seinen eigenen Freizeitbeschäftigungen nachgeht, wächst auch wieder das gegenseitige Interesse am Partner. Unbekannte Seiten tun sich auf, die es mit etwas Abstand neu zu entdecken gilt und welche wieder Prickeln in die Beziehung bringen.
2. Frühlingsgefühle bei Karrierepaaren: Zeit für ein Herzensprojekt nehmen
Karrierepaare haben zwar mehr Zeit füreinander als junge Eltern und können sich auch fast jeden Freizeitspaß leisten, trotzdem verlieren sie sich manchmal aus den Augen. Sie geben beruflich doppelt Gas und „oft definieren sich solche Duos sehr über das Außen“, erklärt Anna Thaler. Der Fokus liegt auf dem Erreichen von Zielen: Die nächste Karrierestufe, der Halbmarathon, das Selfie mit den meisten Likes, bis der Liebespartner/ die Liebespartnerin aus dem Blick gerät. Was diese Paare brauchen: Ein Projekt, an dem beide Herzen hängen. Wie wär’s mit einem Stückchen Grün fürs Urban Gardening, auf dem man zusammen experimentiert? Oder mit dem einen oder anderen Entschleunigungssonntag: Handys zu Hause lassen, ein Boot mieten, auf den See rausfahren, sich treiben lassen. Und dann mit allen Sinnen hinspüren: Herrlich, wie der Wind über die Haut streicht! Und der Rhabarberkuchen duftet hier doppelt köstlich. Alle Gesprächsthemen sind erlaubt, außer Sport und Karriere. Berührungen sowieso (so lange keine neugierigen Surfer vorbeikommen).
3. Frühlingsgefühle bei jungen Eltern: Zeit für Zärtlichkeit finden
„Ein Kind zu bekommen, auch wenn es noch so erwünscht ist, ist eine der größten natürlichen Krisen
im Verlauf einer Beziehung“, sagt Anna Thaler. Weil kaum ein Paar sich vorher das Leben zwischen Windeleimer, Milchstau und Betreuungsplatzsuche wirklich vorstellen kann, solange es beim Babymoon sitzt. Das Positive: „Wir können ganz neue Seiten aneinander entdecken – zum Beispiel, wie er oder sie das Baby umsorgt, so schön und berührend.“ Umso wichtiger ist, sich Zeitoasen zu schaffen. Warum also nicht einfach mal die Krabbeldecke auf der Wiese ausbreiten und gemeinsam chillen? Miteinander kuscheln, während das Baby seinen ersten Zitronenfalter entdeckt. Dem lauen Frühlingsabend kann eine heiße Nacht folgen – muss aber nicht. „Wenn ich glaube, dass zu einer Beziehung immer auch häufiger und aufregender Sex gehört, werde ich in der Baby- und Kleinkindphase fast zwangsläufig enttäuscht“, erklärt Anna Thaler. Schlaflosigkeit, Hormone, Rhythmus-Chaos fordern ihren Tribut. „Aber wenn Paare es jetzt schaffen, körperliche Nähe weiter zu fassen, dann bleibt das Band erhalten.“ Das trainiert uns, über eigene Bedürfnisse zu sprechen, jenseits vom nächsten Orgasmus: Vielleicht ist mir heute eher nach einer Fußmassage oder sanftem Streicheln. Und auch durch alltägliche Momente können Frühlingsgefühle geweckt werden. Eine zarte Berührung im Vorübergehen, eine liebevolle Handynachricht oder eine Bemerkung, die sagt: Ich finde dich schön und begehrenswert, auch mit drei Kilos mehr auf der Hüfte oder einem Spuckfleck auf dem Shirt.
4. Frühlingsgefühle bei Singles: Sich treu bleiben
Viele Singles wären gerne zu zweit, auch wenn sie nicht zwanghaft auf der Suche sind und ihr selbstbestimmtes Leben mögen. Aber wie löst man diesen Zwiespalt zwischen Eigenständigkeit und Sehnsucht nach Zweisamkeit auf? Anna Thaler rät Menschen, die aktuelle Singlephase vom Ende her zu denken. „Was möchte ich für mich gemacht haben, welche eigenen Träume verwirklicht haben, wenn ich mich wieder neu verliebe?“ Das kann ein Umzug, ein Styling-Makeover oder eine Segeltour mit der besten Freundin sein – ohne dass jemand sein Urteil dazu abgibt. Machen Sie im Frühling dann genau das, wonach Ihnen ist und was zu Ihnen passt. Denn beim Verwirklichen der eigenen Träume entstehen definitiv Frühlingsgefühle. Laut Anna Thaler geht es hier nicht darum, sich vom Singledasein abzulenken oder auf die neue Liebe vorzubereiten. „Häufig präsentieren mir Klientinnen Fotos aus ihrem Datingprofil, die sie am Berg zeigen, weil sie signalisieren wollen: Ich bin sportlich. Und nicht, weil sie wirklich Spaß am Wandern oder Klettern haben.“ Verzichten Sie darauf und fragen Sie sich lieber: Wer bin ich, wofür stehe ich? Vielleicht eher für genussvolles Ausschlafen statt frühem Aufstehen, SUP-Paddeln im leise plätschernden See statt Kraxeln in den Karawanken. Und dann einfach machen. Wer sich selbst kennt und gefällt, kann auch selbständig für Frühlingsgefühle sorgen. Taucht noch jemand auf, mit dem man sie teilen kann: umso schöner.