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Tabu: Eine Gynäkologin gibt Antworten auf Sexfragen
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Raus aus der Tabuzone

Tabu: Eine Gynäkologin gibt Antworten auf Sexfragen

Selbstbefriedigung, Analverkehr, Gerüche im Intimbereich: Weil solche Sexfragen offen besprochen werden sollten, holen wir sie raus aus der Tabuzone und fragen Gynäkologin Dr. Eva Lunzer-Mühl um Rat.

Dr. Eva Lunzer-Mühl ist Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe. ACTIVE BEAUTY hat sie Tabufragen zum Thema Sex beantwortet, die man sich so vielleicht nicht stellen traut.

Wissen ist Macht. Besonders dann, wenn es um den eigenen Körper und die Gesundheit geht. Trotzdem haben viele Frauen Hemmungen, gewisse Themen bei ihrer Gynäkologin oder ihrem Gynäkologen anzusprechen. Wir finden: Peinlich gibt’s nicht – und klären hier deshalb mit Frauenärztin Dr.in Eva Lunzer-Mühl wichtige Fragen, die sich wohl die meisten schon mal gestellt haben.

Schadet eine Intimrasur oder Haarentfernung im Intimbereich?

Schamhaare haben grundsätzlich die Funktion, den empfindlichen Intimbereich vor übermäßiger Reibung und vor Keimen zu schützen, da diese eher in den Haaren hängen bleiben. Ob die Haare entfernt werden oder nicht, ist Geschmackssache. Nachdem die Haut im Intimbereich sehr empfindlich ist, sollte man bei der Rasur einiges beachten, um Verletzungen oder Irritationen der Haut und als Folge Entzündungen, eingewachsene Haare und „Pickel“ zu vermeiden: Nassrasur mit einer scharfen Klinge, mildem Rasierschaum und warmem Wasser sorgt dafür, dass die Haut geschmeidig bleibt, sich die Poren öffnen und Haare weniger einwachsen. Danach sorgen kühlende, alkoholfreie Lotionen und Baumwollunterwäsche dafür, dass die Haut nicht gereizt wird. Bei der chemischen Haarentfernung mittels Creme können deren Inhaltsstoffe ebenfalls Hautirritationen und möglicherweise allergische Reaktionen hervorrufen. Waxing oder Sugaring können unter Umständen sehr schmerzhaft sein und die obere Hautschicht schädigen. Wenn es im Intimbereich juckt oder brennt, kann die richtige Pflege helfen: Hautberuhigende und antientzündliche Lotions oder Gels z.B. mit Aloe vera können lindernd wirken. In seltenen Fällen kommt es durch eingewachsene Haare oder andere Hautverletzungen zu schmerzhaften Abszessen. Diese sollten unbedingt antibiotisch behandelt oder chirurgisch entfernt werden.

Erfahren Sie hier alles über Haarentfernung im Intimbereich und was Sie bei Rasierpickeln im Intimbereich tun können.

Meine Vulvalippen sind ungleich groß und stören mich, z.B. auch beim Sport – was kann ich tun?

So wie jeder Mensch einzigartig und individuell ist, so sind dies auch die Geschlechtsorgane jeder Frau. Unterschiedlich große Vulvalippen sind also völlig normal. Bei Sportarten wie Radfahren oder Reiten können große Vulvalippen zu Reibung, Schwellung und Druckschmerz führen. Hier helfen gepolsterte Sporthosen oder dickere Einlagen und fetthaltige Cremen, die die Haut geschmeidig halten. Hilft dies alles nicht oder ist die Belastung zu groß, gibt es die Möglichkeit einer operativen Schamlippenverkleinerung.

Ich habe ständig Ausfluss und bin unsicher, wie oft und womit ich meinen Intimbereich waschen soll ...

Eine kleine Menge eines weißlichen, geruchlosen Sekrets ist normal und Zeichen einer funktionierenden Vaginalflora. Intensiv riechender Ausfluss ist ein Zeichen, dass etwas nicht stimmt und sollte bei zusätzlichen Symptomen wie Schmerzen und Brennen auf jeden Fall abgeklärt werden. Hat man Probleme mit häufigen Scheideninfektionen, können Slipeinlagen oder Unterhosen mit synthetischen Fasern die Beschwerden verschlimmern oder immer wieder hervorrufen. Daher sollte in diesen Fällen eher auf Baumwollunterwäsche zurückgegriffen werden, die bei höheren Temperaturen gewaschen werden kann. Für die tägliche Hygiene reicht es aus, den Intimbereich mit klarem Wasser oder einer geeigneten Intim- pflege zu reinigen. Dabei sollten vor allem die Stellen zwischen den großen und kleinen Vulvalippen beachtet werden, um Talg und Sekret zu entfernen. Am besten eignet sich ein pH-neutrales und mildes, nicht parfümiertes Waschgel, um den empfindlichen Säurehaushalt der Scheide nicht zu stören.

Ich habe Angst, im Intimbereich nicht gut zu riechen und zu schmecken. Was kann ich tun?

Eine gesunde Vagina riecht von Natur aus leicht säuerlich. Das ist ganz normal und „gut“. Für viele Menschen ist der Geruch des Intimbereichs sehr erregend. Eine unangenehme Veränderung bei Geruch, Konsistenz oder Farbe des Ausflusses deutet meistens auf Infektionen oder hormonelle Schwankungen hin und sollte unbedingt abgeklärt werden. Wichtig beim Waschen: Weniger ist mehr! Sanfte Reinigung mit Wasser oder milden Intimwaschlotionen reicht völlig aus. Probiotika können helfen, die Scheidenflora ins Gleichgewicht zu bringen. Baumwollunterwäsche und Handtücher am besten bei 60 Grad in der Maschine waschen.

Hier gibt’s noch mehr Infos zum Thema Intimpflege bei Frauen.

Meine Scheide ist manchmal trocken, woher kommt das?

Scheidentrockenheit ist ein klassisches Symptom der Wechseljahre, bedingt durch den Abfall der natürlichen Östrogene wegen des langsamen Nachlassens der Eierstockfunktion. Die Befeuchtung der Scheide und somit auch die Elastizität des Gewebes sind gestört, was manchmal zu Jucken und Brennen führt. Aber auch chronische Leiden wie Diabetes, Durchblutungsstörungen oder onkologische Erkrankungen können Scheidentrockenheit auslösen. In jungen Jahren können hormonelle Veränderungen in Schwangerschaft und Stillzeit oder durch Verhütungsmittel wie die Pille der Grund sein. Hormonfreie Gels oder Cremen befeuchten und pflegen die Vaginalhaut und machen sie wieder geschmeidig. Ist ein Östrogenmangel die Ursache für Scheidentrockenheit, hilft in Absprache mit der Ärztin oder dem Arzt die Anwendung von östrogenhaltigen Vaginaltabletten, Zäpfchen oder Cremes. Dadurch wird das natürliche Hormon lokal ersetzt und die Durchblutung und Elastizität der Schleimhaut gefördert.

Ich glaube, mein Beckenboden ist schwach – und habe Angst vor Inkontinenz. Was kann ich tun?


Ein schwacher Beckenboden, wie er nach Schwangerschaft und Geburt sowie im Alter auftreten kann, äußert sich durch verschiedene Symptome und Schweregrade: Grad I bedeutet leichte Inkontinenz mit Harnverlust beim Lachen, Husten oder Niesen, Heben oder als Nachtröpfeln beim Toilettengang. Bei Grad II kommt es zu unwillkürlichem Harnverlust beim Gehen, Bergabgehen oder Aufstehen. Grad III, die schwere Form der Inkontinenz, bedeutet unkontrollierbarer Harnverlust auch im Liegen. Viele Mütter haben ein paar Monate nach der Geburt Probleme mit Harnverlust. Bleiben die Beschwerden bestehen, spricht man von Stressinkontinenz. Die gute Nachricht: Für einen kräftigen Beckenboden ist es nie zu spät. Im Alltag kann man überall unbemerkt die Muskeln trainieren, indem man diese mehrmals hintereinander fest anspannt und wieder loslässt. Auch beim Heben von schweren Gegenständen sollte der Beckenboden bewusst angespannt werden. Nach Schwangerschaft und Geburt kann man in Rückbildungskursen wieder ein Gespür für den Beckenboden bekommen. Sportarten wie Yoga und vor allem Pilates sind ideal, um den Beckenboden zu stärken.

Erfahren Sie mehr über Blasenschwäche und wie man mit gezieltem Beckenbodentraining gegensteuern kann.

Ich habe manchmal Schmerzen beim Sex –
ist das normal?

Prinzipiell sollte Sex schmerzfrei und angenehm sein. Schmerzen beim Sex können vielfältige organische, aber auch psychische Ursachen haben. Häufig sind Vulva- und Vaginalinfektionen, Scheidentrockenheit oder eine Senkung der Scheide und Gebärmutter verantwortlich. Auch akute sowie chronische Entzündungen der Eileiter oder Eierstöcke und Vernarbungen im Bauchraum, z.B. nach Kaiserschnitt oder anderen Bauchoperationen, sowie Endometriose können Schmerzen verursachen. Die gutartigen Wucherungen von Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter führen zu entzündlichen Vernarbungen vor allem an den Bändern im tiefen Becken. Ein gynäkologischer Check-up kann Erkrankungen, Entzündungen oder Infektionen der Scheide oder Eierstöcke ausschließen. Manchmal rühren die Schmerzen daher, dass die Frau beim Eindringen noch nicht erregt genug und die Scheide noch nicht ausreichend befeuchtet ist. Manche Frauen haben eine nach hinten Richtung Kreuzbein geknickte Gebärmutter, das kann bestimmte Stellungen unangenehm machen. Ein Stellungswechsel oder Gleitgel helfen. Stehen Traumata, Ängste oder psychische Ursachen im Vordergrund, hilft eine sexualtherapeutische Beratung.

Welche Geschlechtskrankheiten sind die häufigsten – und woran merke ich, dass ich vielleicht eine habe?

Infektionen mit Humanen Papillomviren (HPV) oder Chlamydien gehören zu den häufigsten Geschlechtskrankheiten bei Frauen. Die Infektion mit Zweiteren kann völlig symptomlos verlaufen und dann führen erst Folgeerscheinungen wie Zellveränderungen am Gebärmutterhals, chronische Unterbauchschmerzen oder Unfruchtbarkeit zur Diagnose. Auch deshalb ist der regelmäßige Besuch bei der Gynäkologin oder dem Gynäkologen, die entsprechende Kontrollen durchführen, so wichtig! HPV kann neben gutartigen Hautwucherungen zu bösartigen Zellveränderungen am Gebärmutterhals führen. Genitaler Herpes erzeugt schmerzhafte Bläschen in der Genitalregion. Die Viren können zeitlebens in den Nervenwurzeln überleben und durch Stress oder Immunschwäche immer wieder reaktiviert werden. Aber auch die „klassischen“ Geschlechtskrankheiten wie Gonorrhoe oder Syphilis nehmen wieder zu. Auslöser können Bakterien, Viren oder auch Parasiten sein, die durch sexuellen Kontakt übertragen werden. Symptome einer Geschlechtskrankheit sind meist Schmerzen, vermehrter Ausfluss, Lymphknotenschwellungen in der Leiste und Bläschen oder Warzen auf der Haut. Unbehandelte Infektionen können zu chronischen Unterbauchschmerzen, Vernarbungen und Unfruchtbarkeit führen und man steckt vielleicht den Partner oder die Partnerin an. Leider werden in Österreich auch nach wie vor 300 bis 500 Menschen jährlich neu mit HIV diagnostiziert. Vor einer Ansteckung schützt Safer Sex mit Kondom. In einer festen Partnerschaft kann zur Sicherheit der STD-Status (für „Sexually Transmitted Disease“) durch einen Test abgeklärt werden.

Kann ich durch Oralsex eine Geschlechtskrankheit bekommen?

Das Risiko besteht tatsächlich. HIV, Herpesviren, HPV oder auch Erreger von Gonorrhoe und Syphilis gelangen über kleine Verletzungen oder direkten Kontakt mit der Mundschleimhaut in den Körper. Herpesviren können vom Mund auf das Genital und umgekehrt übertragen werden. Kondome oder Lecktücher bieten Schutz. In Österreich gibt es außerdem eine kostenlose HPV-Impfung bis zum 30. Lebensjahr, die vor einigen Virenstämmen schützen kann. Sicher ist sicher!

Erfahren Sie hier noch mehr über sexuell übertragbare Krankheiten.

Beeinflusst die Pille meine Libido?

Möglicherweise. Natürlich schwankt die Lust auf Sex je nach Zyklusphase, und vor dem Eisprung steigt die Libido oft spürbar an. Die Pille unterdrückt dieses hormonelle Auf und Ab, weshalb manche Frauen von einer geringeren Lust berichten. Es gibt aber keine eindeutigen Studien dazu – jede Frau reagiert individuell auf hormonelle Verhütung.

Erfahren Sie, worauf es ankommt, wenn Sie die Pille absetzen möchten, und welche Verhütungsmethoden für junge Frauen es gibt.

Ist es normal, wenn meine Brüste beim Sex empfindlich sind oder schmerzen?

Ja, die Brustwarzen reagieren auf Berührung und Erregung oft besonders sensibel, was als angenehm oder eben auch als schmerzhaft empfunden werden kann. In der zweiten Zyklushälfte kann es durch Wassereinlagerungen zudem zu Spannungsgefühlen kommen. Falls die Schmerzen sehr stark oder einseitig auftreten, kann es hilfreich sein, das von einer Ärztin oder einem Arzt abklären zu lassen.

Ich würde Analsex gern ausprobieren – ist er ungesund oder gefährlich?

Wenn beide Partner Lust darauf haben, ist das völlig in Ordnung! Wichtig ist, sich Zeit zu nehmen, gut zu kommunizieren und ausreichend Gleitgel zu verwenden, denn die Haut um den Anus ist empfindlich. Vorsicht ist geboten, um kleine Risse oder Überdehnungen zu vermeiden, die unangenehm sein können. Ein Kondom ist hier besonders empfehlenswert, da das Risiko für sexuell übertragbare Krankheiten beim Analverkehr erhöht ist. Und nicht vergessen: Falls danach vaginaler Sex folgt, unbedingt ein frisches Kondom verwenden!

Ist Sex während der Periode schädlich? Kann er gegen Krämpfe helfen – oder verstärkt sich die Blutung dadurch?


Nein, er ist nicht schädlich, und medizinisch spricht nichts dagegen. Tatsächlich kann Sex helfen, Verspannungen zu lösen, da bei Erregung und Orgasmus Endorphine freigesetzt werden. Allerdings haben viele Frauen mit starken Regelschmerzen in dieser Zeit wenig Lust. Wer dennoch nicht verzichten möchte, kann auf spezielle Soft-Tampons oder Menstruationsschwämmchen zurückgreifen, die das Blut vorübergehend aufnehmen. Bitte beachten: Während der Blutung ist der Muttermund leicht geöffnet, was das Risiko für Infektionen vor allem bei ungeschütztem Verkehr erhöhen kann – man sollte also besonders auf die Hygiene achten und ein Kondom verwenden.

Ich habe Hemmungen, mich selbst zu befriedigen. Was könnte helfen? Vermindert Selbstbefriedigung meine Lust auf Sex mit anderen Menschen?

Sich Zeit zu nehmen und spielerisch herauszufinden, was sich gut anfühlt, ist eine wunderbare Möglichkeit, den eigenen Körper besser kennenzulernen und Hemmungen abzubauen. Sinnliche Musik, erotische Lektüre oder Sextoys können dabei helfen, in Stimmung zu kommen. Und keine Sorge, dass Selbstbefriedigung nur noch zu Solo-Sex führt! Im Gegenteil: Wer weiß, was einem selbst Lust bereitet, kann das auch in der Zweisamkeit gezielt einbringen.

Erfahren Sie hier mehr zum Thema Sex unter der Dusche.

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